COL@WPG: Werner rettet gegen Roslovic

Wenn Adam Werner fit bleiben sollte und jeden Abend so spielt, wie er es am Dienstag beim Auswärtsspiel gegen die Winnipeg Jets getan hat, dann hätte Colorado Avalanche Trainer Jared Bednar weniger Sorgenfalten im Gesicht.

Der 22-jährige Schwede, den die Avalanche im NHL Draft 2016 in der fünften Runde an insgesamt 131. Stelle gedraftet hatten und eigentlich nur der dritte Torhüter ist, kam unverhofft bereits nach 31 Sekunden der Partie zu seinem NHL-Debüt und wehrte alle 40 auf ihn abgefeuerten Schüsse souverän ab. Lohn war ein verdienter Shutout beim 4:0-Sieg von Colorado in Winnipeg, der allerdings in den Statistiken so nicht geführt wird, nachdem er nicht das komplette Spiel absolvierte.
Als hätten die Avalanche nicht schon genug Probleme, wichtige Leistungsträger zu ersetzen, nachdem zwei Drittel der ersten Reihe in den Personen Mikko Rantanen und Gabriel Landeskog bereits länger ausfallen und später Stürmer Colin Wilson und Torhüter Philipp Grubauer (alle untere Körperhälfte) sowie Verteidiger Nikita Zadorov (gebrochener Kiefer) und Pierre-Edouard Bellemare (Gehirnerschütterung) hinzukamen.
*** ***Ähnliches: [Verletzungen zum Trotz - Avalanche als Team aus der Misere]
Die Begegnung gegen die Jets dauerte keine Minute, da musste der eigentliche Backup von Grubauer Pavel Francouz verletzt vom Eis, nachdem Jets-Stürmer Mark Scheifele in den ersten Sekunden in Richtung Tor zog, in einem Zweikampf mit Samuel Girard den Halt verlor und voll in den tschechischen Torhüter hineindonnerte. Dieser lag benommen auf dem Eis, blieb zunächst noch ein paar Momente, ehe er doch in die Kabine begleitet wurde.
"Natürlich war ich aufgeregt, als ich sah, dass er nicht weitermachen kann", erzählte Werner. "Aber ich hatte nicht lange Zeit, mir Gedanken zu machen. Ich wollte nur Spaß haben und mein Spiel spielen."
Und wie er Spaß hatte. Werner wurde der erste Torhüter der Avalanche seit Calvin Pickard am 16. Oktober 2014 gegen die Ottawa Senators, der sein Debüt mit einer Einwechslung gab und stoppte alle Schüsse der Jets, teilweise sehr reaktionsschnell.
"Überragend, ich meine wir hatten keine Ahnung, wozu er in der Lage wäre", räumte Stürmer Nathan MacKinnon ein, der mit zwei Toren und zwei Assists an allen Toren beteiligt war. "Wir haben nur ein paar Mal im Training und im Morning Skate auf ihn geschossen. Er ist ein Zocker. Er hat nicht sehr nervös und sehr ruhig ausgesehen. Er kam immerhin aus der Schwedischen Elite League und war in der letzten Saison wirklich überragend dort. Welch ein Auftritt von ihm und ein großartiger Start in seine NHL-Karriere."
Werner ist in seinem ersten Jahr in Nordamerika und er absolvierte neun Spiele mit dem Farmteam der Avalanche in der AHL, den Colorado Eagles, ehe er nach der Verletzung von Grubauer am Donnerstag erstmals zu den Avalanche berufen wurde. Für die Eagles kam Werner auf fünf Siege und vier Niederlagen mit einem Gegentorschnitt von 2,88 pro Spiel und einer Fangquote von 90,8 Prozent.
"Er war überragend", schwärmte auch Trainer Bednar. "Er machte die Saves zu jeder Zeit, 5 gegen 5, einige Gegenzüge, Powerplay, er hat wirklich solide und bereit für den Puck. Manchmal wird man in die Hitze der Schlacht geworfen, wenn man es nicht erwartet. Er hatte eine großartige Performance und unsere Jungs waren alle begeistert. Wir freuen uns wirklich für ihn."

WernerSolo1113

Werner spielte bereits drei Jahre im Herrenbereich in Schweden und bringt von dort schon einige Erfahrungen mit. "Ich spielte in Schweden viele Spiele und verschiedene Arten von Spielen", betonte er. "Ich wurde schon mitten im Spiel eingewechselt und auch ausgewechselt sowie habe von Beginn an einige in Folge gespielt. Das hilft mir viel."
Zwei Spielzeiten absolvierte er für Bjorkloven in der zweiten Liga, ehe er vor der Saison 2018/19 in die erste Liga zu Farjestad BK wechselte und sich dort mit einem Kollegen in der Starterposition abwechselte. Seine Bilanz lautete 15-6-3 mit einem starken Gegentorschnitt von 2,02 pro Spiel und einer sehr guten Fangquote von 92,6 Prozent.
Werners Auftritt war ein rares Ereignis, denn er wurde zum ersten Torhüter in der 40-jährigen Geschichte der Avalanche-/Quebec Nordiques-Franchise, der sein NHL-Debüt gewinnen konnte, nachdem er eingewechselt wurde. Er ist der vierte Torhüter mit einem Sieg in seinem Debüt in der Geschichte der Avalanche (seit 1995/96) und erste seit Vitaly Kolesnik am 7. Dezember 2005 (außerdem: David Aebischer am 18. Okt. 2000 und Peter Budaj am 8. Okt. 2005). Er ist weiterhin der neunte NHL-Torhüter, der in seinem ersten Einsatz 40 oder mehr Saves verbuchte, seitdem die Statistik mit dem Beginn der Saison 1955/56 eingeführt wurde.
Die neuesten Nachrichten aus der NHL auf Twitter bekommst Du bei [@NHLde]
"Man muss einen Traum haben und den Traum jederzeit vor Augen haben", sinnierte Werner über eines seiner Lebensmottos. "Arbeite dafür und sei selbst vorbereitet, wenn es passiert."
Gut möglich, dass die Avalanche Werners Dienste auch noch in den kommenden Spielen bei den Edmonton Oilers am Donnerstag und den Vancouver Canucks am Samstag benötigen. Dann kann der Traum gleich weitergehen und bange sollte den Verantwortlichen und Mitspielern dann keineswegs sein.