TBL@NYR, Sp5: Palat fälscht ihn entscheidend ab

Der Siegtreffer fiel spät. Lediglich 110 Sekunden waren noch zu spielen, als Mikhail Sergachev den Puck von der blauen Linie aus in Richtung Tor beförderte und Ondrej Palat den Schuss unhaltbar zum 2:1 für die Tampa Bay Lightning abfälschte. "Wir hatten gerade einen guten Shift", sagte Palat. "Es waren noch zwei Minuten übrig, und ich ging vor das Netz und es traf meine Kniescheibe. Es war ein großartiger Schuss von 'Sergie'."

Überhaupt war Sergachev der auffälligste Mann des Spiels. Der Verteidiger hatte in Spiel 5 des Eastern Conference Finales 2022 für seine Farben bereits zuvor das 1:1 gegen die New York Rangers per Distanzschuss erzielt und dadurch den Rückstand egalisiert. Bemerkenswert: Für Sergachev war dies der erste Treffer in den diesjährigen Stanley Cup Playoffs. Sein Verteidiger-Kollege Victor Hedman lobte: "Das war einfach riesig für uns. Genau das braucht man in der K.o.-Phase. Man braucht solche Jungs, um durchzukommen, und Sergachev hat großartiges Eishockey gespielt. Ich bin froh, dass er es in die Torschützenliste geschafft hat."

TBL@NYR, Sp5: Sergachev trifft aus der Ferne

Der Gefeierte selber war voller Euphorie. "Ich habe nicht viele Tore geschossen, aber es fühlte sich auf jeden Fall großartig an", sagte der 23-Jährige danach. "Ich glaube nicht, dass ich so etwas zuvor erlebt habe. Es ist einfach ein wirklich gutes Gefühl, dem Team dabei zu helfen, das Spiel zu gewinnen." Laut des Defensivspezialisten resultierte das entscheidende Tor aus dem Training: "Es ist einfach ein Spielzug, den wir die ganze Zeit üben. Die Jungs gehen ans Netz und der Verteidiger schießt den Puck. Wie 'Stammer' sagte, du machst das immer wieder und du wirst irgendwann dafür belohnt werden. Die Jungs haben sich heute Abend belohnt."
Sein Kompliment galt vor allem den erfahrenen Routiniers, die ihre Mannschaft trotz des zwischenzeitlichen 0:2-Rückstandes in der Serie gut durch das bisherige Eastern Conference Finale geführt haben: "Wir haben eine großartige Gruppe von Führungskräften in unserem Team, die sicherstellen, dass wir vor und nach Spielen wie diesem die richtige Einstellung beibehalten", erklärte er.
Brandon Hagel sorgte für die endgültige Entscheidung, als er 59 Sekunden vor Spielende in das leere Tor zum Endstand traf. Es war ein insgesamt ausgeglichenes Spiel, in dem die Lightning mit 27 Torschüssen zwei Abschlüsse mehr hatten als der Gegner und schlussendlich vor allem effektiver gewesen sind. "Ich denke, wir haben zu unserem Spiel zurückgefunden", lautete die Feststellung von Hedman. "Wir sind außerhalb der Box geblieben. Ich denke, wir haben gute Arbeit geleistet und waren vor allem beim 5-gegen-5 sehr diszipliniert. Dort sind wir meiner Meinung nach am besten. Es war eine gute Teamleistung heute."
Palat hat durch seinen Treffer zum 2:1 im dritten Spiel hintereinander getroffen. Dadurch hat er seine längste Tor-Serie in den diesjährigen Playoffs ausgebaut und die zweitlängste in seiner Karriere vorzuweisen. Im Jahre 2020 hatte er sogar in fünf aufeinanderfolgenden Playoff-Spielen getroffen. Palat konnte sich nun in sieben der letzten acht Spiele in die Scorerliste (5-4-9 Punkte) eintragen und führt die teaminterne Playoff-Torschützenliste mit acht Treffern an.
Dennoch gab er sich bescheiden und wollte seine Bilanz nicht in den Vordergrund stellen. "Ich versuche, jedes einzelne Spiel auf die gleiche Weise zu spielen", erklärte er. "Manchmal zeigt sich das in der Torschützenliste, manchmal nicht. Manchmal habe ich ein besseres Spiel, wenn ich keine Punkte habe. Und hin und wieder habe ich ein paar Punkte und dieses Spiel war gar nicht so toll. Ich habe ein paar Tore erzielt, aber ich beurteile mein Spiel nicht nach den Punkten und solchen Sachen."
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Möglicherweise ist es nicht zuletzt diese Bescheidenheit, die Tampa Bay als Mannschaft derzeit auszeichnet und zu einem echten Siegerteam macht. In Spiel 6, welches am Samstag (8 p.m. ET; NHL.tv; So. 2 Uhr MESZ) stattfindet, könnten sich die Titelverteidiger mit dem vierten Sieg in Folge bereits zum dritten Mal hintereinander für das Stanley Cup Finale qualifizieren. Sie wären das erste Team seit den New York Islanders, die von 1980 bis 1984 fünf Mal hintereinander das Finale erreichten, dem dies gelingt.
Hedman rechnet mit einer starken Gegenwehr von den Rangers, blickt aber dennoch zuversichtlich nach vorne: "Wir erwarten ihr bestes Spiel in den Playoffs. Aber wir erwarten auch, dass wir ebenfalls auf diesem Niveau sind. Wir waren erfolgreich, als wir die Gelegenheit hatten, Teams zu eliminieren. Und jetzt haben wir wieder die Chance, nach Hause zurückzukehren. Sie müssen ihr bestes Spiel zeigen, denn sie stehen jetzt mit dem Rücken zur Wand. Auch wir werden alles geben."
Die Historie spricht jedenfalls für Tampa Bay: Wenn eine Best-of-Seven-Serie bei 2:2 steht, hält der Gewinner von Spiel 5 einen Serienrekord von 223:61 (78,5 Prozent). In den diesjährigen Playoffs setzte sich das Siegerteam in vier von sieben Fällen durch. Grundsätzlich halten Teams mit einem 3:2-Vorsprung in einer Best-of-Seven-Serie eine Bilanz von 337:92 (78,6 Prozent).