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Die Toronto Maple Leafs haben gegenüber vielen anderen Mannschaften aus der NHL den Vorteil, dass sie den dritten Platz in der Atlantic Division einnehmen und sich deswegen innerhalb der Playoff-Ränge befinden. Allerdings standen vor der Partie am Samstag im Canadien Tire Centre gegen die Ottawa Senators nur zwei Siege aus den letzten zehn Spielen zu Buche und deswegen lag eine bedrohliche Tendenz über den Maple Leafs, die alles zuvor erreichte zunehmend in Gefahr brachte.

Das spitzte sich zu, als es nach 40 Minuten Spielzeit 3:1 für die Hausherren aus der kanadischen Hauptstadt stand. Die Senators sind zwar als letztjähriger Eastern Conference Finalteilnehmer nur denkbar knapp an der Finalserie um den Stanley Cup vorbeigeschrammt, doch hinken sie in dieser Saison ihren Ansprüchen stark hinterher und nehmen nur den vorletzten Platz in der Conference ein.
Zeit ein Zeichen zu setzen, dachte sich Leafs-Veteran Patrick Marleau, der in der zweiten Pause in der Kabine das Wort an seine Teamkollegen richtete, um sie aufzurütteln. Realistisch gesehen ist anzumerken, dass wir hier nicht darüber berichten würden bzw. diese überhaupt nicht bekannt geworden wäre, hätten die Maple Leafs das Spiel nicht durch drei Tore von Auston Matthews, Mitchell Marner und Connor Carrick im dritten Drittel gedreht und ihre Negativserie von zuvor vier Niederlagen gestoppt.

Mit anderen Worten, es gab sicher schon häufiger Kabinenpredigten von Spielern, die nicht gefruchtet haben oder wer weiß, wie es ausgegangen wäre, hätte Marleau das Wort nicht ergriffen?
Doch die Fakten liegen auf der Hand und daran gilt es sich zu orientieren. "Die Nachricht war: genug ist genug", erzählte der Torschütze Carrick über die Ansprache. "Wir müssen mehr füreinander arbeiten und sichergehen, dass wir die guten Pässe spielen. Ich denke, es war eine positive Reaktion im dritten Drittel. Wir waren bissiger."
Jungstar Auston Matthews, der ebenfalls ein Tor zur Aufholjagd beitrug, war beeindruckt von der Aktion Marleaus. "Wenn Jungs wie Patrick Marleau heraustreten und etwas in der Kabine sagen, dann hören alle zu", verdeutlichte Matthews. "Er hat das wirklich sehr einfühlsam gemacht, aber wenn er etwas sagt, dann musst du einfach zuhören und das hat den Stein ins Rollen gebracht."
Der Vortragende selbst sieht seinen Anteil ganz bescheiden als eher gering an. "Ich habe ihnen nicht unbedingt etwas erzählt, was sie nicht ohnehin schon wussten", merkte Marleau an. "Es war eine großartige Leistung, im dritten Drittel zurückzukommen und die zwei Punkte mitzunehmen, die wir gebraucht haben, um die wieder in die richtige Richtung zu gehen. Es war ein erster Schritt dazu. Man will so etwas eigentlich nicht tun. Besser wäre es, wenn es von selbst läuft, ohne Kabinenpredigt."

Bereits am Donnerstag nach der Niederlage gegen die Philadelphia Flyers hatte Torhüter Frederik Andersen das Wort an die Mannschaft ergriffen. Eine Aktion, die von Trainer Mike Babcock positiv aufgenommen wurde, ebenso wie die von Marleau.
"Diese Dinge sind wirklich wichtig", betonte Babcock. "Wenn Spieler sich an das Team wenden, für sich vereinnahmen und davon überzeugt sind, was sie sagen, dann ist das gut für die Mannschaft. Ich war beeindruckt von dem, was heute passiert ist."
Ob die Ansprache auch noch bis Montag nachwirkt, wenn die Colorado Avalanche mit neun Siegen im Rücken in Toronto antreten, und die Maple Leafs wieder in ruhigeres Fahrwasser steuern, wird sich noch zeigen müssen.