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Nach der spektakulären, aber mit 31 ausgewählten Spielern überschaubaren ersten Runde beim NHL Draft 2018 am Freitag, ging es am Samstag im American Airlines Center in Dallas deutlich betriebsamer zu. Sechs weitere Durchgänge standen am zweiten Tag auf dem Programm, in denen sich die 31 Klubs der Liga die für ihre jeweiligen Bedürfnisse passenden Talente sichern konnten.

Diesmal verging eine ganze Weile, ehe der erste Spieler aus dem deutschsprachigen Raum den Zuschlag erhielt. Am Ende waren es mit den Schweizern Nico Gross, Philipp Kurashev, Akira Schmid, Tim Berni und dem Deutschen Justin Schütz fünf Akteure.
Den ersten Zug hatten erneut die Buffalo Sabres. Dabei blieben sie ihrer Linie vom Vortag treu und riefen mit Matthias Samuelsson wieder einen Verteidiger auf. Der Vater des in den USA geborenen Spielers ist der Schwede Kjell Samuelsson, der für die New York Rangers, die Philadelphia Flyers und die Tampa Bay Lightning 813 NHL-Begegnungen bestritt.
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Was sich zum Auftakt des Drafts abgezeichnet hatte, setzte sich in der zweiten Runde nahtlos fort: Defensivspieler standen besonders hoch im Kurs. Unter den ersten zehn Spielern, auf die am Samstag die Wahl fiel, waren fünf Verteidiger. Neben Samuelsson handelte es sich um Jared McIsaac (Detroit Red Wings), Jett Woo (Vancouver Canucks), Alexander Romanov (Montreal Canadiens) und Bode Wilde (New York Islanders).
Stark nachgefragt waren darüber hinaus Angreifer für den rechten Flügel. Auf den Gesamtpositionen 33 bis 35 landeten mit Jonatan Berggren (Red Wings), Serron Noel (Florida Panthers) und Jesse Ylonen (Candiens) nacheinander drei Spieler, die diese Position ausfüllen.
An 39. Stelle fand der erste Torhüter beim NHL Draft 2018 einen Abnehmer. Die New York Rangers zogen den Schweden Olof Lindbom, der sich mit seinen Leistungen bei den Junioren von Djurgarden für die NHL empfohlen hatte. Mit ihm wollen die Rangers offensichtlich einen Nachfolger für ihren altgedienten schwedischen Schlussmann Henrik Lundqvist aufbauen. Der Schachzug folgt zwar aufgrund Lindboms Herkunft einer gewissen Kontinuität, ist jedoch dahingehend erstaunlich, dass der Nachwuchskeeper auf der Liste der europäischen Goalies lediglich auf Platz fünf eingestuft war.
Äußerst spät stiegen die Pittsburgh Penguins in den diesjährigen Draft ein. Nachdem sie ihr Erstrundenwahlrecht an die Ottawa Senators abgetreten hatten, die es an die Rangers weiterreichten, kamen sie erst bei Pick Nummer 53 an die Reihe. Mit Calen Addison holten sie sich einen Verteidiger. Eine plausible Entscheidung, da dieser Bereich die größte Baustelle in der Organisation der Penguins darstellt.

Weit länger warten als von den Fachleuten prognostiziert mussten Defensivmann Adam Ginning (Philadelphia Flyers/Gesamtposition 50) sowie die beiden Center Akil Thomas (Los Angeles Lakers/51) und Jacob Olofsson (Canadiens/56). Alle drei galten vor Beginn des Drafts aufgrund ihrer Einstufung durch das NHL Central Scouting als ziemlich sichere Erstrunden-Kandidaten. Von daher dürften sie wegen des lang anhaltenden Desinteresses der Klubs eine gewisse Enttäuschung verspürt haben.
Bis zur vierten Runde dauerte es, bevor mit Nico Gross der zweite deutschsprachige Spieler beim NHL Draft 2018 ausgewählt wurde. Der Schweizer Verteidiger bekam an 101. Stelle den Zuschlag von den Rangers. Für die Oshawa Generals aus der OHL schoss Gross 2017/18 in 58 Spielen vier Tore und lieferte zehn Vorlagen. Er wurde zudem ins Rookie-Team der Liga berufen und erinnert vom Spielstil an seinen Landsmann Roman Josi von den Nashville Predators.
Oshawas Vizepräsident und General Manager Roger Hunt lobte seinen Schützling. "Nico hat sich sofort in unser Team eingefügt und gezeigt, dass er die nordamerikanische Spielweise glänzend beherrscht. Das hat ihn für die NHL interessant gemacht."
Ebenfalls in Runde vier (Gesamtposition 120) schaffte der Schweizer Stürmer Philipp Kurashev den Sprung zu einem NHL-Klub. Die Chicago Blackhawks reservierten sich die Dienste des jungen Mannes von den Québec Remparts aus der QMJHL. Der geborene Münsinger aus dem Berner Land erreichte dort in der letzten Saison in 59 Spielen 60 Punkte (19 Tore, 41 Vorlagen) und war damit zweitbester Scorer der Mannschaft.
Akira Schmid könnte die große Tradition der Schweizer Torhüter in der NHL fortsetzen und in die Fußstapfen von David Aebischer, Martin Gerber, Jonas Hiller und Reto Berra treten. So weit ist es jedoch noch lange nicht. Zunächst einmal muss der in der fünften Runde an Gesamtposition 136 von den Devils gedraftete Torwart den Übergang von den Junioren zu den Profis schaffen. Schmid stand zuletzt in der U20 von Langnau zwischen den Pfosten.
In der sechsten Runde (Gesamtposition 159) entschieden sich die Columbus Blue Jackets für den Schweizer Defensivspieler Tim Berni. Er war vorige Saison bei GCK Zürich unter Vertrag und verbuchte dort in der zweitklassigen NLB in 36 Spielen fünf Tore und zehn Assists. Darüber hinaus hatte er acht Einsätze in der NLA für die ZSC Lions, blieb allerdings ohne Punkt.
Schließlich kam mit Justin Schütz noch ein deutscher Stürmer bei den Florida Panthers unter. Sie zogen ihn in der sechsten Runde an Gesamtposition 170. Der in Kassel geborene Linksaußen lief in der tschechischen Juniorenliga für RB Hockey Akademia auf und hatte dort 2017/18 nach 40 Spielen 62 Punkte (24 Tore, 38 Assists) auf dem Konto.
In der siebten und letzten Runde setzten die Arizona Coyotes noch einmal ein kleines Highlight. An Gesamtposition 189 drafteten sie mit Liam Kirk den ersten in England geborenen und ausgebildeten Spieler in der Geschichte der NHL. Der junge Mann konnte sein Glück kaum fassen. "Meinen Namen auf der Tafel zu sehen, war einfach unglaublich. Noch besser kam es, als mich der General Manager anrief. Ich habe heute ein wichtiges Etappenziel in meiner Karriere erreicht und will nun unbedingt in der NHL spielen", sagte Kirk.