Islanders ziehen durch 4:0-Sieg in zweite Runde ein

Die New York Islanders haben das Conference-Halbfinale im Osten erreicht. In Spiel 5 gegen die Washington Capitals gewannen sie am Donnerstag beeindruckend klinisch mit 4:0 und setzten sich somit in der Serie mit 4:1 durch. Unter Trainer Barry Trotz, der sein Ex-Team aus den Playoffs warf, ist New York zu einem in jeder Hinsicht ernstzunehmenden Gegner geworden.

Zwei Herzen schlagen in des Trainers Brust

Als sich Islanders und Capitals nach dem Spiel für den Handshake in einer Reihe aufstellten, wurde es emotional für den Mann, der New York gerade in die nächste Runde geführt hatte: Barry Trotz schüttelte die Hände von Alex Ovechkin, John Carlson, Niklas Backstrom, T.J. Oshie, Evgeny Kuznetsov, Tom Wilson, Dmitry Orlov, Jakub Vrana oder Braden Holtby. Spieler, mit denen zusammen er 2018 den Stanley Cup nach Washington gebracht hatte. Jetzt aber stand er auf der anderen Seite. Als Sieger. Und blickte in traurige Gesichter seiner ehemaligen Mitstreiter.

"Aus meiner Sicht sind diese Jungs Champions und werden das auch immer bleiben. Wenn du durch eine solche Serie gehst, gegen Spieler mit denen du viel Erfolg hattest, dann zerreißt es dich, denn du hast so viele gute Erinnerungen", machte Trotz kein Geheimnis um seine Gefühle. "Aber jetzt habe ich einen anderen Arbeitgeber und das Ziel war, meinen Ex-Klub zu besiegen. Das haben wir geschafft."

NYI@WSH, Sp5: Varlamov hilft Isles zum Sieg gg. Caps

Trotz: "Wir wollten sie frustrieren"

Seine Mannschaft hatte der 58-jährige Trainer perfekt auf die alten Kollegen eingestellt: Die Islanders verteidigten aufwendig und geschlossen als Mannschaft, ließen gegen einen verzweifelten Gegner nur 21 Schüsse zu, rieben diesen mit 46 (!) Checks regelrecht auf und entnervten ihn mit 31 (!) geblockten Schüssen.

"Genau so wollten wir spielen", sagte Trotz. "Die Spieler haben alles reingeworfen und die Vorgaben erfüllt. Mit der Führung im Rücken wollten wir sie frustrieren, sie früh zu stören und es ihnen richtig schwer machen. Wir haben den Job wirklich gut erledigt."

Mit Torwart Semyon Varlamov hatte New York zudem einen herausragenden Schlussmann zwischen den Pfosten (23 Saves, 100 Prozent Fangquote, dritter Karriere-Shutout in den Playoffs). Vorne richtete es der ebenfalls formstarke Anthony Beauvillier mit einem Doppelpack (11., 30.). Die beiden Empty-Net-Tore von Nick Leddy (58.) und Josh Bailey (59.) besorgten den Rest.

Beauvillier ragt heraus

Für die Szene des Spiels sorgte Beauvillier beim 2:0. Links neben dem Kasten nahm er einen Pass von Josh Bailey an, zog mit Tempo zum Tor und traf mit der Rückhand. Daraufhin hob er gegen Keeper Holtby ab und wurde am zweiten Pfosten von Wilson durch einen Check umgeworfen. Statt den verdienten Torjubel anzustimmen, blieb der 23-jährige Franko-Kanadier erstmal mit Schmerzen auf dem Eis liegen.

"Beim zweiten Treffer hat er den Preis dafür gezahlt, zum Tor zu ziehen, das hat er richtig gut gemacht", verteilte Vorlagengeber Bailey ein Sonderlob an den Matchwinner. "Es macht viel Spaß mit ihm zusammenzuspielen. Er hat sein Spiel auf ein neues Niveau gehoben und ist ein wichtiger Anführer für uns. Er hat schon ein paar wichtige Tore geschossen."

Sechs Stück um genau zu sein. Mit dieser Ausbeute ist Beauvillier zusammen mit Nazem Kadri (Colorado Avalanche), Bo Horvat (Vancouver Canucks), Joe Pavelski und Denis Gurianov (beide Dallas Stars) der Top-Torjäger in den Playoffs 2020.

"Darüber denke ich wirklich nicht nach", so Beauvillier. "Ich versuche einfach, da rauszugehen und mein Bestes zu geben, damit mein Team gewinnt. Darauf liegt schon seit Wochen mein Fokus und das hat bislang gut funktioniert."

NYI@WSH, Sp5: Beauvillier zieht zum Tor, schießt 2tes

Kühnhackl und Greiss außen vor

Auf wen die Islanders im Conference-Halbfinale treffen, steht noch nicht fest. "Wir werden es jetzt mit einem schweren Gegner zu tun bekommen, egal wer es wird", weiß Bailey.

Verlassen will sich New York dann erneut auf seinen Trainer. Zum zweiten Mal in Folge führte Trotz sein Team in die zweite Playoff-Runde. Das gab es bei den Islanders seit 1985 nicht mehr. Der Vater des Erfolgs ist der Coach. Nachdem Trotz 2014 von den Nashville Predators zu den Capitals gewechselt war, schaffte er es immer in die Playoffs: Viermal mit Washington, ehe er sich 2018 mit dem Stanley-Cup-Sieg Richtung New York verabschiedete, um dann die Islanders zweimal in die Endrunde zu coachen.

Dort soll es für die Mannschaft jetzt noch weit gehen. Dafür spricht die zweitbeste Defensive (1,67 Tore/Spiel) im bisherigen Verlauf der Playoffs sowie die Tiefe im Kader mit elf verschiedenen Torschützen. Für die beiden Deutschen Thomas Greiss (Backup für Varlamov) und Tom Kuhnhackl (trotz zweier personeller Wechsel in Spiel 5 nicht im Kader) dürfte es schwer werden, in die Aufstellung zu kommen.