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Erstmals seit 11 Jahren haben die Edmonton Oilers wieder eine Serie in den Playoffs um den Stanley Cup gewonnen. Durch den 3:1-Auswärtssieg am Samstagabend (Ortszeit) bei den San Jose Sharks entschieden sie das Erstrundenduell im Best-of-Seven-Modus mit 4:2 für sich. In der zweiten Runde treffen die Oilers auf die Anaheim Ducks, die sich ohne Mühe mit 4:0 gegen die Calgary Flames durchgesetzt hatten. Mit den Sharks blieb in der Auftaktrunde im Westen kein Geringerer als der letztjährige Stanley-Cup-Finalist auf der Strecke.

Wie schon in Spiel 5 am Donnerstag, besaß Leon Draisaitl erneut entscheidenden Anteil am Erfolg seines Teams. Und das trotz eines grippalen Infekts, der ihn und einige Mannschaftskameraden schwächte. Nach nicht einmal einer Minute im zweiten Abschnitt entwischte der Kölner den Sharks an der eigenen blauen Linie und schloss einen Alleingang zur wichtigen 1:0-Führung ab. Es war sein erster Treffer und insgesamt dritter Scorer-Punkt in den laufenden Playoffs.
Keine 60 Sekunden später erhöhte Rookie Anton Slepyshev auf 2:0, wiederum durch einen Konter aus der eigenen Zone heraus. Sharks-Verteidiger Paul Martin war zuvor ein kapitaler Stockfehler unterlaufen. Damit sicherte sich Slepyshev einen Eintrag in die Geschichtsbücher der Oilers. Er ist nun der dritte Rookie, dem das entscheidende Tor zum Gewinn einer Playoff-Serie gelungen ist. Vor ihm hatten das 1983 Jaroslav Pouzar und 1992 Josef Beranek geschafft.

Trotz aller Versuche gelang es den Sharks nicht mehr, dem Spiel eine Wende zu geben. Zwar schafften sie durch Patrick Marleau in der 53. Minute den Anschlusstreffer zum 1:2, doch die Oilers verteidigten den knappen Vorsprung mit Glück und Geschick. Die beste Ausgleichschance hatte wiederum Marleau. Sein Schuss sprang allerdings von der Latte an den rechten Innenpfosten und von dort zurück aufs Eis. Die allerletzten Zweifel an Edmontons Sieg und dem Weiterkommen in den Playoffs beseitigte Kapitän Connor McDavid. Mit letzter Kraft schob er den Puck von der Mittellinie mit der Rückhand in Richtung des verwaisten Sharks-Gehäuses, wo er 0,3 Sekunden vor dem Schlusssignal ins Netz trudelte.
Nach der Partie zeigte sich McDavid geschafft, aber glücklich. "Es ist hart, wenn man sieben Minuten vor dem Ende eine Zwei-Tore-Führung aus der Hand gibt. Dann bedeutet die verbleibende Zeit erfahrungsgemäß Stress pur", sagte er. Alles in allem sei der Erfolg gegen die Sharks aber kein Zufall gewesen. "Ich glaube, dass wir reifer sind, als uns das so mancher zugestehen will. Das hat man heute Abend deutlich gesehen", fügte der Spielführer hinzu.
Oilers-Coach Todd McLellan ist ebenfalls der Ansicht, dass sein Team in den Begegnungen gegen die Sharks enorm an Erfahrung gewonnen hat. "Wir haben gelernt, wie man sich erfolgreich durch eine Serie manövriert. Wir haben gelernt, wie man auf eine herbe Niederlage antwortet. Und wir haben gelernt, wie es ist, in einer feindseligen Umgebung zuspielen. Bis hierhin ist das schon eine ganze Menge gewesen. Dabei war das gerade mal die erste Runde. Je weiter man kommt, desto härter wird es", analysierte er.
Sein Trainerkollege von den Sharks, Peter DeBoer, fand trotz des Ausscheidens anerkennende Worte für seine Akteure. "Uns war klar, dass wir McDavid kontrollieren müssen. Die Jungs haben, was das angeht, einen fantastischen Job gemacht und ihn in den Spielen nur wenig zur Entfaltung kommen lassen. Letztlich sind dann aber die Ergänzungsspieler in die Bresche gesprungen und haben getroffen. Genauso war es bei uns im vergangenen Jahr, als wir durch die Playoffs marschiert sind", lautete seine Einschätzung.

San Joses Center Joe Thornton erwies sich ebenfalls als fairer Verlierer. "Hut ab, die Oilers haben eine tolle Serie gespielt", würdigte er den Kontrahenten. Als einen Grund für das frühe Ausscheiden seines Teams nannte der Stürmer die Verletzungsmisere seines Teams in diesem Jahr. "Aber das soll keine Entschuldigung sein", fügte er hinzu.
Thornton selbst fehlte in den ersten beiden Partien gegen die Oilers wegen einer Blessur am linken Bein, die er Anfang April im Hauptrunden-Match gegen die Vancouver Canucks erlitten hatte.
Es war in der Tat weniger das Verletzungspech für das frühe Ende aller Stanley-Cup-Hoffnungen verantwortlich, als vielmehr individuelle Fehler. Diese waren nicht nur bei den ersten beiden Gegentoren in Spiel 6 zu beobachten, sondern schon in den Partien zuvor. Mit Ausnahme des 7:0 in Spiel 4, gelang den Sharks keine einzige überzeugende Leistung über ein gesamtes Match hinweg. Vor allem die Routiniers wie Brent Burns, Kapitän Joe Pavelski oder Logan Couture blieben hinter ihren Möglichkeiten zurück. Nun müssen sie einen neuen Anlauf unternehmen, um sich ihren großen Traum vom Cup-Gewinn zu erfüllen.