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Dominik Kahun erlebt mit den Edmonton Oilers die ersten Stanley Cup Playoffs seiner Karriere. Im Exklusiv-Interview mit NHL.com/de spricht der 25-Jährige über seine ersten Erfahrungen, über die Eishockey-Begeisterung in Kanada und über die Superstars Connor McDavid sowie Leon Draisaitl.

Dominik, du hast mit den Edmonton Oilers das erste Playoff-Spiel gegen die Winnipeg Jets verloren. Worauf kommt es nun an, damit es in Spiel 2 besser läuft?
Ich bin der Meinung, dass wir im ersten Spiel nicht schlecht gespielt haben. Wir waren überlegen, haben aber leider nicht die Tore gemacht. Ich denke, das war ein typischer Start in die Playoffs. Beide Mannschaften waren ein bisschen angespannt und standen vor allem defensiv gut. Rebounds und abgefälschte Schüsse können entscheidend sein. Winnipeg war gegen uns besonders defensiv eingestellt, weil wir natürlich die beiden Top-Scorer der Liga haben.

EDM@MTL: Kahun nutzt Zuspiel von Draisaitl

Nun war das Spiel gegen die Winnipeg Jets das erste Playoff-Spiel deiner Karriere. Warst du dadurch besonders angespannt?
Ja, ich war ein bisschen angespannter und aufgeregter als sonst. Es ist natürlich ein bisschen anders, weil die Zuschauer fehlen. Es ist toll, wenn man sich die Spiele in den USA mit den Fans anschaut und sieht, wie es dort richtig abgeht. Ich würde gerne ein Playoff-Spiel in einer ausverkauften Halle erleben. Aber auch so fühlen sich die Playoffs anders an als ein normales Saisonspiel. Das Spiel ist schneller, es geht härter zur Sache und man kämpft um jeden Millimeter.
Leon Draisaitl kennst Du schon länger. Connor McDavid erlebst Du in dieser Saison erstmals als Mitspieler. Was zeichnet ihn aus?
Connor bietet einfach ein tolles Gesamtpaket und hat eine unglaubliche Gabe. Ob nun das Schlittschuhlaufen, seine Technik oder sein Schuss: Er ist in jeder Hinsicht speziell. Man kann ihn nur bewundern. Er ist nicht ohne Grund der beste Spieler der Welt.
Sind Leon Draisaitl und Connor McDavid ähnliche Charaktere?
Das kann ich schwer vergleichen, weil ich Leon schon so lange kenne und wir uns super verstehen. Connor kenne ich erst seit fünf Monaten. Aber auch mit ihm verstehe ich mich gut. Er ist eher ein ruhiger Typ, macht aber auch seine Späßchen in der Kabine.

EDM@MTL: Kahun lenkt McDavids Vorlage ins Tor

Und wer ist der Spieler, der in der Umkleidekabine zur Mannschaft spricht, wenn ein Spiel in die falsche Richtung läuft?
Als Kapitän sagt Connor McDavid dann natürlich etwas. Vor allem aber spricht unser Torwart Mike Smith als Routinier viel zur Mannschaft, weil er schon einiges erlebt hat. Überhaupt haben wir eine gute Truppe, in der viel miteinander geredet wird. Wir können in diesem Jahr etwas erreichen.
Sind die Edmonton Oilers ein Kandidat auf den Stanley Cup?
In den Playoffs ist alles möglich. Wir haben gezeigt, dass wir ein gutes Team haben. Trotz der Niederlage bin ich mir sicher, dass wir die Serie gegen die Winnipeg Jets für uns entscheiden. Es gibt aber viele starke Teams in den Playoffs, die den Stanley Cup gewinnen können, zum Beispiel auch die Colorado Avalanche und die Vegas Golden Knights.
Wie erlebst Du die Eishockey-Begeisterung in Edmonton? Kannst du überhaupt noch ungestört auf die Straße gehen?
Ehrlich gesagt weiß ich das gar nicht, weil wir Spieler kaum rausgehen. Aber ich weiß von Leon und Connor, dass sie sich nirgendwo in der Öffentlichkeit zeigen können, weil sie jeder erkennt. Ich weiß nicht, wie das bei mir wäre. Aber natürlich bekomme ich über das Fernsehen und über die sozialen Medien mit, dass überall nur über Eishockey gesprochen wird. Das war in den USA nicht so extrem.

EDM@VAN: Kahun nimmt Vorlage von Kulikov direkt

Wie bewertest du persönlich die bisherige Saison bei den Oilers?
Ich musste mich erst einmal an alles gewöhnen, habe dann aber zu meinem Spiel gefunden. Genauso wie bei meinen vorherigen NHL-Teams wurde ich überall eingesetzt, ob nun in der ersten oder in der vierten Reihe. Ich habe bewiesen, dass ich mit den besten Spielern der Welt spielen kann. Von daher bin ich mit mir zufrieden.
Im lettischen Riga beginnt nun die Eishockey-Weltmeisterschaft. Wirst du die Spiele verfolgen?
Aufgrund des Zeitunterschieds wird es wahrscheinlich schwierig, mir die Spiele live anzuschauen. Aber ich verfolge die WM so gut es geht. Das ist sehr wichtig für mich. Ich glaube auch, dass Deutschland gute Chancen hat. Insgesamt sind nicht so viele NHL-Spieler bei der WM wie sonst. Wenn ich mir die Gruppe anschaue, sind Kanada, Finnland und die USA die schwierigsten Gegner. Aber selbst gegen diese Mannschaften ist für Deutschland alles möglich. Die anderen Teams wie Lettland oder Norwegen müsste man natürlich besiegen.

CGY@EDM: Kahun zum 2:2-Ausgleich im 2. Drittel

Und wann sehen wir dich wieder im Trikot der deutschen Nationalmannschaft? Vielleicht bei den Olympischen Winterspielen?
Darüber würde ich mich sehr freuen. 2018 waren meine ersten Olympischen Spiele. Das habe ich sehr genossen. Dass wir Silber gewannen, war natürlich etwas Besonderes. Aber es war auch ein Traum, überhaupt dabei zu sein. Ich kann es kaum erwarten, bis nächstes Jahr wieder Olympia stattfindet. Sollten dann alle NHL-Spieler dabei sein, wird das natürlich schwer für uns. Aber dafür erleben wir Eishockey auf höchstem Niveau.