Vegas smile

Das sportliche Märchen der Vegas Golden Knights scheint gerade um ein weiteres Kapitel reicher zu werden. Nach dem jüngsten 3:2-Sieg in der heimischen T-Mobile Arena führt das Team aus Nevada, nachdem es zunächst mit einer Niederlage gegen die Winnipeg Jets im Auftaktmatch der Serie des Western Conference Finales in die Runde gestartet war, inzwischen recht komfortabel mit 3:1 Siegen.

Somit bietet sich dem Expansion Team des vergangenen Sommers inzwischen tatsächlich die große Chance die Serie gegen die Jets bereits am Sonntag, zur besten Sendezeit für uns hier in Mitteleuropa übrigens (21 Uhr MESZ), frühzeitig zu den eigenen Gunsten zu entscheiden und damit in das Stanley Cup-Finale einzuziehen. Wer hätte das noch vor wenigen Wochen ernsthaft geglaubt?
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Doch allzu euphorisch will von den Golden Knights aktuell noch niemand werden. Allen Beteiligten ist offenbar völlig bewusst, dass selbst wenn alle Anzeichen derzeit scheinbar günstig stehen, Vegas nur eines der nächsten theoretisch noch möglichen drei Spiele gegen Winnipeg gewinnen muss, um die Runde erfolgreich zu überstehen, der vierte Sieg traditionell noch immer der schwerstmögliche dieser Serie sein wird. Star-Torhüter Marc-Andre Fleury äußerte diese Gedanken ja bereits unmittelbar nach der Schlusssirene vom Freitag.
Coach Gerard Gallant sah am Samstag nach der Ankunft in Winnipeg gegenüber den Medienvertretern durchaus noch Verbesserungspotential bei seinem Team. Trotz der drei Siege in Serie. "Ihr Powerplay ist sehr stark. Das hat man in Spiel 4 wieder gesehen. Sie hatten drei Überzahlsituationen im zweiten Drittel. Das darf eigentlich nicht sein. Hier sollten wir uns verbessern, wenn wir unser Glück nicht überstrapazieren wollen. Fleury hat uns da sehr geholfen, doch das können wir nicht immer so erwarten. Wir müssen uns da deutlich verbessern."

Doch die Statistiken sprechen insgesamt inzwischen klar für Vegas, dass in den ersten beiden KO-Runden dieses Jahres, gegen die Los Angeles Kings (4:0 Siege) und die San Jose Sharks (4:2) jeweils direkt die erste Gelegenheit erfolgreich ergreifen konnte, sobald sich die Möglichkeit bot eine Playoff-Serie zu den eigenen Gunsten frühzeitig zu beschließen.
Sollte dieses Kunststück auch gegen Winnipeg gelingen, der Weg des Teams zum womöglich spektakulärsten Expansion Teams aller Zeiten würde immer klarer sichtbar. Wäre das Finale dann erst einmal erreicht, der jungen Mannschaft, die sich nach Aussagen aller Beteiligten in erster Linie durch den tollen Teamgeist auszeichnet, wäre in der Tat wohl sogar der Stanley Cup-Gewinn zuzutrauen. Denn egal ob es dann in einem möglichen Finale gegen die Washington Capitals oder die Tampa Bay Lightning ginge, die Golden Knights hätten sicherlich eine berechtigte Siegchance.
Doch erst einmal gilt es dazu am Sonntag auf diesem Weg den nächsten Schritt zu machen und die Jets gar nicht erst an ein mögliches Comeback im Duell der beiden West-Finalisten glauben zu lassen.
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Wenn man jedoch bedenkt, dass Teams, die mit einer 3:1-Führung in ein Spiel 5 einer 'Best of 7'-Serie gingen, diese Serien in der bisherigen Ligageschichte in 278 Fällen gewinnen konnten, solche Vorsprünge jedoch lediglich ganze 28 Mal noch verspielten, was einer Erfolgsaussicht für das Team aus Las Vegas von 90,8% entspricht, dann braucht es schon recht viel Phantasie um noch an ein schlussendliches Scheitern der Knights gegen die Jets zu glauben.
Schaut ein Beobachter in den Statisten seit 1974/75 alleine auf die KO-Runden ab den Conference Finals, dann ist die Quote mit 41 zu 1 noch klarer, bedeutet das doch sogar 97,6 Prozent Erfolgsaussichten zu Gunsten der Truppe von Erfolgscoach Gallant.
Es deutet somit eigentlich fast alles darauf hin, dass die Knights am Ende die Sieger des Western Conference Finales sein werden. Ob das hingegen schon am Sonntag besiegelt sein wird, oder ob die Serie danach noch einmal für ein sechstes Kräftemessen nach Las Vegas zurückkehren wird, das ist aktuell die Kernfrage.

Mit einer Gesamt-Playoff-Bilanz von elf Siegen im Vergleich zu erst drei Niederlagen und mit einer Heimbilanz von sechs Erfolgen bei erst einer Pleite, da braucht sich das Franchise aktuell jedenfalls wahrlich nicht zu verstecken. Vor keinem der aktuell noch im Wettbewerb befindlichen Konkurrenten.
Ryan Capenter versuchte jedoch trotzdem den Blick auf Spiel 5 gegen die Jets frühzeitig zu schärfen. "Erst einmal sollten wir nur an das nächste Spiel denken. Ein Schritt nach dem anderen. Winnipeg wird mit Macht aus der Kabine kommen. Ihre Fans werden sie nach vorne treiben, wie im ersten Spiel der Serie. Da lagen wir ja schnell mit 0:3 zurück. Wir müssen wachsam sein, dass das nicht noch einmal passiert."
Teamkollege David Perron versuchte ebenfalls im Mediengespräch kräftig die Euphoriebremse zu betätigen. "Es ist natürlich immer schön mit so einem Vorsprung zu einem Auswärtsspiel anzureisen. Doch wir müssen schon unser bestes Spiel abliefern, müssen bereits sein alles zu geben. Dann können wir die Serie gewinnen. Doch sie sind eine gute Mannschaft. Wir müssen dagegenhalten und sie übertrumpfen."
Den nächsten Beweis ihrer Klasse, den wollen die Goldenen Ritter bereits am Pfingst-Sonntag in Spiel 5 in Winnipeg (3 p.m. ET; NBC, CBC, SN, TVAS) erbringen. Gelingt das tatsächlich einmal mehr erfolgreich, dann stünde der erste Stanley Cup-Finalist des Jahres 2018 bereits überraschend frühzeitig fest. Torhüter Fleury wusste am Samstag schon, worauf es ankommen wird, damit das Unterfangen gelingen kann: "Wir brauchen einen Top-Start in die Begegnung. Das ist gerade in ihrer Halle sehr wichtig. Es wird laut und ein wenig verrückst sein dort. Wenn uns der Start gelingt, dann sind wir sicherlich wieder gut dabei."