Blues1

Ab dem 1. November nimmt NHL.com/de mit seiner 31 in 31 Serie jedes Team genauer unter die Lupe. Von den wichtigsten Geschehnissen und Spielern bis hin zu Stärken und Schwächen, bieten wir eine umfassende Bestandsaufnahme der Klubs in der Liga.
In dieser Ausgabe geht es um die St. Louis Blues.

Nach dem überraschenden Gewinn des Stanley Cups im Frühsommer 2019 (4:3 im Stanley Cup Finale gegen die Boston Bruins) spielten die St. Louis Blues auch in der der Meisterschaft folgenden Spielzeit eine starke Saison, beendeten die aufgrund von Bedenken wegen des Coronavirus am 12. März vorzeitig abgebrochene reguläre Saison auf dem ersten Platz in der Western Conference.
Etlichen Herausforderungen eines Titelverteidigers hatte sich die Mannschaft zwischen Oktober 2019 und März 2020 erfolgreich entgegengestemmt.
Umso enttäuschender war für die Beteiligten das frühe Aus in den Stanley Cup Playoffs 2020. Das Team von Meistertrainer Craig Berube scheiterte bereits in der ersten Runde an den Vancouver Canucks. In der Best-of-7-Serie setzten sich die Kanadier mit 4:2 durch und schickten den Titelverteidiger unerwartet früh in die Offseason.
In der kommenden Spielzeit 2020/21 wollen es die Blues wieder deutlich besser machen, ihre hohen Ambitionen auf einen weiteren Stanley Cup mit mehr Nachdruck untermauern.
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Bilanz 2019/20: 42-19-10, 1. Platz in Western Conference
Postseason 2020:1. Runde der Stanley Cup Playoffs, 2:4 gegen Vancouver Canucks
Trainer: Craig Berube, 3. Saison
Zugänge: D Torey Krug, F Kyle Clifford
Abgänge: D Alex Pietrangelo, G Jake Allen, D Jay Bouwmeester
Die auffälligste Veränderung im Roster während dieser Offseason in St. Louis war der indirekte Tausch von Verteidiger Alex Pietrangelo mit Neuzugang Torey Krug. Sich von einem erfahrenen Defensivspieler zu trennen und im Gegenzug einen vergleichbaren Spieler neu hinzuzunehmen, ist natürlich immer ein sportliches Wagnis.
Der Knackpunkt für die kommende Spielzeit wird jedoch ohnehin ein ganz anderer sein. Speziell in der weiteren Zukunft prominenter Spieler wie Jaden Schwartz und Jordan Binnington liegt viel Ungewissheit. Beide gehen in ihr letztes Vertragsjahr bei den Blues. Wird das die Saison stärker beeinflussen?
Im Falle von Schwartz wissen die Macher in St. Louis, was auf sie zukommt. Vor einem Jahr statteten sie Brayden Schenn in einer durchaus vergleichbaren Situation mit einem neuen Kontrakt aus.

LAK@STL: Schenn erzielt PPG nach Schwartz' Pass

Im Oktober 2019 unterschrieb Schenn einen mit insgesamt 52 Millionen US-Dollar dotierten neuen Achtjahresvertrag in St. Louis. Schwartz und Schenn sind sowohl als Spielertypen als auch in ihren Statistiken in etwa miteinander vergleichbar. Die Größenordnung der Dotierung eines zukünftigen Arbeitspapiers erscheint im Falle von Schwartz also schon auf der Hand zu liegen.
Das bringt einen schnell zu der grundsätzlichen Überlegung, ob die Blues sich noch so einen teuren, langfristigen Vertrag denn überhaupt leisten können oder wollen,
Denn zugleich stellt sich die Frage, was die Blues in Zukunft mit Torhüter Jordan Binnington vorhaben. Bei diesem drängt sich zudem die Frage auf, ob er an seine starke Form aus der Spielzeit 2018/19 wird anknüpfen können, die er zuletzt nur noch selten erreichte. Zwischen seinen Darbietungen in den Playoffs 2019 und denen in der Postseason 2020 lagen Welten. Schafft er in den kommenden Jahren dauerhaft die Trendwende, kann er wieder mehr als ein durchschnittlicher NHL-Torhüter sein?
Wenn ja, welchem der beiden potenziellen Unrestricted Free Agents will das Management in St. Louis lieber mit einem langfristigen Vertrag ausstatten? Können sie sich beide leisten?
Noch ist die Antwort auf diese Fragen völlig offen, und doch ist sie für die sportliche Zukunft der Mannschaft von großer Bedeutung, sorgt für Diskussionen rund um die Blues. Auch wenn die vergangene Saison von Binnington insgesamt nicht schlecht war, drängt sich doch die Grundsatzüberlegung auf, ob er wirklich der Torhüter ist, mit dem das Franchise möglichst schon in der kommenden Runde noch einmal um den Titel wird spielen können?

Binnington-1

Dass beide Spieler langfristig gehalten werden können, erscheint aufgrund der Tatsache, dass die Blues für 14 Spieler im Roster für die Saison 2021/22 bereits 55 Millionen US-Dollar an Salary-Cap-Budget fix verbraucht haben, eher zweifelhaft. Die verbleibenden rund 25 Millionen US-Dollar sind für immerhin noch neun offene Plätze im Kader eher wenig.
Kalkuliert man im Falle von Schwartz zukünftig mit einer Größenordnung von etwa sechs Millionen US-Dollar, blieben nur noch rund 19 Millionen. Rechnet man auch für Binnington dauerhaft rund sechs Millionen pro Saison hinzu, eine Größenordnung in der auch weitere sportlich vergleichbare Torhüter der Liga wie Matt Murray oder Jacob Markstrom taxiert werden, wird die Herausforderung in St. Louis, zukünftig über Jahre hinweg einen möglichst konkurrenzfähigen Kader präsentieren zu können noch größer.
Vertragsverhandlungen mit anderen namhaften Spielern wie Tyler Bozak, Carl Gunnarsson und Alex Steen stehen auch noch an. Müssen sie alle gehen? Wer darf bzw. soll bleiben?
Es gibt derzeit noch viel bei der Kaderplanung zu bedenken. Ob das Team in dieser kritischen Zeit das Format für einen weiteren Titelgewinn im kommenden Jahr hat, lässt sich noch nicht wirklich abschätzen. Eine ruhige Saison 2020/21 dürfte es in St. Louis, so oder so, vermutlich nicht werden.