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Am 13. Januar startet die NHL in die neue Saison 2020/21. Der Anteil an Spielern aus dem deutschsprachigen Raum ist weiterhin groß. Die Rollen und Erwartungen sind unterschiedlich, und manche müssen sich in der besten Liga der Welt erst noch beweisen. NHL.com/de wirft einen Blick auf zehn interessante Themen rund um die Spieler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Draisaitl auf Mission Titelverteidigung
Art Ross Trophy als punktbester Spieler der regulären Saison, Ted Lindsay Award und Hart Memorial Trophy als wertvollster Spieler - Leon Draisaitl hat bei der Trophäenvergabe 2019/20 ganz schön abgeräumt und ein paar schöne Stücke für das Trophäenzimmer ergattert. 110 Punkte (43 Tore, 67 Assists) sammelte er in 71 Spielen. Jetzt gibt es in der regulären Saison lediglich 56 Partien. Da müsste der deutsche Superstar in Diensten der Edmonton Oilers schon zwei Punkte im Schnitt pro Partie verbuchen, um auf einen ähnlichen Wert zu kommen. Es wäre vermessen, das von ihm zu erwarten. Doch kommt er gut aus den Startlöchern und kann seine Leistung konstant abrufen, mischt er auf jeden Fall wieder bei der Vergabe des Scoringtitels mit. Und vielleicht gibt es ja ein teaminternes Duell um diese Trophäe mit Connor McDavid. Das könnte zusätzlichen Ansporn geben.
Draisaitl übertraf in der abgelaufenen Saison alle Erwartungen. Im Camp durfte er einen Mitspieler aus seiner Jugend begrüßen: Dominik Kahun, der als Free Agent von den Oilers verpflichtet wurde. Die beiden spielten im Nachwuchs der Adler Mannheim zusammen. Dort waren sie in der Saison 2010/11 ein gefürchtetes Duo, das gemeinsam in 30 Spielen auf sagenhafte 398 Punkte (166 Tore, 232 Assists) kam. Eine Wiedervereinigung der beiden in einer Reihe wäre womöglich keine schlechte Option für Edmonton.

Top 10 Leon Draisaitl Spielzüge aus 2019/20

Kahun auf der Jagd nach der Bestleistung
37 - so viele Scorerpunkte hat Kahun in seiner Rookie-Saison im Trikot der Chicago Blackhawks gesammelt (13 Tore, 24 Vorlagen). Das sind in allen drei Kategorien auch seine bisherigen Bestmarken in der NHL. Bleibt er verletzungsfrei, dann kann man fast mit Sicherheit davon ausgehen, dass er in der bevorstehenden Spielzeit bei den Oilers alle Werte trotz verkürzter Saison leicht übertreffen wird. Denn der 25-Jährige, der in der vergangenen Saison für die Pittsburgh Penguins und die Buffalo Sabres auflief, könnte in einer Sturmreihe mit Draisaitl zum Einsatz kommen. Die Kombination Draisaitl/Kahun hat wie erwähnt in der Saison 2010/11 schon mal hervorragend funktioniert. So viele Punkte wie damals werden es in der NHL in 56 Spielen nicht werden. Aber wenn die beiden nur einen Teil dieser Chemie wiederfinden, sollten die Oilers mit dem deutschen Duo viel Spaß haben. Die Gegner eher weniger.
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Grubauer auf der Suche nach der Topform
Für Philipp Grubauer wird es eine richtungsweisende Saison. Der deutsche Torwart in Diensten der Colorado Avalanche steht nach einer von Verletzungen geprägten Saison 2019/20 unter Druck. Der gebürtige Rosenheimer geht in das letzte Jahr seines Vertrags. Beim Kampf um einen neuen Kontrakt bekommt wird er vom eigentlich als Backup vorgesehenen Pavel Francouz gepusht. Der Tscheche hatte in der vergangenen Runde am Ende sogar die besseren statistischen Werte als Grubauer. Dieser muss vor allem verletzungsfrei bleiben, um seine Bestleistung abzurufen. Mit 29 ist er im besten Alter für einen Keeper und kann mit seiner Erfahrung ein enorm wichtiger Bestandteil des Teams werden. Immerhin kann er schon einen Stanley Cup Sieg vorweisen (2018 mit den Washington Capitals). Führt er die Avalanche tief in die Playoffs, wäre das zumindest schon mal ein gutes Bewerbungsschreiben für einen neuen Vertrag.
Fiala mit mehr Verantwortung
Kevin Fiala hat es geschafft. Der Schweizer hat sich in der vergangenen Saison bei den Minnesota Wild zu einem echten Leistungsträger entwickelt. Mit 54 Scorerpunkten (23 Tore, 31 Vorlagen) war er der beste Stürmer der Wild in der regulären Saison. In der Postseason kamen noch mal drei Treffer und eine Vorlage dazu. Doch das soll noch nicht der letzte Entwicklungsschritt gewesen sein. Der St. Galler wird in der bevorstehenden Saison eine noch prominentere Rolle einnehmen und mehr Verantwortung übernehmen müssen. Denn mit dem langjährigen Kapitän Mikko Koivu und Eric Staal haben die Wild nicht verlängert. Die Führungsrollen der beiden Routiniers sind vakant. Mit ähnlichen Leistungen wie in der Spielzeit 2019/20 kann Fiala einen der Posten übernehmen. Mögliche Sturmpartner könnten dabei die Neuzugänge Marcus Johansson (von den Sabres) und Nick Bonino (von den Nashville Predators) sein. Mit letzterem hat Fiala schon teilweise bei den Predators zusammengespielt.

MIN@VAN, Sp1: Fiala zieht ab und trifft

Josi mit Nashville unter Druck
Nach dem Aus in der Stanley Cup Qualifikation in der Blase von Edmonton gegen die Arizona Coyotes (1:3) war die Enttäuschung groß in Nashville. Zwar holte der Schweizer Roman Josi die Norris Trophy als bester Verteidiger der Liga, aber auch im Eishockey haben Pokale, die man gemeinsam mit der Mannschaft holt, einen höheren Stellenwert. Doch vom Stanley Cup sind die Predators ein gutes Stück entfernt. Denn dazu müsste sich der Sturm gewaltig steigern. Josi war als Verteidiger mit 65 Scorerpunkten bester Spieler der internen Wertung. Stürmer Filip Forsberg war mit 21 Treffern bester Torschütze des Teams. Von der Abteilung Attacke muss mehr kommen, wenn die Predators zum siebten Mal in Folge in der heißen Phase der Saison dabei sein wollen.
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Sturms und Rossis Chancen bei den Wild
Acht NHL-Spiele in der regulären Saison hat Nico Sturm schon absolviert. Und die Chancen stehen gut, dass er in dieser Spielzeit noch einige mehr dazubekommt. Mit Koivu und Staal sind zwei Routiniers im Angriff von Bord gegangen. Auch Ryan Donato und Alex Galchenyuk gehören nicht mehr zum Team. Mit Bonino, Nick Bjugstad und Johansson sind zwar drei neue Stürmer hinzugekommen, doch da auch Mats Zuccarello vorerst noch verletzt ausfällt, stehen die Chancen für Sturm bei entsprechender Leistung gut, sich einen Platz im Team zu erkämpfen. Und selbstverständlich kann auch der Österreicher Marco Rossi diese Situation nutzen. Allerdings wird der 19-Jährige, der im vergangenen Oktober an Position 9 im NHL Draft 2020 ausgewählt wurde und in der Folge einen Einstiegsvertrag unterschrieben hat, den Saisonstart mit einer Oberkörperverletzung verpassen.
Stützles Rolle bei den Senators
Tim Stützle hat eine fantastische U20-Weltmeisterschaft gespielt. Neben der Viertelfinalteilnahme mit der deutschen Nationalmannschaft gab es als Belohnung die Ehrung als bester Stürmer und die Berufung ins All-Star-Team des Turniers. Bei der Junioren-WM hat der junge Deutsche als Center geglänzt. Doch Pierre Dorion, General Manager der Ottawa Senators, ließ schon durchblicken, dass sich Stützle seine Sporen auf der Flügelposition verdienen soll. Daran, dass der bei den Adler Mannheim ausgebildete Stürmer den Sprung ins NHL-Team der Senators packt, hat kaum jemand Zweifel. Da täte es ihm gut, wenn er nicht gleich in der ersten Reihe zum Einsatz kommt. Zum einen, weil der ohnehin schon hohe Druck noch höher wäre. Zum anderen, weil er gleich regelmäßig auf die Top-Verteidiger der NHL trifft. In Reihe zwei oder drei ist er zum Auftakt wohl am besten aufgehoben. Eine Beförderung zu einem späteren Zeitpunkt ist allerdings nicht ausgeschlossen.
Timo Meier gibt in San Jose den Ton an
Timo Meier hat sich bei den San Jose Sharks längst etabliert. In der vergangenen Saison war der 24-Jährige aus Herisau einer der wenigen Lichtblicke beim Team aus Nord-Kalifornien. 22 Tore und 27 Vorlagen in 70 Spielen standen am Ende für den Schweizer in der Statistik. Damit war er in einem offensiv schwachen Team - den Sharks gelangen nur 180 Treffer - der beste Angreifer. Der Erstrunden-Draftpick - Meier wurde von den Sharks 2015 an neunter Stelle gezogen - hat das Potenzial, wieder die interne Scorerliste anzuführen. Meier winkt für die bevorstehende Saison ein Platz in der ersten Reihe mit Center Logan Couture.

Meier toppt zum dritten Mal die Marke von 20 Toren

Siegenthaler lernt von Chara
Natürlich gefällt es keinem jungen Spieler, wenn er einen Konkurrenten vor die Nase gesetzt bekommt. Und wenn dieser noch ein ganzes Stück älter ist, dann herrscht beim jungen Spieler erst recht keine Freude. Doch Jonas Siegenthaler kann in dieser Saison bei den Washington Capitals genau diese Situation zum Vorteil gereichen. Der 23-Jährige aus Zürich hat sich in der vergangenen Saison beim Team aus der US-Hauptstadt in den Vordergrund gespielt. Doch kurz vor dem Start haben die Capitals Routinier Zdeno Chara (43) verpflichtet. Dadurch scheint auf den ersten Blick kein Platz für Siegenthaler im Kader der Capitals. Doch er wird seine Chance bekommen, sich zu zeigen. Die Teams werden oft an zwei Tagen hintereinander gefordert sein. Da wird jeder mal eine Pause bekommen. Wenn Siegenthaler dann auflaufen darf, muss er es den Coaches so schwer wie möglich machen, ihn beim nächsten Mal draußen zu lassen. Und in der restlichen Zeit, hat der Schweizer die Chance, von Chara zu lernen.
Rieders Rolle in Buffalo
Tobias Rieder hat in der vergangenen Postseason gezeigt, wo seine Stärken liegen: im Unterzahlspiel. In zehn Partien in der Blase von Edmonton schoss er drei Tore - alle, als die Calgary Flames mit mindestens einem Mann weniger auf dem Eis waren. Vieles spricht dafür, dass er seine Geschwindigkeit und seine Giftigkeit auch im Trikot der Sabres zum Einsatz bringen kann. Zemgus Girgensons, der in der vergangenen Saison die meiste Eiszeit aller Sabres-Stürmer im Penalty Killing bekam, wird voraussichtlich die komplette Saison ausfallen. In genau diese Lücke kann unter Leitung des deutschen und Schweizer Trainers Ralph Krueger der gebürtige Landshuter stoßen.