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Ab dem 1. August nimmt NHL.com/de mit seiner 31 in 31 Serie jedes Team genauer unter die Lupe. Von den wichtigsten Geschehnissen und Spielern bis hin zu Stärken und Schwächen, bieten wir eine umfassende Bestandsaufnahme der Klubs in der Liga.

In dieser Ausgabe geht es um die Vancouver Canucks.
Elf Teams der NHL haben noch nie den Stanley Cup gewonnen, die Vancouver Canucks sind eines von ihnen. Doch während acht der elf Franchisen erst in den 1990er-Jahren oder später gegründet wurden, streben die Canucks bereits seit 1970/71 nach ihrem ersten Titelgewinn. Dreimal standen sie in Endspielen um den Stanley Cup (1982, 1994, 2011), doch selbst der letzte Finaleinzug liegt bereits so lange zurück, dass die damals Geborenen mittlerweile eingeschult wurden.
Nur dreimal in den 48 Jahren ihres Bestehens verpassten die Canucks wie jüngst viermal hintereinander die Qualifikation für die Stanley Cup Playoffs (1971-1974, 1997-2000, 2016-2019). Dass der gewünschte Erfolg ausblieb, hält sie jedoch nicht davon ab, konsequent die Schritte eines Neuaufbaus durchzuziehen. Dabei setzen sie auch weiter auf Trainer Travis Green, obwohl dessen Bilanz seit seinem Amtsantritt im April 2017 alles andere als hervorragend ausfällt (66-76-22).
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Die Schlüsselspieler
Auf der Suche nach den aktuell großen Namen des Eishockeysports wird man bei den Canucks weniger fündig, doch in der Mannschaft steckt eine Menge Zukunftspotenzial. Ihre drei besten Scorer der vergangenen Saison, die Stürmer Elias Pettersson (28 Tore, 38 Assists in 71 Spielen), Bo Horvat (27 Tore, 34 Assists in 82 Spielen) und Brock Boeser (26 Tore, 30 Assists in 69 Spielen) sind gerade einmal 20, 24 und 22 Jahre alt. Sie haben noch lange nicht ihren Leistungszenit erreicht.
Erfahrene Verstärkung erhalten die jungen Wilden der Canucks durch die Verpflichtung von J.T. Miller, einem Erstrundenpick (Nr. 15) der New York Rangers beim NHL-Draft 2011. Miller kam am 22. Juni im Tausch gegen einen Draftpick der dritten Runde in 2019 (Marek Mazanec) und einem Erstrundenzugrecht beim NHL-Draft 2020 von den Tampa Bay Lightning nach Vancouver. Vergangene Saison gelangen dem vielseitig einsetzbaren Center 47 Scorerpunkte (13 Tore, 34 Assists) in 75 Spielen für die Lightning.

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Sogar eine persönliche Bestmarke in Punkten pro Spiel (0,56) stellte ein weiterer Neuzugang der Canucks auf. Der 27-jährige Flügelstürmer Micheal Ferland überzeugte 2018/19 mit 40 Punkten (17 Tore, 23 Assists) für die Carolina Hurricanes. Er unterzeichnete am 10. Juli einen 4-Jahres-Vertrag über 14 Millionen Dollar bei den Westkanadiern.
Um die von Alexander Edler angeführte Defensivabteilung zu unterstützen, einigte man sich mit den Unrestricted Free Agents Tyler Myers (5 Jahre, $30 Millionen) und Jordie Benn (2 Jahre, $4 Millionen) auf Arbeitspapiere.
Wiedergenesene Offensivpower aus der Schweiz
Sven Bärtschi blickt auf eine Saison zurück, die ihm viel Leid beschert hat. Da er sich eine Gehirnerschütterung zuzog, kam der Berner nur zu 26 Saison-Einsätzen, in denen er jedoch durchaus zu überzeugen wusste. Mit seinem Punkteschnitt von 0,54 (9 Tore, 5 Assists) war er der viertbeste Stürmer unter allen Spielern, die mindestens 20 Partien für die Canucks bestritten. 2018/19 hätte Bärtschis Saison werden können, wäre er nicht am 24. Oktober beim Gastspiel seiner Canucks in Las Vegas von Tomas Hyka, seines Zeichens Stürmer der Vegas Golden Knights, überhart angegangen und am Kopf getroffen worden. Bärtschi war in der Folge bis Ende Dezember außer Gefecht gesetzt.
Er meldete sich jedoch eindrucksvoll mit fünf Toren und zwei Vorlagen in zwölf Partien bis zum 2. Februar zurück, ehe er erneut eine Zwangspause bis Ende März einlegen musste. Sollte Bärtschi zu 100 Prozent fit in die anstehende Saison gehen und vom Verletzungspech weitestgehend verschont bleiben, ist ihm ein Platz in den ersten zwei Sturmreihen zuzutrauen.
Sie rücken nach
Die Zeit gekommen ist definitiv für Quinn Hughes. Der 19-jährige Verteidiger durfte bereits zum Ende der vergangenen Saison erstmals NHL-Luft schnuppern und wusste zu überzeugen. Am 28. März gab er sein Debüt und steuerte zum 3:2-Heimsieg nach Penaltyschießen prompt einen Assist bei. Drei Vorlagen in fünf Saisonspielen gelangen dem aus Orlando, Florida stammenden US-Amerikaner, den die Canucks beim NHL-Draft 2018 an insgesamt siebter Stelle ausgewählt hatten. Mit ihm im Kader schnappten sich die Westkanadier sieben von zehn möglichen Punkten. Bravo!

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Stärken
In der vergangenen Saison zeigten die Canucks immer wieder einmal, was in ihnen steckt. Mit jugendlicher Unbekümmertheit ließen sie ihr Leistungsvermögen aufblitzen und sorgten dabei für die ein oder andere Überraschung. Beim Blick auf die Abschlusstabelle wird leicht vergessen, dass die Truppe von Green Ende Oktober auf dem ersten Platz der Pacific Division lag und sich noch Ende Januar berechtigte Hoffnungen auf eine Playoff-Teilnahme machen durfte, als sie punktgleich mit den Colorado Avalanche den zweiten Wildcard-Platz im Westen innehatte. Vancouvers Mannschaft ist um ein Jahr reifer geworden und ihre schnellen Stürmer werden in der kommenden Saison für deutlich mehr Furore sorgen als im letzten Jahr. Kaum Wünsche offen ließ das Unterzahlspiel. Mit einer Effizienz von 81,1 Prozent belegten die Canucks ligaweit den elften Rang.
Entwicklungspotenzial
Wer im Endklassement nur den 23. Platz einnimmt, hat an einigen offenen Baustellen zu arbeiten. War es der mangelnden Erfahrung geschuldet, dass die Canucks bei Überzahl nur wenig Angst und Schrecken verbreiteten? Ihre Powerplay-Erfolgsquote von 17,1 Prozent genügte nur zu Platz 22. Doch nicht nur bei numerischer Überlegenheit sollten die Canucks öfters den Abschluss suchen. Im Durchschnitt schossen sie lediglich 29,7 Mal (Platz 24) pro Spiel auf das gegnerische Gehäuse und mit 219 Toren rangierten sie gar nur auf Platz 26.
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Playoff-Chancen
Vermutlich wird es an der kanadischen Pazifikküste im Anschluss an die reguläre Saison 2019/20 erneut kein Playoff-Eishockey zu bestaunen geben. Die Canucks haben den richtigen Weg eingeschlagen, doch es müsste schon alles zu ihren Gunsten laufen, damit sie unter den besten acht Teams der Western Conference landen. Sie müssten einem etwaigen Verletzungspech trotzen können, die Neuzugänge müssten postwendend einschlagen und auch der solide agierende Jacob Markstrom im Tor müsste über sich hinauswachsen.