Leon Draisaitl

Etwas mehr als die Hälfte der NHL-Saison 2023/2024 ist gespielt. NHL.com/de wirft einen Blick auf zehn Fragen, um die es nun noch geht. Wer sichert sich die Hart Trophy als wertvollster Spieler? Darf sich das Mutterland des Eishockeys endlich mal wieder über den Stanley Cup freuen? Und wenn ja, mit welchem Team? Oder sind diesmal doch die Boston Bruins dran? Bekommen die New Jersey Devils mit der großen Schweizer Fraktion noch die Kurve?

1. Wie lange dauert die Siegesserie der Edmonton Oilers?

Wer im November oder gar Dezember behauptet hätte, die Edmonton Oilers legten eine rekordverdächtige Siegesserie von 16 Erfolgen am Stück hin, der wäre wohl von vielen belächelt worden. Doch unter dem neuen Coach Kris Knoblauch haben sich Connor McDavid, Leon Draisaitl und Co. gefangen. Zur Pause für das NHL All Star Game haben die Oilers nur noch fünf Zähler Rückstand auf Titelverteidiger Vegas Golden Knights auf Platz zwei der Pacific Division. Die Qualifikation für die Stanley Cup Playoffs scheint bei diesen Leistungen nur reine Formsache. Und das selbstverständlich auch, weil die beiden Superstars wieder zuverlässig scoren. Sowohl Draisaitl als auch McDavid könnten, so sie von größeren Verletzungen oder Formtiefs verschont bleiben, wieder im dreistelligen Bereich bei den Scorerpunkten landen. Ob es für den Stanley Cup am Ende reicht?

NSH@EDM: Draisaitl verwandelt Direktschuss in Überzahl

2. Wie groß ist die Chance, dass der Stanley Cup nach Kanada kommt?

Womit wir schon bei der nächsten Frage wären. 1993 setzten sich die Montreal Canadiens als letztes Team aus dem Mutterland des Eishockeys nach Siegen mit 4:1 im Finale gegen die Los Angeles Kings durch und holten bis dato zum letzten Mal den Stanley Cup nach Kanada. Die Chancen, dass diese aus Sicht der Kanadier schwarze Serie im Sommer 2024 reißt, ist gar nicht mal so schlecht. Zumal man im Norden drei, wenn nicht gar vier Eisen im Feuer haben wird.

Am aussichtsreichsten hatten viele zu Beginn der Saison die Toronto Maple Leafs und die Edmonton Oilers gesehen. Zumindest die Oilers scheinen ihre Form gerade noch rechtzeitig gefunden haben. Den Maple Leafs fehlt trotz Auston Matthews etwas die Konstanz. Vielleicht kann man ja zur Trade Deadline noch nachbessern. Die besten Möglichkeiten muss man derzeit den Vancouver Canucks, aktuell Spitzenreiter in der Pacific Division, einräumen. Die Canucks haben vor dem NHL All Star Game mit Elias Lindholm (9-23-32) von den Calgary Flames in der Offensive noch mal nachgelegt. Lindholm kann auf die Erfahrung von fast 800 NHL-Spielen zurückgreifen. Das sollte einer jungen Mannschaft in den Playoffs helfen. Und dann sind da noch die Winnipeg Jets. Die Mannschaft von Trainer Paul Maurice liefert sich gerade mit den Colorado Avalanche und den Dallas Stars einen heißen Dreikampf um die Spitzenposition der Central Division. Und jetzt haben die Jets mit der Verpflichtung von Sean Monahan – der Stürmer kam im Tausch für Draftrechte von den Canadiens – im Angriff noch mal nachgelegt.

3. Geht die Hart Trophy an MacKinnon oder Kucherov?

Wer wird der beste Scorer in der NHL in dieser Saison? Zur Pause für das NHL All Star Game hat es sich herauskristallisiert, dass diese Frage in einem spannenden Duell ermittelt wird. Und vor der Saison wäre für viele zumindest ein Bestandteil entweder Connor McDavid oder Leon Draisaitl gewesen. Doch aufgrund des schlechten Saisonstarts, bei dem es auch bei den beiden Topstars der Oilers nicht lief, scheint der Rückstand auf die Topscorer zu groß.

So werden das wohl Nikita Kucherov (32-53-85) von den Tampa Bay Lightning und Nathan MacKinnon (31-53-84) von den Colorado Avalanche untereinander ausfechten. Beide scoren dermaßen konstant, dass es schon eines gehörigen Formeinbruchs bedürfte, um einen der beiden aus dem Rennen zu schicken. David Pastrnak (33-39-72) von den Boston Bruins auf Platz drei hat schon gehörigen Abstand auf die beiden Favoriten. McDavid (20-47-67) und J.T. Miller (21-46-67) von den Vancouver Canucks teilen sich Platz vier.

4. Bleibt Sidney Crosby in Pittsburgh?

Es ist eigentlich kaum vorstellbar: Sidney Crosby trägt auf dem Eis ein anderes als das mit dem Pinguin auf der Brust. Und doch gab es in den vergangenen Wochen die eine oder andere Stimme, die es nicht für unwahrscheinlich hielt, dass Crosby noch in dieser Saison das Team wechselt. Crosby hat bislang über 1200 Spiele für die Pittsburgh Penguins auf dem Buckel. 577 Tore und 975 Vorlagen hat er dabei gesammelt. Hinzu kommen 180 Playoffspiele (71-130-201). Sein Trophäenzimmer ist mit drei Stanley Cups, je zwei Rocket Richard Trophies, Art Ross Trophies, Conn Smythe Trophies und Hart Trophies sowie drei Ted Lindsay Awards sehr gut gefüllt.

Crosby hat mit 36 Jahren viel Erfahrung, aber er biegt auch langsam auf die Zielgerade seiner Karriere ein. Sein Vertrag gilt noch für die kommende Saison und belastet mit 8,7 Millionen US-Dollar den Salary Cap des Teams. Womit der Knackpunkt auf dem Tisch wäre. Das Team, das sich für eine Verpflichtung des Routiniers entscheidet, muss genügend Raum unter dem Salary Cap schaffen. Auf der anderen Seite könnten die Penguins mit einem Trade den Rebuild einleiten und sich finanzielle Flexibilität für die Verpflichtung neuer Spieler schaffen. Zumal die Penguins heuer ernsthaft Gefahr laufen, trotz Stars wie Crosby, Evgeni Malkin und Erik Karlsson die Playoffs zu verpassen. Es wird interessant sein, zu sehen, welche Entscheidung die Verantwortlichen treffen.

5. Wie verkraftet Bedard seine erste schwerere Verletzung?

Connor Bedard hat bislang die Erwartungen erfüllt. 15 Tore, 18 Vorlagen, 33 Scorerpunkte – damit ist er in allen drei Kategorien bei den Chicago Blackhawks an der Spitze. Und er ist damit aktuell auch gleichzeitig bester Scorer der Rookies der NHL in dieser Saison. Doch Bedard ist mit einem gebrochenen Kiefer derzeit außer Gefecht gesetzt. Und nach offiziellen Angaben müssen die Fans im United Center wohl noch bis Anfang März warten, bis sie ihm wieder zujubeln dürfen. Keine Frage: Er hat das Talent, gleich wieder voll durchzustarten. Die Frage wird sein, wie er seine erste längere Verletzungspause mental verarbeitet.

WPG@CHI: Bedard trifft mit einem Laser-Schuss aus dem Slot und sorgt für den OT-Sieg

6. Können die Bruins die gute Form diesmal in die Playoffs hinüberretten?

135 Zähler sammelten die Boston Bruins in der vergangenen Saison. Als Belohnung gab’s die Presidents‘ Trophy. Doch in den Playoffs ging den Bruins die Puste aus. Im Sommer beendeten auch noch Patrice Bergeron und David Krejci jeweils ihre Karrieren. Doch nichts deutet darauf hin, dass die Mannschaft von Trainer Jim Montgomery an all diesen Faktoren irgendwie zu knabbern hat. Im Gegenteil. Die Bruins sind mit 71 Zählern – gemeinsam mit den Vancouver Canucks – das punktbeste Team der Liga. Die Qualifikation für die K.o.-Runde dürfte bald unter Dach und Fach sein. Dann kommt es darauf an, dass die Bruins ihre Form konservieren und nicht nachlassen auf dem Weg zum möglichen Titelgewinn.

7. Schaffen die Islanders mit Patrick Roy hinter der Bande die Playoffs?

Patrick Roy ist zurück in der NHL. Nicht zwischen den Pfosten, dafür ist er mittlerweile, bei allem Respekt, zu alt. Er hat vor Kurzem Lane Lambert als Coach der New York Islanders abgelöst. Auf Long Island sah man das Ziel, die Qualifikation für die Playoffs, in ernster Gefahr. Doch auch mit dem neuen Coach hinter der Bande läuft es noch nicht rund bei den Islanders, die derzeit sechs Punkte Rückstand auf die Wildcard-Plätze haben. Ein Hauptansatzpunkt des neuen Übungsleiters: Die Verteidigung ist mit 163 Gegentreffern und einem Gegentorschnitt von 3,33 Treffern pro Partie unterdurchschnittlich. Und auch die Keeper Ilya Sorokin und Semyon Varlamov können mit einem Gegentorschnitt von 3,17 respektive 2,88 noch zulegen. Sie dürften vom neuen Übungsleiter profitieren. Wenn Roy den Verteidigungsverbund stabilisiert, kann es mit den Playoffs noch klappen.

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8. Wer hat die besten Chancen auf den ersten Pick im NHL Draft 2024?

Die Chicago Blackhawks hatten im vergangenen Sommer das Glück, als erstes Team im NHL Draft 2023 zugreifen zu dürfen. Und wählten Connor Bedard. Chicago hat nach derzeitigem Stand gute Chancen, auch diesmal wieder bei der Lotterie ganz vorne zu landen. Mit 30 Punkten aus 50 Spielen ist die Mannschaft mit Lukas Reichel das schlechteste Team der Liga. Selbst die San Jose Sharks mit Nico Sturm haben sich mittlerweile berappelt und nach 51 Partien 33 Zähler gesammelt. Drittletzter sind die Anaheim Ducks (50 Spiele, 38 Punkte). Die Columbus Blue Jackets und die Ottawa Senators mit Tim Stützle haben jeweils 42 Zähler. Die Chancen stehen also gut, dass wieder ein Team aus dem Westen zuerst ein Nachwuchstalent ziehen darf.

9. Ottawa ist noch nicht bereit für die Playoffs

Das hatte man sich in der kanadischen Hauptstadt mit Sicherheit anders vorgestellt. Mit 42 Punkten sind die Ottawa Senators aktuell Vorletzter der Eastern Conference. Das bedeutet schon 16 Zähler Rückstand auf die Wildcard-Plätze. Die Playoffs sind für ein Team mit einer hochveranlagten Offensive um Brady Tkachuk, Stützle und Vladimir Tarasenko schon jetzt in weiter Ferne. Vor Weihnachten gab’s einen Trainerwechsel – Jacques Martin ersetzte D.J. Smith. Dazu kam Teamikone Daniel Alfredsson als Assistent. Bereits jetzt heißt es für die Senators: Vorspielen für die nächste Saison. Bis dahin heißt es, die Enttäuschung zu verdauen und einen neuen Anlauf zu nehmen.

NJD@CBJ: Hischier trifft bei Gegenangriff

10. Die New Jersey Devils müssen sich sputen

Die Verpflichtung von Tyler Toffoli, dazu die langfristigen Verträge für Jesper Bratt und Timo Meier – die Verantwortlichen bei den New Jersey Devils haben früh signalisiert, dass sie ihr Team jetzt bereit sehen, um den Stanley Cup zu spielen. Doch ähnlich wie die New York Islanders, hinken auch die Devils diesen Erwartungen hinterher. Wenn nicht sogar noch mehr. Der Rückstand auf die Wildcard-Plätze beträgt schon sieben Zähler. Keine Frage: Das ist mit einem starken Schlussspurt noch aufzuholen für das Team mit der starken Schweizer Fraktion, zu der neben Meier noch Kapitän Nico Hischier, Verteidiger Jonas Siegenthaler und Torwart Akira Schmid gehören. Vor allem die Verteidigung ist mit 167 Gegentoren nicht auf der Höhe und muss sich verbessern.

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