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Die Schweizer Männer sind in der NHL längst angekommen und prägen in einigen Teams das Bild. Stürmer wie Nino Niederreiter (Winnipeg Jets), Timo Meier (New Jersey Devils) und Kevin Fiala (Los Angeles Kings) gehören zu den verlässlichen Stammkräften ihrer Farben. Nico Hischier (New Jersey Devils) und Roman Josi (Nashville Predators) führen ihre Mannschaften als Kapitäne an. Trotzdem ist keiner von ihnen für das NHL All-Star Wochenende 2024 in der Scotiabank Arena von Toronto ausgewählt bzw. von den Fans gewählt worden.

Als einzige Vertreterin der Schweiz vertritt Alina Müller die Farben ihres Landes, nachdem sie für das Show-Spiel der professionellen Frauenliga PWHL sogar als einzige Vertreterin aus Europa nominiert wurde. Seit 2018 spielte die 25-jährige Schwester vom früheren NHL-Verteidiger Mirco Müller in der NCAA in Nordamerika, ehe sie im ersten Draft 2023 der neuen professionellen Liga PWHL an insgesamt dritter Stelle von den Boston Pride ausgewählt wurde.

Warum so hoch? Das zeigte sie in dieser Saison mit zwei Toren und sieben Assists aus sechs Spielen. Mit dieser Ausbeute belegt sie in der Liga den zweiten Platz in der Scorerliste hinter der punktgleichen Alex Carpenter, die allerdings schon zwei Spiele mehr absolviert hat. Mit vier Siegen aus sechs Spielen (4-2-0) ist Boston auf Platz 3 der sechs Teams umfassenden Liga.

Müller besiegte mit ihrem Team Kloss am Donnerstag in der mit 16.392 Zuschauern ausverkauften Scotiabank Arena das Team King mit 5:3 und steuerte zum Erfolg zwei Assists bei. Im Anschluss stand sie NHL.com/de exklusiv Rede und Antwort.

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Wie war die Erfahrung für dich, da draußen bei diesem Event auf dem Eis zu stehen?

„Um ehrlich zu sein, richtig cool. Einfach nur zu laufen und so viele Leute auf den Tribünen zu sehen. Das war schon klasse, vor so vielen Leuten zu spielen. Es war mein erstes Mal, auf einem NHL-Eis zu stehen. Und es war wirklich überragend. Die Scotiabank Arena ist unwirklich und wir hatten ein großartiges Team mit vielen Stars, mit denen ich zusammenspielen durfte. Es wurde definitiv ein Traum wahr.“

Wie fühlt sich das an, hier als einzige Vertreterin der Schweiz an diesem Wochenende teilzunehmen?

„Das ist sehr besonders und es bedeutet für mich sehr viel Verantwortung. Ich bin stolz darauf und versuche die Schweiz so gut wie möglich mit meinen Fähigkeiten zu vertreten.“

Was bedeutet es für das Frauen-Eishockey und die neue Liga PWHL, dass sie beim NHL All-Star Weekend eine Bühne bekommen?

„Das ist natürlich super, gerade für die Entwicklung dieser Liga. Der Start war schon einmal toll. Das Feedback, das wir bekommen haben, war einfach großartig. Wir brauchen auf jeden Fall die Unterstützung der NHL, um das am Laufen zu halten. Alle waren sehr zuvorkommend zu uns und wir sind sehr glücklich, dass wir hier sein können.“

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Du bist hier sogar die einzige Vertreterin aus Europa. Wie siehst du das Wachstum dieser Spielerinnen aus Europa in der Liga?

„Es entwickelt sich international sehr gut. Tschechien war bei den letzten Turnieren ein paar Mal sehr stark. Finnland hat eine großartige Mannschaft und tut viel für die Entwicklung. Und nicht zuletzt bei uns in der Schweiz haben sich in den letzten Jahren durch intensive Nachwuchsarbeit gute junge Spielerinnen entwickelt. Sie wachsen jetzt auf und sehen uns spielen. Das weckt Träume, dass sie professionelle Eishockeyspielerinnen werden können, wenn sie hart an sich arbeiten. Das wird die Bereitschaft fördern, dass mehr nach Nordamerika kommen und das Wachstum des Spiels dadurch international steigern wird.“

Woher kam dein Wunsch, in Nordamerika zu spielen?

„Ich wollte immer mit den Besten in der Welt spielen. Die Realität ist, dass die hier in Nordamerika zu finden sind. Ich wurde schon sehr früh bei Auftritten mit der Nationalmannschaft darauf angesprochen, nach Nordamerika zu gehen. Hier sind alle, auch im Frauenbereich, sehr verrückt nach Eishockey. Das hat meine Erwartungen sicherlich noch übertroffen. Und ich kann nur jeder empfehlen, das zu tun und hierher zu kommen.“

Welchen Einfluss hatte dein Bruder Mirco dabei, der einige Jahre erfolgreich in der NHL gespielt hat?

„Ja klar, er hat mir gezeigt, dass alles möglich ist. Er hat unsere Familie sehr jung, mit 16 Jahren glaube ich, verlassen, um hier Karriere zu machen und in der NHL zu spielen. Unsere Familie kommt eigentlich nicht aus dem Eishockey, sodass es noch verwunderlicher war. Er hat es alleine durchgezogen, und wir waren etwas verunsichert, ob es der richtige Weg ist. Durch ihn habe ich das Eishockey in Nordamerika kennengelernt und festgestellt, dass es hier keine Limits gibt. Einfach hart für seinen Traum arbeiten und es genießen! Aber sicher war es Ansporn für mich, was er erreicht und vorgelebt hat.“

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