051424 EDM Draisaitl

Die Edmonton Oilers haben Spiel 4 gegen die Vancouver Canucks am Dienstagabend im Rogers Place mit 3:2 gewonnen und die Best-of-7-Serie in der zweiten Runde der Stanley Cup Playoffs 2024 damit ausgeglichen (2-2). Die Partie bot eine Menge Drama und einmal mehr einen überragenden Leon Draisaitl, der erst selbst zur Führung traf und in den Schlusssekunden den Siegtreffer vorbereitete.

Bouchard kurz vor Schluss ins Glück

Die Oilers hatten in Spiel 4 einen Hang zum Drama. Bis zur zweiten Pause führte Edmonton trügerisch-komfortabel mit 2:0. Eine Minute und 41 Sekunden vor Schluss glich Vancouver aus. Alles roch nach Verlängerung, doch knapp eine Minute später hielt Draisaitl den Puck in der Offensivzone. Evander Kane schien diesen nach einem Pass ins Leere bereits vorloren zu haben, eroberte ihn aber zurück und legte ihn hinters Tor zu Draisaitl. Der Deutsche hatte ein Auge für den zentral an der blauen Linie postierten Verteidiger Evan Bouchard und servierte diesem die Scheibe punktgenau aufs Tape. Bouchard nahm Maß und traf 38,1 Sekunden vor dem Ende zum 3:2 (60.).

VAN@EDM R2, GM4: Bouchard bringt die Oilers in der letzten Minute mit einem Distanzschuss in Führung

„Der zweite Gegentreffer im dritten Drittel war nicht ideal. Wir hatten aber nicht viel Zeit, darüber nachzudenken, mussten rausgehen und zu Ende spielen. Es war ein schöner letzter Spielzug: Kane erobert den Puck zurück und Leon spielt wie immer einen großartigen Pass“, beschrieb Bouchard sein viertes Playoff-Tor und seinen zweiten Siegtreffer in dieser Serie.

„Er ist ein großartiger Spieler und zeigt das insbesondere in den wichtigen Momenten“, lobte auch Draisaitl. „Es war ein wichtiges Tor für uns. Wir verdienen vorne mehr Treffer. Vielleicht könnte der eine oder andere Puck mehr für uns springen. Auch ihr Torwart spielt richtig gut. Manchmal muss man bis zur letzten Sekunde kämpfen. Zum Glück sind wir drangeblieben.“

Euphorie auf der einen, bedeutete Frust auf der anderen Seite. „Das ist hart. Ich war ein wenig enttäuscht, denn bei diesem Gegentor waren wir zu soft und haben vier, fünf Fehler gemacht“, ärgerte sich Canucks-Trainer Rick Tocchet. „Wir hatten fünf, sechs Spieler, die nicht verstanden haben, dass wir hier in den Stanley Cup Playoffs sind. Dort kannst du nicht nur mit zwölf Mann spielen. Manche Spieler haben sich heute eine Pause gegönnt, nicht hart genug gearbeitet und sind nicht gut mit dem Puck umgegangen. Du brauchst eine gewisse Arbeitseinstellung, diese war heute nicht da. Wir hatten heute ein halbes Duzend Passagiere. Wir behalten uns Veränderungen in der Aufstellung vor und haben ein paar Jungs, die einspringen könnten.“

Playoff-Monster Draisaitl eröffnet das Toreschießen

Draisaitl selbst sorgte gleich zu Beginn für den Führungstreffer für Edmonton. Im Powerplay lauerte der 28-jährigen Kölner an seinem Lieblingsplatz, der sogenannten Rockstar Zone im rechten Faceoffkreis. Ein Zuspiel von Kapitän Connor McDavid fasste Draisaitl direkt ab und stellte auf 1:0 (12.). Für ihn war es bereits das achte Tor in diesem Playoff-Run.

VAN@EDM R2, GM4: Draisaitl wird im Powerplay im rechten Faceoffkreis angespielt und trifft per Direktabnahme

40 Sekunden vor dem Ende des zweiten Drittels hatten die Oilers eine 2-auf-1-Situation, in der Ryan Nugent-Hopkins einen Querpass auf den mitgelaufenen McDavid glaubwürdig verkaufte, dann aber selbst über den Innenpfosten zum 2:0 traf (40.).

„Jeder hat etwas beigetragen und gut gespielt“, so Draisaitl, der mit einer 8-12-20-Ausbeute der Top-Scorer in den Playoffs ist. „Mir gefällt unser Spiel. Wir haben einen weiteren Schritt nach vorne gemacht und in der Offensive einen Gang höher geschaltet.“

Solide Defensive zieht Vancouver den Zahn

Gleichzeitig schaffte es Edmonton auch, die offensivstarken Canucks in Schach zu halten. Vancouver brachte es in 60 Minuten nur auf 21 Torschüsse. Die Oilers blockten mit neu zusammengestellten Verteidiger-Paaren 18 Schüsse und ließen nur wenig anbrennen.

„Ich glaube nicht, dass sich jemand Sorgen um unsere Verteidigung machen muss. Es sind alles etablierte und gute Eishockeyspieler, die hinten eine gute Arbeit geleistet haben“, hob Draisaitl hervor. „Der Gegner hatte nicht viele Torchancen. Wir haben es gut überstanden und auch im dritten Drittel ganz gut gespielt, außer bei den zwei schnellen Gegentoren.“

Erst hatte Elias Lindholm die Scheibe im High Slot zu Conor Garland gestreichelt, der diese kompromisslos in den rechten Knick jagte (47.). Dann fälschte Dakota Joshua einen Schuss von Brock Boeser zum zwischenzeitlichen 2:2 ab (49.)

VAN@EDM R2, GM4: Joshua gleicht das Spiel spät im dritten Drittel per Tip-in aus

„Wenn du ein Team wie Vancouver auf zwei Tore limitieren kannst, dann hast du einen guten Job gemacht“, befand auch Bouchard.

Torwart Pickard zahlt das Vertrauen zurück

Es waren die einzigen beiden Male, bei denen Edmontons Starter Calvin Pickard hinter sich greifen musste. Der 32-jährige Kanadier bekam den Vorzug vor Stuart Skinner, startete erstmals überhaupt in seiner Karriere in den Stanley Cup Playoffs und bot angesichts einer Fangquote von 90,5 Prozent eine ansprechende Leistung.

„Unglaublich. Was für ein toller Typ und was für eine Geschichte: Das ganze Jahr gibt er uns die Chance zu gewinnen, wenn er spielt. Ich bin sehr stolz auf ihn. Das war nicht einfach heute“, lobte Draisaitl seinen Schlussmann. „Ich freue mich sehr für ihn.“

Pickard kam in der regulären Saison nur 23-mal zum Einsatz. Sein letzter Start war am 17. April. Die fehlende Spielpraxis aber war ihm nicht anzumerken.

„Ich habe versucht, meine Emotionen unter Kontrolle zu behalten. Es war schwer, denn es stand heute viel auf dem Spiel“, fiel auch bei Pickard selbst viel Ballast ab. „Ich habe mich aber trotzdem sofort wohlgefühlt. Wir haben schon früh viel Energie kreieren können.“

Spiel 5 in Vancouver

Diese Energie möchten die Oilers auch mit in Spiel 5 nehmen. Hierfür wechselt die Best-of-7-Serie beim Stand von 2-2 zurück nach Vancouver. Faceoff ist am Donnerstag (10 p.m. EDT; Sky Sport, NHL.tv; Fr. 4 Uhr MESZ) in der Rogers Arena.

„Das ist Playoff-Eishockey. Es ist ein neues Spiel. Manche Spieler können nun auch zu Helden werden. Wir müssen uns zeigen“, so Tocchet.

Verwandte Inhalte