Landeskog, Rantanen führen Avalanche in Runde 1 an

Durch einen 4:0-Serienerfolg gegen die St. Louis Blues sind die Colorado Avalanche am Sonntag in die zweite Runde der Stanley Cup Playoffs eingezogen. Mit 5:2 gewann die Mannschaft von Trainer Jared Bednar auch Spiel vier in der Serie der Stanley Cup First Round in St. Louis. Damit behielt der Gewinner der Presidents' Trophy in diesem Duell souverän mit vier Siegen aus vier Spielen die Oberhand.

Entscheidend für das Weiterkommen war die gute Leistung der nominell ersten Reihe der Avalanche. Nathan MacKinnon, Mikko Rantanen und Kapitän Gabriel Landeskog übernahmen Verantwortung, punkteten fleißig und hatten damit großen Anteil am Erfolg des Teams. Auch Philipp Grubauer war eine große Stütze. Der gebürtige Rosenheimer entschärfte in Spiel vier 18 Schüsse und bekam bei Brandon Saads Treffer zum 1:1 sogar einen Assist gutgeschrieben.
"Ich denke, es ist enorm wichtig, dass wir jetzt ein paar Tage regenerieren können. Aber am wichtigsten war, wie wir jedes Spiel angegangen sind, 60 Minuten, jeden Wechsel", sagte Grubauer. Denn in den Playoffs zähle jedes kleine Detail. Die Avalanche habe in jedem Spiel einen Weg gefunden, das zu beherzigen. Und das werde auch der Schlüssel bei den kommenden Aufgaben.

COL@STL, Sp4: MacKinnon, Rantanen im Zusammenspiel

Der Torhüter ist das Herzstück einer Defensive, die sich früh in den Playoffs in bestechender Form präsentiert. In der regulären Saison ließ die Mannschaft nur 25,4 Schüsse pro Partie zu. St. Louis gelangen lediglich 27,5 Schüsse pro Partie auf das vom Deutschen gehütete Gehäuse - der zweitniedrigste Wert aller Playoffteams. Die Schussstatistik in Spiel vier sprach mit 34:20 deutlich für die Avalanche. "Wir finden einen Weg, richtig zu verteidigen. Nicht nur unsere Abwehrspieler, das gilt auch für die Stürmer", lobte Grubauer seine Vorderleute.
Verlassen konnten sich die Avalanche einmal mehr auf seine besten Akteure. Rantanen markierte zu Beginn des Schlussdrittels das 3:1 und legte auch noch das 2:1 von Landeskog auf. Damit haben der Finne (ein Tor, sechs Vorlagen) und der Schwede (zwei Tore, sechs Vorlagen) jeweils mindestens einen Scorerpunkt in jeder der vier Playoffpartien. An der Spitze der internen Punktewertung steht allerdings MacKinnon mit neun Punkten (sechs Tore, drei Vorlagen). Unterm Strich zeichnete die Reihe für insgesamt 24 Zähler (neun Tore, 15 Assists) verantwortlich.
MacKinnons sechs Tore sind nur eines weniger als der Franchiserekord für die meisten Treffer in einer Playoffserie. Diesen stellten Joe Sakic 1996 im Conference Viertelfinale gegen die Vancouver Canucks (sieben Tore in sechs Spielen) und Real Cloutier 1982 im Divisionsfinale der Quebec Nordiques gegen die Boston Bruins (sieben Tore in sieben Spielen) auf. MacKinnon ist außerdem der erste Akteur in der Avalanche/Nordiques-Geschichte mit neun Scorerpunkte in einer Serie, die nur vier Partien dauerte. Er ist zudem der sechste Spieler in den vergangenen 25 Jahren, der mit neun Punkten seinem Team helfen konnte, einen 'Sweep' in einer Best-of-7-Serie zu schaffen.

STL@COL, Sp2: MacKinnon mit Hattrick in Spiel 2

"Das war wahrscheinlich das härteste Spiel für uns", meinte Rantanen. Man habe einen Weg gefunden, Hockey auch hart zu arbeiten. Jeder wisse, dass die Mannschaft die Geschwindigkeit und auch das Talent habe. "Aber in den Playoffs muss man sich manchmal Siege auch hart erarbeiten. Und ich denke, das ist es, was wir in den vergangenen beiden Spielen gemacht haben."
Der Trainer war da schon etwas euphorischer: "Ich denke, das war unser bestes Spiel der Serie", befand Bednar. Er sei sehr zufrieden gewesen mit dem Auftritt seiner Schützlinge. Das Checking und die Struktur seien außergewöhnlich gut gewesen. Man habe nicht viele Torchancen der Blues zugelassen. Die Leistung sei über die kompletten 60 Minuten gut gewesen. "In den ersten drei Spielen hatten wir ein paar Schwächephasen. Da waren ein paar Dinge dabei, die mir nicht gefallen haben." Doch nicht so an diesem Abend. Sein Team sei vielleicht nicht so offensiv gefährlich gewesen, wie es normalerweise sein könne. "Aber wir haben einen Weg gefunden, genügend Tore zu schießen, um das Spiel zu gewinnen."
Neben einer sehr gut aufgelegten ersten Sturmreihe gab es noch weitere Faktoren, die für das Weiterkommen der Avalanche verantwortlich waren. So zeigte sich die Mannschaft erneut sehr effektiv, was das Powerplay angeht. Colorado nutzte alle drei Gelegenheiten bei nummerischer Überlegenheit, wenngleich die beiden Treffer zum Schluss im Powerplay Empty-Net-Tore waren. Für die Serie lag die Überzahlquote bei starken 50 Prozent.
Und: Im zweiten Spiel nacheinander stellte das Team fünf verschiedene Torschützen, was auch für die Ausgeglichenheit der Mannschaft spricht. Die Torbilanz in der Serie war mit 20:7 auch eine klare Sache für das Team aus Denver. Allerdings muss man dabei berücksichtigen, dass sechs Treffer ins leere Tor gingen.

grubauer mackinnon

Doch das wird den Avalanche vermutlich herzlich egal sein. Sie dürften sich vielmehr darüber freuen, dass sie zum dritten Mal in der Franchisegeschichte (Quebec Nordiques/Colorado Avalanche) einen 'Sweep' in einer Best-of-seven-Serie geschafft haben. Zuvor gelang das 1996 im Stanley Cup Finale gegen die Florida Panthers und 2001 im Western Conference Viertelfinale gegen die Vancouver Canucks. In beiden Jahren wurde der Stanley Cup gewonnen.
Die Avalanche sind das erste Team, das als Gewinner der Presidents' Trophy zweimal in der ersten Runde der Playoffs ohne Niederlage geblieben ist. Colorado gelang das 2001 und 2021. Nur drei anderen Mannschaften schafften nach dem Gewinn der Presidents' Trophy überhaupt einen Serienerfolg ohne Niederlage in der ersten K.o.-Runde: den Edmonton Oilers (1986 im Divisionshalbfinale gegen die Vancouver Canucks), den New York Rangers (1994 im Eastern Conference Viertelfinale gegen die New York Islanders) und den Dallas Stars (1999 im Western Conference Viertelfinale gegen die Edmonton Oilers).
Er sei sehr stolz auf die Mannschaft, betonte Landeskog. "Das ist nicht leicht. St. Louis ist ein richtig gutes Team." Wenn man sich die Serie anschaue und jede Partie analysiere, dann sei das Ergebnis nicht unbedingt ein Indikator dafür, wie die Serie gelaufen sei. "Es war echt eng." Zwei Partien in Folge in St. Louis gegen verzweifelte Blues zu gewinnen, sei nicht einfach. "Ich bin glücklich, dass wir es geschafft haben, ohne dass wir dem Gegner in irgendeiner Form das Momentum oder die Hoffnung auf einen Erfolg gegeben haben." Das 1:0 in Spiel vier von Vladimir Tarasenko war das einzige Mal, dass die Blues in dieser Serie in Führung lagen. Zusätzliche Motivation dürfte Colorado daraus gezogen haben, dass Blues-Kapitän und Ex-Avalanche Ryan O'Reilly vor den Playoffs noch vollmundig angekündigt hatte, dass die Blues die Avalanche schlagen würden.
Doch auch die Enttäuschungen der vergangenen Jahre hätten noch einmal einen Schub gegeben. "Nach jeder Playoffserie, in der man ausgeschieden ist, werden der Hunger und der Wille, es zu schaffen, noch größer", erläuterte Landeskog. Das Team sei in diesem Jahr noch konkurrenzfähiger als in der Vorsaison. Man bekomme nur eine begrenzte Anzahl an Chancen auf den Gewinn des Stanley Cups. "Wir haben ein echt gutes Team und wollen das Beste daraus machen." In der kommenden Runde wird sich der Sieger des Duells zwischen den Vegas Golden Knights und den Minnesota Wild mit dem Siegeshunger der Avalanche auseinandersetzen müssen.