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Es ist eine Geschichte, die in das Gedächtnis aller Beteiligten für immer fest einzementiert sein wird. Ein Team, das erst vor der Saison gegründet wurde, überraschte alle Fans, Gegner und Experten und erweckte nach einiger Zeit sogar den Eindruck großer Momente der Eishockeygeschichte, wie das Wunder von Lake Placid. Die Vegas Golden Knights sorgten für den Stoff für Filme, setzten sich als Debütant und absoluter Außenseiter von Beginn an durch, brachen Rekord um Rekord und standen am Ende im Stanley Cup Finale. Dort ging das Märchen nun am Donnerstag zu Ende, als die Washington Capitals mit einem 4:3 in der T-Mobile Arena in Las Vegas den vierten Sieg der Serie einfuhren. Trotzdem ist die Saison der Golden Knights mehr als nur beeindruckend, es ist eine nahezu unglaubliche Geschichte.

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Alles begann mit dem Expansion Draft 2017 am 21. Juni. In dem durften sich die Golden Knights als neuer Verein, der noch keinen Kader hatte, von jedem Team einen Spieler wählen. Die anderen 30 Mannschaften konnten Spieler schützen, so dass die großen Stars kaum zur Wahl standen. Es war klar, dass Vegas, abgesehen von Torwart Marc-Andre Fleury, ein Team ohne die ganz herausragenden Akteure sein würde. Manche kritisierten General Manager George McPhee und seine Mitstreiter auch für die Auswahl der Spieler, als beispielsweise von den Minnesota Wild der nicht geschützte Eric Staal ignoriert und stattdessen Erik Haula nach Nevada geholt wurde. Doch McPhee und Trainer Gerard Gallant hatten einen Plan, sie stellten eine Mannschaft zusammen, die schlicht und einfach passte und als Einheit funktionierte.
"Wirklich, das war eine absolut tolle Erfahrung", schwärmte Stürmer Jonathan Marchessault gerührt vom Zusammenhalt in der Mannschaft. "Ich habe mich noch nie in einem Team so sehr als Teil einer Familie, einer Gemeinschaft gefühlt. Es war ein unglaubliches Jahr. Die Fans waren unbeschreiblich. Ich wollte mit keinen anderen in die Schlacht ziehen, als mit diesen Jungs. Das war ein wahnsinniger Spaß."
Das Team hatte von Anfang an guten Zuspruch, die Dauerkarten gingen weg wie warme Semmeln. Doch die endgültige Welle der Begeisterung, die wirkliche Identifikation der Stadt mit den Golden Knights, entstand aus einem Schock, einer Tragödie für die Stadt und die gesamte Nation heraus. Am 1. Oktober, vier Tage vor Beginn der regulären Saison, litt die Stadt der Kasinos unter dem schlimmsten Amoklauf in der Geschichte der USA. 58 Menschen starben, 851 wurden verletzt. Die Golden Knights machten sich umgehend für ihre Gemeinde stark, spendeten an die Opfer der grausamen Tat, besuchten Verletzte, Überlebende und Ersthelfer und machten klar: Wir sind Vegas! Bei ihrem ersten Heimspiel wurden in einer bewegenden Zeremonie sowohl die Ersthelfer, die mit den Spielern auf die Eisfläche kamen, geehrt, als auch der Opfer gedacht. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war klar, dass das Team zur Stadt gehört und die Stadt hinter dem Team steht.

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Während andere Vereine vielleicht unter dieser Last gelitten hätten, gaben die Golden Knights der Stadt nach der Tragödie einen Grund zur Freude, zum Jubel und zum Stolz. Sie gewannen die ersten drei Spiele in Folge, darunter auch das besagte erste Heimspiel und acht ihrer ersten neun Partien. Damit setzten sie bereits ein Ausrufezeichen und verblüfften die Eishockeywelt mit dem besten Saisonstart eines Debütanten in der hundertjährigen NHL-Geschichte.
Diese Erfolge sollten sich durch die gesamte Saison ziehen und dass, obwohl es ein zusammengewürfeltes Team ohne überragende Einzelspieler war. Im Dezember folgte die längste Siegesserie eines Expansion-Teams, als die Golden Knights achtmal in Folge erfolgreich waren. Bereits am 1. Februar knackten sie den Rekord für die meisten Siege eines Expansion-Teams in einer Saison, indem sie ihren 34. Erfolg einfuhren.
"Ich bin sehr stolz auf unsere Truppe", lobte der routinierte Angreifer James Neal die Mannschaft. Wir haben uns schnell zusammengefunden, sind ein Team geworden und haben dieses Jahr großartige Dinge vollbracht."
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Am Ende standen die Golden Knights auf Rang 1 der Pacific Division - ebenfalls ein Novum für einen Debütanten - und machten in den Playoffs genauso weiter, wie in den vorangegangenen sechs Monaten. In der ersten Runde wurden die Los Angeles Kings kompromiss- und humorlos in vier Spielen abgefertigt. In der zweiten Runde waren die erfahrenen San Jose Sharks der Gegner. Ein starker Kontrahent, der jedoch für die Golden Knights keine Hürde darstellte. Nach vier Siegen aus sechs Begegnungen stand fest, dass das Team im Western Conference Finale um den Clarence S. Campbell Bowl kämpfen würden. Gegen die Winnipeg Jets setzten sich die Golden Knights in fünf Partien durch und schafften das Unglaubliche: Sie zogen ins Stanley Cup Finale ein.
Gegen die Washington Capitals gewannen sie Spiel 1 der Finalserie. Viele witterten bereits die Sensation. Sollten die Golden Knights als erstes Expansion-Team gleich in der ersten Saison den Stanley Cup gewinnen? Zum Schluss wurde nichts daraus, die Capitals brachten den Golden Knights vier Niederlagen in Folge bei. Doch trotz dieser Enttäuschung kann Las Vegas stolz auf seine Mannschaft sein. Was die Spieler in Grau und Gold bei ihrer Premiere leisteten, ist unvergesslich. Die Golden Knights waren die Überraschung und das Highlight der Saison und haben sich nach gerade einmal 102 Spielen in der NHL bereits unsterblich gemacht. Die Fans dürfen sich auf die nächste Saison ihrer Ritter in strahlender Rüstung freuen. Denn die machten bereits klar, dass sie mit einer historischen Leistung, mit diesem niemals erwarteten zweiten Platz noch lange nicht zufrieden sind.
"Man will natürlich nicht mit einem solchen Erlebnis aufhören", gab Marchessault zu, zeigte aber sofort den Kampfgeist, der den Golden Knights in ihrer ersten Saison so großen Erfolg bescherte. "Eines weiß ich aber genau: Wir kommen wieder!"