Flyers

NHL.com/de beleuchtet jeden Dienstag der regulären Saison 2019/20 aktuelle Trends in der Liga und Storylines. In dieser Ausgabe geht es um die Bedeutung von Reihen-Chemie.

Vor der Trade Deadline haben vor allem die Titel-Kandidaten noch einmal auf dem Transfermarkt zugeschlagen und personell nachgerüstet. Sie alle hoffen, das entscheidende Puzzleteil auf dem Weg zum Stanley Cup gefunden zu haben. Der Blick auf die Spieler im Kader erscheint bei einigen Teams beeindruckend, doch sind Namen nicht alles. Vielmehr geht es auch um die Chemie innerhalb der Mannschaft und insbesondere innerhalb der einzelnen Reihen. Es gilt, möglichst schnell die perfekte Zusammenstellung zu finden.
Flyers, Blues und Kings die Top-Teams seit der Deadline
Seit der Trade Deadline gibt es sechs Teams, die über 70 Prozent ihrer Spiele gewonnen haben. Darunter die Philadelphia Flyers (100 Prozent), St. Louis Blues (85,7 Prozent), Los Angeles Kings (71,4 Prozent), Colorado Avalanche (78,6 Prozent), Vegas Golden Knights (71,4 Prozent) und New Jersey Devils (71,4 Prozent). Auffällig hierbei ist, dass nichts wirklich auffällig ist: Unter den sechs Mannschaften sind sowohl Käufer (Flyers, Avalanche, Golden Knights), Verkäufer (Kings, Devils) und Teams, die vor dem Transferschluss neutral (Blues) auftraten.

Es zeigt, dass sofortiger Erfolg kaum planbar ist. Ein prominenter Einkauf bedeutet nicht gleich mehr Punkte. Die Beispiele Los Angeles und New Jersey zeigen sogar, dass trotz eines personellen Aderlasses unerwartete Erfolge möglich sind. Mehr als ein großer Name scheint zu zählen, wie gut sich die Spieler an der neuen Wirkungsstätte akklimatisieren und mit den neuen Mitspielern harmonieren. Chemie lässt sich allerdings nur schwer in Zahlen messen.
Die Puzzleteile müssen passen
Dass sie eine entscheidende Rolle spielt, zeigt der Blick auf die Vorsaison: St. Louis hatte auf Nachkäufe verzichtet und kürte sich dank einer eingespielten Mannschaft, einem genau auf die Spieler zugeschnittenen System und perfekt harmonierenden Reihen zum Stanley Cup Sieger. Vize-Meister Boston Bruins schaffte es, mit Center Charlie Coyle und Flügelspieler Marcus Johansson gleich zwei Spieler erfolgreich zu integrieren. Doch auch bei diesem Duo machte einen Akklimatisierungsprozess durch: Coyle sammelte in 21 Hauptrundenspielen nur sechs Scorerpunkte (2-4-6), blühte dann aber in den Playoffs mit 16 Scorerpunkten in 24 Partien auf. Ähnlich war es auch bei Johansson, der beim Rest der regulären Saison zudem mit Verletzungspech zu kämpfen hatte: In zehn Spielen sprangen gerade mal drei Scorerpunkte heraus (1-2-3), zu den Playoffs aber klickte er ausgerechnet in derselben Reihe wie Coyle und brachte es auf elf Punkte (4-7-11) in 22 Spielen.

BOS@CGY: Coyle bezwingt Talbot bei Breakaway

Ost-Finalist Carolina Hurricanes verpflichtete mit dem Schweizer Nino Niederreiter einen Spieler nach, der gut funktionierte, allerdings schon weit vor der Deadline im Januar geholt wurde. Er hatte demnach einen Monat länger Zeit, um sich einzuspielen. West-Finalist San Jose Sharks gelang mit Gustav Nyquist ein guter Griff. Er passte sich schnell an und steuerte noch elf Punkte (1-10-11) in 20 Playoff-Spielen bei.
Es gibt allerdings auch Negativbeispiele. So sind Brian Boyle oder Wayne Simmonds unbestritten gute Eishockeyspieler, doch konnten sie bei den Nashville Predators ihr Leistungsvermögen nie ganz entfalten: Boyle kam auf fünf Punkte (5-0-5) in 26 Hauptrunden-Spielen sowie deren zwei (0-2-2) in den kurzen Playoffs. Simmonds sammelte gar nur drei Punkte (1-2-3) in 17 Partien der restlichen regulären Saison und blieb in den Playoffs ohne einen einzigen Scorerpunkt. Die Chemie hat hier einfach nicht gestimmt: Beide waren große und physisch starke Spieler, doch war das Spielsystem in Music City eher auf schnelle, dynamische und laufstarke Spieler ausgelegt. Der Versuch, den Kader variabler zu machen, schlug fehl. Oder bildlich gesprochen: Egal wie schön ein Puzzleteil ist, wenn es nicht in die Lücke passt, ergibt es kein passendes Bild.
Aktuelle Trends: Vegas mit gutem Händchen?
Aktuell hoffen viele Käufer, dass sie mit ihren Verpflichtungen die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Die Trainer müssen nun tüfteln, wer zu wem passt und welche Reihe in welcher Zusammenstellung am vielversprechendsten ist.
Als aggressivster Käufer traten die Carolina Hurricanes auf. Hier kamen die akquirierten Vincent Trocheck (1-0-1) und Brady Skjei (0-1-1) jeweils schon auf sechs Spiele, während Sami Vatanen noch verletzt ist. Die bisherige Ausbeute zeigt, dass sich die Reihen auch hier noch finden müssen. Weitere Beispiele sind die Tampa Bay Lightning mit Blake Coleman (0-1-1 in 8) und Barclay Goodrow (0-2-2 in 7), die Edmonton Oilers mit Andreas Athanasiou (1-1-2 in 7), Tyler Ennis (1-2-3 in 7) und Mike Green (0-0-0 in 2), die Winnipeg Jets mit Cody Eakin (1-2-3 in 7) und Dylan DeMelo (0-0-0 in 9), die Pittsburgh Penguins mit Patrick Marleau (1-1-2 in 7) sowie die Boston Bruins mit Ondrej Kase (0-1-1 in 5).

CAR@NYI: Trocheck räumt Nachschuss in OT zum Sieg auf

Auf Anhieb mehr Chemie gab es etwa bei den Vegas Golden Knights mit den Neuzugängen Robin Lehner (94 Prozent Fangquote in drei Spielen) und Alec Martinez (2-6-8 in 10). Eine schnelle Integration gab es auch bei den Colorado Avalanche mit Vladislav Namestnikov (3-2-5 in 8), den Vancouver Canucks mit Tyler Toffoli (5-3-8 in 9), den New York Islanders mit Jean-Gabriel Pageau (2-0-2 in 6) und Andy Greene (0-3-3 in 9), den Buffalo Sabres mit Dominik Kahun (2-2-4 in 6), den Calgary Flames mit Erik Gustafsson (0-3-3 in 7) sowie den Washington Capitals mit Ilya Kovalchuk (1-3-4 in 7).
Die nächsten Wochen werden zeigen, welches Team am besten für die Playoffs gerüstet ist. Die Chemie wird einen großen Anteil an Erfolg und Misserfolg haben.