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Äußerst spannend und teilweise nur sehr schwer vorhersehbar gestaltet sich die 1. Runde der Stanley Cup Playoffs in der Western Conference. Mit geballter Schweizer-Power begegnen sich die Nashville Predators und Colorado Avalanche. Derby-Charakter haben die weiteren drei Serien aufgrund von verhältnismäßig kurzen Wegen zwischen den Standorten: Die Winnipeg Jets bekommen es mit den Minnesota Wild zu tun, die Vegas Golden Knights messen sich mit den Los Angeles Kings und zwei Teams aus demselben US-Bundesstaat treffen sich mit den Anaheim Ducks und San Jose Sharks.

Nashville Predators (1. Central, 117 Pkt.) - Colorado Avalanche (2. Wild Card, 95 Pkt.)
Die Nashville Predators erwarten als beste Hauptrunden-Mannschaft der gesamten NHL (117 Punkte) die Colorado Avalanche, das schlechter platzierte Wildcard-Team in der Western Conference. In der regulären Saison trafen die beiden Central-Division-Rivalen viermal aufeinander - alle Spiele konnten die Preds für sich entscheiden (4-0-0) und gehen als turmhoher Favorit in dieses Duell, das es in den Playoffs zuvor noch nie gegeben hatte.

Nashville startet mit der besten Hauptrunde der Franchise-Geschichte im Rücken in die Playoffs. Dieser Erfolg fußte vor allem auf einer starken Defensive (nur 204 Gegentore, 2.). Hier verfügen die Predators sowohl Shutdown- als auch Firepower-Potenzial: Mit P.K. Subban, Roman Josi, Matthias Ekholm und dem lange verletzten Ryan Ellis hat das Team aus Tennessee die wohl gefährlichsten Top-4-Abwehr-Corps der gesamten Liga. Zudem steht mit Pekka Rinne (2,31 Gegentore/Spiel, 92,7 Prozent Fangquote) auch noch ein überragender Torwart zwischen den Pfosten. In der Offensive besticht die Truppe aus Music City durch viel Tiefe und Secondary Scoring: 13 Spieler haben eine zweistellige Torausbeute vorzuweisen. Besonders auf der Center-Position verfügen die Preds mit Ryan Johansen, Kyle Turris, Nick Bonino und Mike Fisher über viel Qualität. Flügelstürmer Viktor Arvidsson wird rechtzeitig zurückerwartet und könnte zusammen mit Filip Forsberg und Johansen wieder die gefürchtete "JoFA"-Reihe bilden. Beeindruckend war schon in der Vorsaison der aggressive und laufintensive Spielstil der Predators, der "Smashville" bis ins Stanley Cup Finale gebracht hatte. Mit Josi, Kevin Fiala und Yannick Weber haben die Preds gleich drei Schweizer im Aufgebot.
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Anders als Nashville (5-2-0) geht Colorado (2-4-1) mit eher schlechter Form in die Playoffs. Besonders schwer wiegt das Fehlen von Stammgoalie Semyon Varlamov (Knieverletzung, fehlt in der 1. Runde) sowie von Verteidiger Erik Johnson, bei dem aber noch Hoffnung auf ein baldiges Comeback besteht. Trotz dieser Widrigkeiten und mit Jonathan Bernier (2,85 Gegentore/Spiel, 91,3 Prozent Fangquote) im Tor hievten sich die Avalanche am letzten Spieltag der regulären Saison durch einen 5:2-Sieg gegen Konkurrent St. Louis Blues noch auf den Wildcard-Rang. Für die Avs sprechen die besseren Special Teams (Powerplay 21,9 Prozent, 8.; Unterzahl 83,3 Prozent, 4.). Zudem hat das Team aus Denver mit Nathan MacKinnon einen Super-Star im Lineup, der mit 97 Scorerpunkten (39 Tore, 58 Assists) ligaweit auf Platz fünf landete. Zusammen mit Gabriel Landeskog und Mikko Rantanen verfügt Colorado über eine gefährliche und temporeiche Top-Sturmreihe, die Schaden anrichten kann. Mit Stürmer Sven Andrighetto hat auch die Avalanche einen Schweizer mit an Bord. Mit im Schnitt erst 25,39 Jahren stellen die Avs die jüngste Truppe in den Playoffs 2018 - verfügen demnach auch über recht wenig Endrunden-Erfahrung.
Winnipeg Jets (2. Central, 114 Pkt.) - Minnesota Wild (3. Central, 101 Pkt.)
Mit den Winnipeg Jets (2. Central Division) und den Minnesota Wild (3. Central Division) begegnen sich zwei Rivalen und extrem heimstarke Teams: Die Jets haben mit 32-7-2 die beste Heim-Bilanz, die Wild (27-6-8) mussten die wenigsten Heim-Niederlagen nach regulärer Spielzeit hinnehmen. Winnipeg konnte drei von vier Aufeinandertreffen in der regulären Saison für sich entscheiden (3-1-0). Für besondere Brisanz sorgt die Nähe zwischen beiden Klubs (Luftlinie "nur" rund 450 Kilometer entfernt).

Die Jets scheinen für die vor allem von Physis geprägten Playoffs gebaut: Mit durchschnittlich 1,88 Metern Körpergröße und 93,3 Kilogramm Gewicht stellt Winnipeg die größte und schwerste Mannschaft in den Playoffs 2018. Die Kanadier verfügen zudem über jede Menge Firepower (273 Saison-Tore, 2.), vor allem im starken Powerplay (23,4 Prozent, 5.). Sowohl in Über- als auch in Gleichzahl sind Patrik Laine (44 Treffer, 2.; 20 Powerplay-Tore, 1.) und Blake Wheeler (91 Scorerpunkte, 9.; 40 Powerplay-Punkte, 2.) die gefährlichsten Waffen. Doch Winnipeg ist keineswegs abhängig von diesen beiden Stürmern, sondern kann mit Connor/Scheifele/Wheeler, Ehlers/Stastny/Laine und Perreault/Little/Armia gleich drei gut ausbalancierte Offensivreihen ausrollen. Besonders spannend wird sein, wie sich Senkrechtstarter Connor Hellebuyck in der Endrunde schlagen wird. Der Goalie, eigentlich als Backup eingeplant, startete als Starter voll durch (2,36 Gegentore/Spiel, 92,4 Prozent Fangquote) und steht nun vor seinem ersten Playoff-Spiel überhaupt.
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Über deutlich mehr Playoff-Erfahrung verfügt sein Gegenüber Devan Dubnyk (2,52 Gegentore/Spiel, 91,8 Prozent Fangquote). Doch nicht nur der Wild-Torwart, sondern ganz Minnesota kann auf deutlich mehr Endrunden-Erfahrung (748:282 Spiele) bauen. Schwer wiegt dagegen der Ausfall von Abwehr-Chef Ryan Suter, der wegen eines Knöchelbruchs für den Rest der Saison ausfallen wird. Gut stehen die Chancen auf eine schnelle Rückkehr von Verteidiger Jared Spurgeon (Oberschenkelverletzung). In der Offensive wird Minnesota von Center Eric Staal angeführt, der auf 76 Scorerpunkte (42 Tore, 34 Assists) kommt und damit bester Torschütze und Punktesammler der Wild ist. In seiner Reihe spielen Jason Zucker und der Schweizer Nino Niederreiter.
Vegas Golden Knights (1. Pacific, 109 Pkt.) - Los Angeles Kings (1. Wild Card, 98 Pkt.)
Überraschungsteam Vegas Golden Knights (1. Pacific Division) trifft in seiner ersten NHL-Saison überhaupt auf die Playoff-Erfahrenen Los Angeles Kings (4. Pacific Division). In der regulären Saison waren die Duelle ausgeglichen - beide Mannschaften kommen auf eine Bilanz von 2-1-1. Es kündigt sich eine spannende und enge Serie an.
Die Stärken der Knights liegen vor allem in der Offensive: Hier glänzt Vegas mit Tiefe und Schnelligkeit. Sechs Spieler - und damit doppelt so viele wie bei L.A. - kommen auf über 20 Saisontore (William Karlsson, Erik Haula, Jonathan Marchessault, James Neal, Reilly Smith). Insgesamt 268 Treffer (5.) und ein Powerplay mit 21,4 Prozent Erfolgsquote (9.) spricht für die Produktivität des Sturms. Hier ragt vor allem Karlsson heraus. "Wild Bill", wie der Center genannt wird, kommt auf 78 Scorerpunkte (43 Tore, 35 Assists). In der Verteidigung steht mit Luca Sbisa ein Schweizer. Im Tor wissen die Knights mit Marc-André Fleury den statistisch besten (Stamm-)Goalie der Hauptrunde zwischen den Pfosten (2,24 Gegentore/Spiel, 92,7 Prozent Fangquote). Der Publikumsliebling konnte bereits dreimal den Stanley Cup gewinnen und bringt wertvolle Playoff-Erfahrung ins Team ein. Ein diskutabler Punkt ist der Heimvorteil für die Golden Knights: In der Touristenstadt Las Vegas verirren sich deutlich mehr Auswärts-Fans ins Stadion als an anderen Standorten. Hinzu kommt die geographische Nähe zu Los Angeles, dass nur eine Flug- und vier Autostunden entfernt ist. Die starke Heim-Bilanz (29-10-2) und der enorme Entertainment-Faktor in der selbsternannten "Festung" sprechen vorerst trotzdem für Vegas.
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Anders als die Knights haben die Kings ihre Stärken in der Defensive: Nur 202 Gegentore und ein Penalty Killing von 85 Prozent bedeuteten jeweils die besten Werte in der gesamten NHL. Dieses Bollwerk dürfte noch schwerer zu überwinden sein, wenn Torwart Jonathan Quick in Playoff-Form kommt. In seiner Karriere erreichte der Schlussmann in der Endrunde starke 92,1 Prozent Fangquote. In der abgelaufenen Hauptrunde hatte er einen Gegentorschnitt von 2,4 und eine Fangquote von 92,1 Prozent. L.A. besticht vor allem durch seine Physis, welche den schnellen Stürmer des Gegners ausbremsen soll. Im Kings-Sturm avancierte Anze Kopitar zum ultimativen Schlüsselspieler und überragte nicht nur seine Kollegen, sondern sich selbst: Der Center stellte in Sachen Tore (35), Assists (57) und Scorerpunkte (92) neue persönliche Bestmarken auf. Ein Plus für Los Angeles ist außerdem die deutlich größere Playoff-Erfahrung. Über die verfügt ihr deutscher Stürmer Tobias Rieder noch nicht, der nach seinem Wechsel von den Arizona Coyotes im Februar mit den Kings erstmals in der KO-Runde vertreten ist.
Anaheim Ducks (2. Pacific, 101 Pkt.) - San Jose Sharks (3. Pacific, 100 Pkt.)
Ein kalifornisches Duell ist das Aufeinandertreffen von den Anaheim Ducks (2. Pacific Division) und San Jose Sharks (3. Pacific Division). Beide Mannschaften pflegen eine heiße Rivalität und könnten diese nun auf ein neues Level heben. In der regulären Saison wurden drei von vier Vergleichen in der Overtime entschieden. Leer gingen die Sharks nie aus (3-0-1). In den Playoffs kommt es erst zum zweiten Mal zu diesem Battle of California - im Jahr 2009 setzten sich die Ducks mit 4:2 durch.

Mit fünf Siegen in Serie katapultierte sich Anaheim im Hauptrunden-Finale noch auf Rang zwei in der Pacific Division (einen Punkt vor San Jose) und geht entsprechend formstark und mit Heimrecht in die Playoffs. Zehn ihrer letzten zwölf Spiele konnte die Truppe aus Orange County gewinnen (10-1-1). Die Ducks hatten in der regulären Saison ein schwaches Powerplay (17,8 Prozent, 23.), dafür aber ein starkes Penalty Killing (83,2 Prozent, 5.). Als Playoff-Monster gilt Center Ryan Getzlaf, der aktuell auf 61 Scorerpunkte (elf Tore, 50 Assists) in 56 Spielen kommt. Schon im Vorjahr war er der Schüsselspieler in der Endrunde (17 Spiele, acht Tore, elf Assists, 19 Scorerpunkte) und macht im Schnitt 0,98 Punkte pro Playoff-Partie. Ein Fragezeichen steht noch hinter Starter John Gibson (2,43 Gegentore/Spiel, 92,6 Prozent Fangquote), der die letzten drei Spiele verletzt fehlte. Mit Ryan Miller (2,35, 92,8 Prozent) weiß Anaheim aber einen starken Backup in der Hinterhand. Die Ducks bangen außerdem um den wichtigen Verteidiger Cam Fowler (Schulterverletzung). Ob für ihn im Fall der Fälle der deutsche Verteidiger Korbinian Holzer in den Kader rutscht ist fraglich.
Ausgerechnet zum Playoff-Start scheinen die Sharks außer Form und verloren fünf ihrer letzten sechs Spiele (1-4-1). Dass San Jose es dennoch schaffte, die 100-Punkte-Marke zu erreichen, war angesichts der langen Ausfallzeit von Joe Thornton (Knie-OP) und dem Abgang von Patrick Marleau (jetzt Toronto Maple Leafs) nicht zu erwarten. Ob Thornton in den Playoffs zurückkehren wird, ist noch offen - auch Evander Kane, Melker Karlsson, Barclay Goodrow und Eric Fehr waren zuletzt angeschlagen. Eben dieser Kane ist einer der Hoffnungsträger in San Jose: Seit seinem Wechsel aus Buffalo besorgte der Flügelstürmer 14 Scorerpunkte (neun Tore, fünf Assists) in 17 Spielen im Teal-Trikot. Definitiv ein Faktor sein wird auch Verteidiger Brent Burns. Der Norris-Trophy-Gewinner des Vorjahres scorte auch in dieser Saison zuverlässig und kommt auf 67 Punkte (zwölf Tore, 55 Assists) in 82 Spielen. Ein Plus bei den Sharks ist die Tiefe: Zwölf Spieler knackten die 30-Scorerpunkte-Marke. Darunter auch Eigengewächse wie Chris Tierney, Kevin Labanc, Joonas Donskoi oder der Schweizer Timo Meier, die allesamt den nächsten Schritt machten. In Sachen Special Teams scheint San Jose (PP 20,6 Prozent, 16.; PK 84,8 Prozent, 2.) die Nase vorn zu haben.