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Ab dem 1. August nimmt NHL.com/de mit seiner 31 in 31 Serie jedes Team genauer unter die Lupe. Von den wichtigsten Geschehnissen und Spielern bis hin zu Stärken und Schwächen, bieten wir eine umfassende Bestandsaufnahme der Klubs in der Liga.
In dieser Ausgabe geht es um die Montreal Canadiens.

Nur zwei Zähler trennten die Montreal Canadiens am Ende der vergangenen Saison von einer Playoffteilnahme. Die Frankokanadier verpassten damit zum zweiten Mal in Serie und zum dritten Mal in fünf Spielzeiten die Schlussrunde. Der Umbau der Canadiens wurde bereits nach der enttäuschende Saison 2017/18 eingeläutet und ein Aufwärtstrend ist klar erkennbar.
Die Reise geht klar in Richtung der Playoffränge. Der geringe Abstand aus der Vorsaison sitzt wie ein tiefer Stachel und war für die jungen Akteure im Kader eine schmerzhafte Erfahrung, die in der kommenden Saison vermieden werden soll.
Ähnliches: [Canadiens kaum verändert\]
Die Schlüsselspieler
Carey Price dürfte nach einer guten Vorsaison mit mehr Selbstbewusstsein auflaufen. Nach einer enttäuschenden Spielzeit 2017/18 konnte der Top-Torhüter vergangenes Jahr 35 Partien gewinnen und 91,8% der auf ihn abgegebenen Schüsse parieren. Price zählte damit in diesen Kategorien zu den fünf besten Goalies mit 50 oder mehr Matches.
In der Verteidigung ist es die Aufgabe von Shea Weber die Fäden zu ziehen. Der erfahrene Defender verpasste 2018/19 24 Partien und konnte sich trotzdem auf Rang acht der der Verteidiger mit den meisten Treffern einsortieren (14). Ein fitter Weber ist Montreals wichtigster Baustein im eigenen Drittel und im Powerplay, das vergangene Saison schwächelte.

MTL@PHI: Weber trifft durch den Verkehr

In der Offensive sind die Canadiens breit aufgestellt. Max Domi sticht mit 72 Zählern in der vergangenen Saison zwar heraus, doch mit Tomas Tatar (58), Jonathan Drouin (53), Phillip Danault (53), Brendan Gallagher (52) und Andrew Shaw (47) konnten fünf weitere Akteure mehr als 40 Punkte beisteuern. Gallagher war mit 33 Treffern der erfolgreichste Torschütze und steigerte seien 31-Tore-Ausbeute aus der Spielzeit zu einem neuen Karriere-Rekord.
Sie könnten nachrücken
Die Canadiens befinden sich vor der zweiten Saison eines Umbruchs im Team. Nach deutlichen Veränderungen werden jetzt gezielte Anpassungen vorgenommen. Dazu gehört auch, dass weniger Nachwuchsakteure in den Kader rutschen können, als es zuvor der Fall war. Besonders in der Offensive sind die Habs mit einem Durchschnittsalter von 26,0 Jahren sehr jung aufgestellt.
Die besten Aussichten den Sprung in den Kader zu schaffen hat Stürmer Ryan Poehling. Der 2017 an 25. Stelle gedraftete Center konnte bereits vergangene Saison in einer Partie NHL-Luft schnuppern. Mit einem Hattrick in dieser Partie wies Poehling nach, dass er bereit für die NHL ist. Rob Ramage, verantwortlich für die Spielerentwicklung in Montreal, ist von Poehlings Entwicklung seit 2017 beeindruckt: "Wenn du heute auf seine Statur schaust - Wahnsinn. Ich denke du kannst sagen, dass er 40 Pfund zugelegt hat, das ist herausragend."
Während es für den Canadiens-Erstrunden-Pick 2019, Cole Caufield, noch zu früh für NHL-Einsätze sein dürfte, könnten Angreifer Nick Suzuki und Verteidiger Josh Brook bessere Chancen haben. Für beide ist es unwahrscheinlich eine gesamte Saison in der NHL aufzulaufen. Die ersten Erfahrungen in der besten Eishockeyliga sollten das Ziel sein. Beide Akteure wurden 2017 im Draft gezogen. Brook an 56. Stelle durch Montreal, Suzuki bereits an 13. Position durch die Vegas Golden Knights.
Stärken
Die Canadiens profitieren von einer guten Altersstruktur innerhalb des Teams. Junge und hungrige Spieler treiben die etablierten Akteure innerhalb der Mannschaft zu immer neuen Höchstleistungen an. Domi und Drouin konnten weiter Erfahrung sammeln und ihre Klasse unter Beweis stellen. Mit Jeff Petry, Weber und Price hat Montreal viel Führungsqualität in den eigenen Reihen, von denen die gesamte Franchise profitieren kann.
Auf der Torhüterposition sind die Canadiens herausragend aufgestellt. Price konnte nach einer Seuchensaison 2017/18 wieder zu alter Form finden und sich unter den fünf besten Goalies der Liga einreihen. Besonders in Unterzahl war der 32-jährige mit 89,3 Prozent gehaltener Schüsse herausragend.

MTL@NYR: Price zieht rüber, beraubt Namestnikov

Das starke Körperspiel Montreals aus der vergangenen Saison wird ein weiterer Schlüssel zum Erfolg. 2203 Checks teilten die Canadiens aus und rangierten damit auf Rang drei der Liga. Mit diesem Auftreten nimmt Montreal dem Gegner die Zeit für einen geordneten Spielaufbau und generiert selbst Chancen. Kombiniert mit der Vorgabe das gegnerische Tor schnellstmöglich unter Beschuss zu nehmen, entwickelt sich ein sehr aggressiver Spielstil. 2796 Schüsse gaben die Canadiens ab, die drittmeisten der NHL-Teams.
Entwicklungspotenzial
Zwei Schwachstellen gilt es für die Canadiens anzugehen. Das zweitschlechteste Powerplay (13,2 Prozent) kostete Montreal vergangene Saison Punkte und damit schließlich die Playoffs. Trotz Weber, der als Powerplay-Spezialist gilt und Petry, der in den vergangenen zwei Saisons immerhin 34 Punkte im Powerplay beisteuerte, war das Überzahlspiel der Canadiens eine große Schwachstelle, die "intern bei den Trainern angesprochen wurde", sagt GM Marc Bergevin. Der Manager erwartet hier eine deutliche Verbesserung.
Das zweite Sorgenkind der Franchise sind linksschießende Verteidiger. Mit Weber und Petry sind die Rechtsausleger gut besetzt, müssen jedoch auf adäquate Gegenstücke verzichten. Victor Mete, der erst 21-jährige Defender, dürfte in seiner dritten NHL-Saison bereits in das Top-Verteidiger-Paar, neben Weber aufrücken. Der als Free Agent verpflichtete Ben Chiarot könnte die Ergänzung zu Petry sein. Die Canadiens haben die Schwachstelle in der Defensive erkannt und hoffen, dass die Maßnahmen greifen.
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Playoff-Chancen
Die Aufgabe in Montreal ist klar. Das erfolgsverwöhne Umfeld des Rekord-Champions erwartet die Teilnahme an den Stanley Cup Playoffs. Die Voraussetzungen sind gut. Eine Vorsaison die besser als erwartet verlief und beinahe in die Schlussrunde führte. Das Team konnte 2018/19 Erfahrung sammeln und die jungen Akteure ihren Platz in der Mannschaft finden. Sollten Gallagher, Domi, Tatar, Danault und Drouin ihre Leistungen bestätigen können, ist eine Playoffteilnahme möglich. Sollten zusätzlich die Probleme im Powerplay abgestellt werden, steht einer erfolgreichen Saison nichts im Wege.