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Es hätte der perfekte Ringschluss seiner großen NHL-Karriere werden sollen. Nach dem Triumph im Stanley Cup mit den Pittsburgh Penguins kehrte Mark Streit im Sommer noch einmal an die Stätte zurück, wo 2004 alles begonnen hatte. Doch die erneute Liaison mit den Montreal Canadiens endete abrupt und für den altgedienten Verteidiger unwürdig. Nach nur zwei Einsätzen degradierten ihn die Verantwortlichen der Habs und schickten ihn zur AHL-Filiale Laval Rocket. Diesen Schritt wollte der 39-Jährige jedoch nicht mitgehen. Daraufhin folgte die Vertragsauflösung in Montreal. Am Montag gab Streit nun über den Schweizer Verband bekannt, dass er die Schlittschuhe endgültig an den Nagel hängt.

Das Aus bei den Canadiens sei für ihn in dieser Form überraschend gekommen, schilderte er im Gespräch mit der Schweizer Nachrichtenagentur SDA. General Manager Marc Bergevin habe ihn angerufen und ihm offenbart, dass ihn der Klub auf die Waiver-Liste setzen werde. "Ich war von dieser Entscheidung enttäuscht. Hätte ich zehn Partien schlecht gespielt, hätte ich es verstanden", sagte Streit. Er kritisierte, dass er in der laufenden Spielzeit nie die Chance bekommen habe, sein wirkliches Können zu zeigen. In seiner NHL-Laufbahn habe er jedoch gelernt, dass man solche Dinge nicht persönlich nehmen dürfe. Aus diesem Grund hadere er nicht, sondern sei vielmehr stolz auf das, was er in Nordamerika erreicht habe. "Ich kann erhobenen Hauptes abtreten", betonte er.
Die Canadiens hatten den Defensivspieler beim NHL Draft 2004 in der neunten Runde ausgewählt. Sein Liga-Debüt feierte Streit mit Montreal am 8. Oktober 2005 im kanadischen Derby bei den Toronto Maple Leafs. Dabei verbuchte er gleich einen Assist. Den Puck, mit dem er die Torvorlage lieferte, schnappte er sich als Erinnerungsstück für daheim. Ebenso kaufte er sich das Heim- und Auswärtstrikot jener Saison. Der endgültige Durchbruch gelang dem Berner in der Serie 2007/2008. Nach 81 Einsätzen für die Canadiens in der Hauptrunde hatte er 62 Scorer-Punkte (13 Tore, 49 Vorlagen) auf dem Konto. Das ist bis heute Schweizer Rekord.

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Im Anschluss wechselte er zu den New York Islanders, die ihn mit einem Kontrakt über fünf Jahre im Gesamtwert von 20,5 Millionen Dollar ausstatteten. Beim Franchise aus Brooklyn gehörte Streit sofort zu den Leistungsträgern. Trotz einer schweren Schulterverletzung, wegen der er die komplette Saison 2010/12 aussetzen musste, ernannten ihn die Islanders in der darauffolgenden Serie zum Kapitän. Damit war er der erste Schweizer in der NHL, dem dieses Amt übertragen wurde. Nachdem er sich 2013 mit dem Team für die Playoffs qualifiziert hatte, zog er im Sommer weiter zu den Philadelphia Flyers. Dort knüpfte Streit nahtlos an die starken Darbietungen in New York an.
Nach dreieinhalb Jahren Philadelphia landete er im Rahmen der Trade Deadline am 1. März 2017 bei den Penguins. Dort ging sein Traum vom Gewinn des Stanley Cups endlich in Erfüllung. Stolz präsentierte er den Pokal am 2. August den Fans in seiner Heimatstadt Bern.
Die NHL-Bilanz weist für Streit insgesamt 786 Hauptrunden-Begegnungen und 434 Scorer-Punkte (96 Tore, 338 Assists) aus. In den Playoffs kamen 34 Partien hinzu. Dabei gelangen ihm vier Treffer und elf Assists.
Nach dem Ende bei den Canadiens klopften einige Schweizer Klubs bei Streit an und loteten sein Interesse aus, seine Karriere in die National League fortzusetzen. Doch nach reiflicher Überlegung winkte der Stanley-Cup-Sieger ab. Die größere Eisfläche wolle er sich in seinem Alter nicht mehr antun, lautete die Begründung. In die Schweiz zurückkehren möchte er aber auf jeden Fall. Streit sieht die Zukunft seiner Familie in Bern. Konkrete Pläne für die Zeit nach der Rückkehr aus Übersee hat er noch nicht geschmiedet. "Erst einmal brauche ich etwas Abstand", sagte er. Gerne würde er dem Eishockey in irgendeiner Funktion treu bleiben, eventuell im Jugendbereich.