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NHL.com/de präsentiert in der Serie Draft Watch 2022 die neuesten Nachrichten über den nächsten Draft-Jahrgang. In dieser Ausgabe: Der österreichische Nachwuchs im Aufwind.

Von 1997 bis 2003 genoss der österreichische Nachwuchs die ständige Aufmerksamkeit der NHL Scouts, so dass sieben Jahre in Folge immer mindestens ein Österreicher im NHL Draft ausgewählt wurde. Unter diesen Spielern befanden sich unter anderem der langjährige Nationaltorwart Reinhard Divis und der beste Österreicher aller Zeiten, Thomas Vanek. Es waren goldene Jahre, die jedoch bald ein Ende fanden. 2006 folgte mit Michael Grabner noch ein weiterer Stürmer, der über Jahre hinweg in der NHL aktiv war, doch nach Grabner verschwand die Alpenrepublik vorerst vom Radar der Scouts.
In den nächsten 13 Drafts in Folge ging Österreich leer aus. So ist in der laufenden Saison Michael Raffl bei den Dallas Stars der einzige Vertreter seines Landes in der NHL. Die Zukunft sieht nun allerdings wieder rosiger aus, denn der Nachwuchs hat große Schritte nach vorne gemacht.

DAL@PIT: Raffl schießt das erste Tor im Spiel

Der NHL Draft 2020 markierte einen Rekord, denn erstmals wurden drei Österreicher in einem Jahr gewählt. Ausnahmetalent Marco Rossi wurde in der ersten Runde an neunter Stelle von den Minnesota Wild gedraftet. Die Anaheim Ducks wählten in der vierten Runde an 104. Stelle den Verteidiger Thimo Nickl und die New Jersey Devils holten sich in der sechsten Rund mit dem 161. Pick Stürmer Benjamin Baumgartner. Man könnte diesen starken Jahrgang vielleicht als einmaliges Ereignis abtun, aber auch andere Zeichen deuten darauf hin, dass in Zukunft wieder mehr Österreicher ihren Weg in die NHL finden könnten.
Für den kommenden Draft haben die Scouts erneut zwei vielversprechende Spieler im Visier. In der Players to Watch List des NHL Central Scouting Service bekam Center Marco Kasper die Bestnote A und gilt damit als Kandidat für eine Wahl in der ersten Runde. Außenstürmer Vinzenz Rohrer wurde mit einem B bewertet, was bedeutet, dass sein Name in der zweiten bis dritten Runde erwartet wird.
Der gebürtige Innsbrucker Kasper kommt aus dem Klagenfurter Nachwuchs und machte vor der Saison 2020/21 den Schritt zu Rögle BK nach Schweden. Dort kam er neben Einsätzen für die U18 und die U20 bereits zu seinen ersten zehn Spielen für Rögle in der SHL, in denen er einen Assist verbuchte. International vertrat er Österreich bei der Juniorenweltmeisterschaft, wo er das einzige Tor des Teams vorbereitete. In der laufenden Saison bestritt er vier Spiele für Rögles U20 und erzielte dabei fünf Punkte (3 Tore, 2 Assists). Mit der ersten Mannschaft trat er 17 Mal an und sammelte sechs Punkte (4 Tore, 2 Assists).

6.5 Marco Rossi

Rohrer wählte den gleichen Weg wie Rossi, um seine Fähigkeiten zu entwickeln. Beide Spieler kommen aus Feldkirch, spielten im Nachwuchs für die GCK Küsnacht Lions in der Schweiz und wechselten später zu den Ottawa 67's in die Ontario Hockey League. Rohrer befindet sich in seiner ersten Saison bei den Kanadiern und kann mit seinen Leistungen absolut zufrieden sein. Nach 19 Spielen ist er mit 15 Punkten (5 Tore, 10 Assists) sowohl der viertbeste Scorer seiner Mannschaft, als auch der viertbeste Rookie der Liga.
Kasper und Rohrer überzeugen in dieser Saison mit ihren Leistungen und besonders Rohrer könnte in der Einschätzung der Scouts damit bis zum Draft noch klettern. Für beide steht eines der wichtigsten Ereignisse an, mit denen ein Spieler vor dem Draft seine Fähigkeiten beweisen kann, denn Österreich wird ab 26. Dezember zum zweiten Mal in Folge in der Königsklasse an der Junioren-WM teilnehmen.
In einer Gruppe mit Kanada, Finnland, Deutschland und Tschechien sind die Österreicher die klaren Außenseiter, doch alleine die Teilnahme ist für die jungen Spieler eine große Chance sich von ihrer besten Seite zu präsentieren.
Die Aufmerksamkeit, die Spieler wie Rossi, Kasper und Rohrer auf sich ziehen, wird auch zukünftigen Jahrgängen in Österreich zugutekommen. Diese Talente zeigen den Scouts und der NHL, dass in den Alpen nicht nur in der Schweiz Nachwuchs entsteht, der für die beste Liga der Welt in Frage kommt.

Besonders die Programme einiger Spitzenklubs fördern diese Entwicklung. Red Bull Salzburg, die Vienna Capitals und der EC KAC haben allesamt Farmteams in der Alps Hockey League, in denen heimische Talente früh Erfahrung in einer professionellen Liga sammeln können. Diese Erfahrung ist von unschätzbarem Wert für junge Spieler und bietet ihnen eine Bühne auf der sie zeigen können, was in ihnen steckt.
Aktuell ist Raffl zwar allein auf weiter Flur in der NHL, doch mit Rossi könnte noch diese Saison ein Landsmann sein NHL-Debüt feiern und beim kommenden Draft dürfte die Zukunft des österreichischen Eishockeys mit Kasper und Rohrer den nächsten Schritt machen, um ihren Status in der Eishockey-Welt weiter aufzupolieren.