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Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) startet ab Donnerstag in die neue Saison 2022/23. Zum engsten Favoritenkreis zählen auch in diesem Jahr die üblichen Verdächtigen wie die Adler Mannheim, der EHC Red Bull München und die Eisbären Berlin, die den Titel-Hattrick anpeilen. Die Grizzlys Wolfsburg, Straubing Tigers und der ERC Ingolstadt genießen den Status des Geheimfavoriten und könnten ein Wörtchen im Meisterschaftsrennen mitreden. Für den Rest der Liga geht es einerseits um die vier verbleibenden Playoff-Spots, andererseits um den Klassenverbleib, denn der Tabellen-15. wird in die DEL2 absteigen. Neu in der DEL ist Aufsteiger Löwen Frankfurt, der mit viel Euphorie durchstarten möchte, wie Sportdirektor Franz-David Fritzmeier im Interview erklärt.

Servus Franz! Zunächst einmal Glückwunsch zur DEL2-Meisterschaft und dem damit verbundenen Aufstieg in die DEL. Was bedeutet dir dieses Meisterstück?
Das bedeutet mir sehr viel. Ich bin jetzt fünf Jahre hier, und es war eine lange, tolle Reise. Wir mussten drei Jahre warten, bis wir überhaupt aufsteigen durften, dann kam die Corona-Zeit. Wir haben viele Spieler ausgebildet, waren dreimal in den letzten vier Jahren Erster und haben uns am Ende selbst mit der Meisterschaft gekrönt und in die DEL gebracht. Wir haben sehr viel Energie und Arbeit reingesteckt und es im richtigen Moment zusammen mit den Fans geschafft. Das war unfassbar schön.
Die Löwen waren Hauptrundenerster und haben in den Playoffs einen perfekten Durchmarsch ohne eine einzige Niederlage hingelegt. Hat dich diese Dominanz überrascht?
Wir haben nicht erwartet, dass wir in den Playoffs in einer starken Liga mit starken Konkurrenten kein einziges Spiel verlieren. Das gab es noch nie. Es hat sich irgendwann ein Gefühl entwickelt, dass wir nicht aufzuhalten sind. So war es dann auch. Es hat alles gepasst.
Wie ausgeprägt waren die Feierlichkeiten nach dem Aufstieg?
Leider haben wir die Meisterschaft auswärts gewonnen, aber es waren trotzdem viele Fans da. In der Nacht wurden wir in Frankfurt von unseren Fans empfangen. Wir hatten auch einen tollen Empfang auf dem Römer, eine schöne Bootstour und zwei Wochen intensive Feierlichkeiten. Die Spieler waren auf Mallorca mit dem Pokal und haben es krachen lassen. Für mich ging allerdings schon früh wieder die Arbeit los.

DEL-Frankfurt-Stage-Celebration

Ist Frankfurt eine Eishockey-Stadt?
Ja schon. Wir sind nicht die Sportart Nummer 1 in der Stadt, aber wir hatten in der DEL2 im Schnitt 5000 Zuschauer, womit wir in Deutschland ligaübergreifend zu den Top-8-Teams zählen. Frankfurt hat viel Eishockey-Kultur, was ein sehr wichtiger Faktor ist.
Als Frankfurt Lions war die Stadt schon einmal in der DEL, wurde 2004 sogar Deutscher Meister. Wie groß ist der Hunger auf DEL-Eishockey?
Der war immer riesengroß. Uns war immer eines klar: Das Ziel ist die DEL. Das war für mich auch der große Ausschlagpunkt, hierhin zu gehen. Wir haben die letzten Jahre bereits hart daran gearbeitet, uns frühzeitig im Staff und Umfeld wie eine DEL-Mannschaft aufzustellen, um bereit zu sein, wenn es soweit ist. Der Hunger im Klub ist sehr groß und hat sich immer mehr gesteigert, je näher der Aufstieg gerückt ist.
Mit Frankfurt bekommt die DEL nun einen "Big-City-Club". Wie attraktiv sind die Löwen für die DEL?
Sehr attraktiv, würde ich sagen. Es fehlt noch ein Mosaiksteinchen, und das ist das neue Stadion. Wenn wir das haben, sind wir nicht nur ein Big-City-Klub, sondern auch ein Big-Eishockey-Klub in der DEL und in Europa. Die Stadt ist natürlich fantastisch: Frankfurt ist sexy, eine internationale, moderne und florierende Weltstadt. Unser aktueller Spielort ist ein Stadion mit viel Kultur und Nostalgie, allerdings haben wir keine typischen VIP-Logen, was wirtschaftlich ein großer Nachteil ist. Als VIP-Gast sitzt du bei uns auch auf dem Plastikstuhl. Unser Publikum sind reine Eishockey-Fans, kein Eventpublikum. Wir sind also eine Big City, aber noch ein kleiner Klub, was das Finanzielle und Strukturelle angeht.

DEL-Frankfurt-Dominik-Bokk

Wie schwer wird die Umstellung von DEL2- auf DEL-Eishockey?
Es ist ein anders Spiel, aber wir haben viele Spieler im Kader, die schon in der DEL gespielt haben. Es sollte also keine allzu große Überraschung sein. Wir hatten unsere Vorbereitung so geplant, dass wir sechs Spiele gegen DEL-Teams bestritten haben, hauptsächlich gegen die kleineren Klubs, die mehr unsere Kragenweite sind. Wir müssen uns umstellen. In der DEL ist es einfach schneller, du darfst dir weniger Fehler erlauben und die Gegenspieler und Torhüter sind besser. Das wird eine Herausforderung, auf die wir uns sehr freuen.
Bei den Löwen ab es im Sommer moderate Kaderbewegungen mit elf Abgängen und neun Neuzugängen. Welche Überlegungen standen dahinter?
Wir hatten letztens Jahr eine Top-Truppe, auch vom Spirit her. Wenn du so dominant Meister wirst, ist es selbstverständlich, dass du viele Spieler behältst, weil sie es sich verdient haben. Mein Gedanke war, diesen Spirit zu behalten und Spieler dazuzuholen, die besser für die DEL geeignet sind und ins Teamgefüge passen. Unser Credo ist immer die Mannschaft.
Mit Dominik Bokk, der bei den Carolina Hurricanes unter Vertrag steht, fädelten die Löwen ein Leihgeschäft mit einem Erstrunden-Pick ein. Ist er der Frankfurter Königstransfer?
Nein. Dominik ist ein sehr wichtiger Transfer, aber kein Königstransfer. Die deutschlandweite Aufmerksamkeit in der Presse freut uns natürlich, aber es ist wichtig, dass bei Dominik Ruhe einkehrt. Vom Können her ist er mit das größte deutsche Talent. Er hat schon jetzt einen weiten Weg hinter sich, mit über 100 Spielen in Schweden, ist aber immer noch ein junger Spieler. Dominik und ich kennen uns schon lange, der Kontakt ist nie abgerissen. Wir wollen ihm jetzt ein Umfeld geben, mit ihm arbeiten und ihm den letzten Schliff geben. Der Firstround-Pick ist ein Rucksack. Er hat Ecken und Kanten, seine Spielweise beinhaltet ein gewisses Risiko. Aber ich habe volles Vertrauen zu ihm.

DEL-Frankfurt-v-Mannheim

ie Löwen haben mit Abstand die Mannschaft mit der wenigsten DEL-Erfahrung (1611 Spiele). Wie will Frankfurt dieses Defizit kompensieren?
Es bedeutet gleichzeitig einen gewissen Freiraum in der Mannschaft, denn wir haben großen Hunger, jetzt diese Spiele zu machen. Das wird also kein Problem sein. Wir sind kein Titelfavorit, sondern sind gekommen, um zu bleiben.
Wird sich die Eishockey-DNA der Löwen in der DEL verändern?
Wir wollen aktives Eishockey spielen, aggressiv und clever sein. In der DEL2 haben wir immer sehr dominant gespielt, das wird sich jetzt ändern. Wir wollen uns deswegen aber nicht hinten reinstellen und hoffen, dass wir überleben. Wir müssen kompakter, defensiv stabiler sein, alles muss schneller gehen. Selbst die Scheibe zu haben, ist die beste Verteidigung. Wir dürfen uns weniger Fehler erlauben, denn diese werden sofort bestraft. Also müssen wir effektiver sein und die Chancen, die wir bekommen, nutzen. Wir wollen da mutig und frisch reingehen.
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Die Bietigheim Steelers haben in der Vorsaison vorgemacht, wie man als Aufsteiger den Klassenerhalt schafft. Sind sie ein Vorbild?
Sicherlich ist es sehr positiv, was Bietigheim da gemacht hat, wir haben großen Respekt vor ihrer Leistung. Aber wir sind Frankfurt und wollen einen ähnlichen Erfolg oder vielleicht sogar noch mehr haben. Wir freuen uns darauf und werden jeden Tag alles geben.
Wie groß ist die Vorfreude auf die DEL-Saison?
Ich freue mich natürlich sehr, dass wir das geschafft haben und wir wieder in der DEL sind. Dass wir das jetzt mit Frankfurt erleben dürfen, ist etwas ganz Besonders. Das haben sich vor allem auch unsere Fans, Sponsoren und alle Leute, die in den letzten zwölf Jahren hart an der Rückkehr in die DEL gearbeitet haben, mehr als verdient.

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