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NHL.com/de hat sich kürzlich mit einigen der besten Spieler aus der NHL getroffen und sie befragt, um einen Einblick in ein breites Themenspektrum zu bekommen.
In dieser Ausgabe Leon Draisaitl von den Edmonton Oilers:

Mit ein bisschen Abstand gibt es vielleicht eine neue Perspektive: Was ist letzte Saison passiert?
"Ich denke, dass wir nicht so gestartet sind, wie wir uns das vorgestellt haben. Nachdem wir in zehn Spielen nicht einmal gewonnen hatten, sind wir ein wenig in Panik verfallen. Wir waren aus dem Vorjahr gewohnt, zu gewinnen, vor allem gegen Ende der Saison. Ich glaube, wir hatten 13 unserer letzten 14 Spiele gewonnen. Und plötzlich ist jeder ein bisschen panisch geworden und das Selbstvertrauen war weg. Wir haben nicht an einem Strang gezogen. Aber daraus kannst du lernen - ich hoffe, dass wir in dieser Spielzeit Wiedergutmachung betreiben können."

War die größte Lehre, dass es keine Garantie für Erfolg gibt?
"Ja, das trifft es perfekt. Jeder dachte, dass wir es bis ins Stanley-Cup-Finale schaffen würden. Es zeigt dir, dass du Jahr für Jahr gut arbeiten musst. Das ist hart, aber gute Teams machen das so. Und wir möchten zum Start der nächsten Saison ein gutes Team sein."
Mit dem Erfolg im vorletzten sowie der Enttäuschung im letzten Jahr, ist die Saison 2018/19 eine große Chance?
"Das ist sie tatsächlich. Wir hatten dieses eine Jahr, wo alles für uns gelaufen ist. Wir hatten keine Verletzten, es sah fast so aus, als würden die Pucks für uns reingehen, wir haben andere Mannschaften spielerisch geschlagen, hatten Selbstvertrauen. Und das Jahr darauf hat es sich komplett zum Negativen gewandelt. Das gehört dazu, aber ich denke, dass wir viel daraus mitnehmen, besser werden und uns auf die neue Saison vorbereiten können."
Schätzt du Teams in dieser Liga wert, die es schaffen, Jahr für Jahr erfolgreich zu sein?
"Zu 100 Prozent ja. Was Pittsburgh, Washington oder Nashville macht - sie schaffen es immer in die Playoffs und kommen dort normalerweise sehr weit. Ich habe in den Playoffs mal in der 2. Runde ein Spiel 7 mitgemacht und bin auf den Geschmack gekommen. Ich weiß, dass es schwer ist und harte Arbeit erfordert. Das lässt die Wertschätzung für diese Teams steigen und wir wollen selbst eines dieser Mannschaften werden."
Was ist der Unterschied zwischen einem Team, das dies schafft und einem Team, das es nicht schafft?
"Ich denke, sie gehen es einfach richtig an. Die Führungsspieler gehen voran, die anderen Jungs folgen. Du hast Spieler, die mit gutem Beispiel voran gehen. Auch die zweite, dritte und vierte Reihe macht es genauso und dann läuft es wie eine gut geölte Maschine. Es geht einfach immer weiter. Ich glaube, dass das der Unterschied zwischen einer großen Mannschaft und einem Nicht-Playoff-Team ist."

Du hast in deiner Karriere bislang konstant gute Leistungen gezeigt. Was braucht es, um auf so einem Level zu spielen, was der Durchschnittsfan weder sehen noch verstehen kann?
"Es ist die Arbeit, die du im Sommer investierst. Ich denke viele denken, dass wir uns im Sommer ausruhen, aber es ist harte Arbeit. Es ist der tägliche Gang in den Fitnessraum und die täglichen Einheiten auf dem Eis, wo du an den kleinsten Dingen arbeitest, die meist keinen Spaß machen und oft von niemanden bemerkt werden. Dann gehst du aber raus, spielst vor 18.000 Zuschauern und brauchst diese kleinen Dinge, die niemanden auffallen. Nur wirkliche Hockey-Menschen sehen und begreifen, wie wertvoll und wie schwer es ist."
Kannst du ein Beispiel geben?
"Ich denke da an Bullies. Für mich als Center ist es eine wichtige Sache. Wie die Griff-Stärke, die du mit vielen Hantel-Übungen verbessern kannst. Du machst Kniebeugen mit Hanteln, was sehr auf die Unterarme geht. Und hierbei geht es lediglich darum, den Puck beim Anspiel zu gewinnen und nicht einmal darum, mit dem Puck zu spielen. Ich bin derjenige, der auf die Knie fällt, Stockschläge auf die Hand und die Finger bekommt, was auch am nächsten Tag weh tut und das nur, um meiner Mannschaft die Situation zu geben, die Kontrolle über den Puck zu haben."
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Wie wichtig ist es, sich persönliche Ziele zu stecken?
"Das mag ich eigentlich nicht so gerne. Normalerweise versuche ich einfach, der beste Spieler zu sein, der ich sein kann und meinem Team damit zu helfen, was ich am besten kann. Aber ich bin keiner, der in die Saison geht und denkt, 30 Tore machen zu müssen. Natürlich habe ich Marken, die ich erreichen möchte, die hat denke ich jeder Spieler. Aber für mich ist es nicht so, dass es eine schlechte Saison ist, wenn ich keine 30 Tore schieße."
Was treibt dich an, abgesehen vom Gewinn des Stanley Cups?
"Was mich motiviert? Ich denke, die Fans. Es macht Spaß, beinahe jedes Spiel vor 18.000 Zuschauern aufzulaufen. Als Spieler willst du immer, dass dir die Leute gerne zuschauen. Du willst, dass sie sagen: 'Es macht Spaß, ihm zuzusehen.' Ich will unterhalten. Aber während ich das jetzt sage, fällt mir ein, dass ich wahrscheinlich gar nicht zu den unterhaltsamsten Spielern zähle (lacht). Es gibt Spieler, die sind unterhaltsamer zum Anschauen, aber ich weiß, dass das, worin ich gut bin, wichtig für die Mannschaft ist."

Wo wir gerade über Unterhaltung sprechen: Was macht Connor McDavid so speziell?
"Es ist echt schwer, das zu erklären. Ehrlichgesagt fehlen mir manchmal selbst die Worte. Es ist schwer, das zu beschreiben. Er ist einfach so viel schneller als alle anderen. Es gibt auch andere Spieler, die schnell sind, aber er macht alles in Höchstgeschwindigkeit, mit dem Puck und verliert dabei niemals die Kontrolle über seinen Körper. Vorwärts, rückwärts, seitlich - für mich ist er wie eine Schlange. Er verschwindet und plötzlich ist er hinter dir. Und du denkst dir: Wie macht er das? Dazu hat er großartige Hände und ein wirklich gutes Verständnis von Hockey. Er kann gut passen, versteht das Spiel. Es ist das Gesamtpaket. Das ist es, was ihn zum besten Spieler der Welt macht. Er kann selbst etwas kreieren und das können nicht viele Spieler. Nichts gegen Sidney Crosby, beide sind unterschiedliche Spieler, aber nur in Sachen Chancenerarbeitung und Tore ist er weit weg und nicht einmal in der Nähe, der beste Spieler der Welt zu sein."
Kannst du dir den Druck vorstellen, dem er ausgesetzt ist, seitdem er ein kleiner Junge ist?
"Es gibt nicht viele Vorteile, die das mit sich bringt oder? Es ist nicht schlecht, so ein Leben zu leben. Ich denke, dass er einen richtig guten Job macht, damit umzugehen und es auszubalancieren. Er hat eine Familie, die ihn sehr unterstützt und ihn gut erzogen hat. Er weiß, wie man bescheiden bleibt und er weiß, was es braucht, um so eine Persönlichkeit zu sein, wie er eine ist."
Was ist für dich ein typisches Frühstück während einer Saison?
"Zum Frühstück? Eier. Eier mit Brot, schätze ich. In der Arena haben wir immer ein ziemlich gesundes Mittagessen. Reis, viel Gemüse, Hähnchen, Rindfleisch. Abends gehe ich oft essen. Ich liebe die italienische Küche. Das ist mein Schwachpunkt. Wo auch immer es einen guten Italiener gibt - ich liebe es, dorthin zu gehen."
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Was ist das Beste daran, ein NHL-Spieler zu sein?
"Wahrscheinlich, dass du Einfluss auf andere Menschen hast, die nicht das können, was du kannst. Du hast mehr Einfluss auf diese Leute, als es diese zugeben würden. Ich denke, das ist cool. Ohne etwas zu machen lieben uns die Menschen oder mich oder einen anderen Spieler und was ist es, was wir wirklich tun? Wir spielen Eishockey. Aber sie lieben uns dafür. Ich denke, dass das etwas ganz Besonderes ist."