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In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch waren 1:12 Minuten gespielt, als Dean Kukan den Pass von Artemi Panarin an der blauen Linie stoppte und zu David Savard weiterleitete. Nur vier Sekunden später zappelte die Scheibe im Netz und der 24-jährige Schweizer war mit seinem ersten Assist endgültig in der NHL angekommen.

Die Geschichte Kukans beginnt bereits viel früher. Am 8. Juli 1993 in Volketswil, in der Schweiz geboren startete seine Karriere im nahegelegenen Zürich. Bis zum Ende der Saison 2010/11 lief Kukan für seinen Heimatverein auf und schaffte es auf immerhin zwei Einsätze in der NLA, der höchsten Schweizer Spielklasse. Kukan wurde nie bei einem NHL-Draft berücksichtigt, daran änderten auch seine vier Saisons in der höchsten schwedischen Liga, der SHL, nichts. Für den Luleå HF bestritt der 2-Wege-Verteidiger 155 Spiele und konnte neun Tore und 25 Assists verbuchen, ehe er von einer NHL-Ausstiegsklausel Gebrauch machte.
Zu Beginn der Saison 2015/16 folgte Kukan dem Ruf der Columbus Blue Jackets. Nach der Saisonvorbereitung mit dem NHL-Team landete der Schweizer bei deren AHL-Farmteam, den Lake Erie Monsters. Nach einer kurzen, acht Spiele dauernden, Episode bei den Blue Jackets, landete Kukan wieder in der AHL, wo er 2016 den Calder Cup gewinnen konnte.
Auf die nächsten NHL-Einsätze musste er hingegen bis zum 25. Januar 2018 warten. In der AHL konnte der Verteidiger in 154 Begegnungen neun Tore und 53 Vorlagen erzielen. Mit seinem ersten Punkt in der NHL scheint der ungedraftete Kukan nun in der NHL angekommen. Es bleibt jedoch die Frage, ob er das Potenzial zum nächsten Schweizer Star hat oder ein Wanderer zwischen den Ligen bleibt, wie einige seiner Landsleute vor ihm.
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Bei Schweizer NHL-Spielern sind besonders die Namen Roman Josi, Nino Niederreiter, Luca Sbisa, Nico Hischier und Sven Baertschi bekannt. Auch Athleten aus der Vergangenheit kommen einen in den Sinn, David Aebischer oder Mark Streit waren Stars der Liga und Wegbereiter für die oben genannten aktuellen oder zukünftigen Top-Spieler.
Aebischer spielte in seinen sieben Jahren in der Liga nur für drei Teams, die Colorado Avalanche, die Montreal Canadiens und die Phoenix/Arizona Coyotes. Mit den Avs holte der Torhüter 2001 den Stanley Cup. Noch heller schien der Stern von Streit, dem bis dato besten Schweizer Verteidiger, einem Führungsspieler in jedem seiner Teams. Mit 820 NHL-Spielen und 449 Punkten stellte er Rekorde auf, die seine Nachfolger nun zu brechen versuchen. Als sich seine NHL-Karriere dem Ende neigte, konnte auch der Superstar Streit 2017 bei den Pittsburgh Penguins seinen Namen auf dem Stanley Cup verewigen.
Baertschi, Sbisa, Josi und Niederreiter sind im Alter von 25 bis 28 Jahren mittlerweile Leistungsträger ihrer Teams und können durchaus als Stars in der Liga betrachtet werden.

Alle vier wurden in den ersten beiden Runden des jeweiligen Drafts gezogen und konnten das in sie gesetzte Vertrauen zurückzahlen. Josi ist mittlerweile Captain der erfolgreichen Nashville Predators, Sbisa gehört zum Kapitänsteam der noch stärkeren Las Vegas Golden Knights und die Stürmer Baertschi und Niederreiter kommen auf 22 und 19 Punkte für ihre Mannschaften.
Der Nummer-Eins-Draft-Pick von 2017, Nico Hischier, ist das größte Schweizer Versprechen für die NHL. Nach 49 Spielen in der Liga konnte Hischier bereits 30 Punkte (acht Tore, 22 Assists) für die New Jersey Devils verbuchen und schon in seiner ersten NHL-Saison sein herausragendes Talent unter Beweis stellen. Die Rekorde Streits dürften bei dieser Performance seines 19-jährigen Landsmannes in wenigen Jahren fallen.
Nicht alle Schweizer in der NHL gehören zu den Top-Spielern ihrer Mannschaften. Sven Andrighetto wandelte bis zum Beginn dieser Spielzeit ebenso zwischen AHL und NHL, wie Timo Meier und Kevin Fiala. Die drei stehen mit 24 (Andrighetto) und 21 (Meier und Fiala) Jahren noch am Anfang ihrer Karrieren, doch ist der Weg zum Star steinig und nicht jeder wird ihn schaffen.
Mirco Mueller und Denis Malgin konnten bereits Erfahrungen in der NHL sammeln, werden aber noch häufig in die Farmteams geschickt, doch auch das Vertrauen in sie wächst und damit die Anzahl ihrer Einsätze in der NHL stetig.
Yannick Weber kann als gutes Beispiel dienen. In seinen ersten Jahren wurde Weber von den Canadiens häufiger in der AHL eingesetzt, ehe er sich Schritt für Schritt einen Stammplatz in der Verteidigung der Habs sicherte. Seit der Saison 2014/15 ist der Schweizer Verteidiger fester Bestandteil einer NHL-Franchise und musste nicht mehr in die AHL zurück.
Welchen Weg der nun in der Liga angekommene Kukan gehen wird ist ungewiss. Mit 24 Jahren seinen ersten Punkt zu erzielen und zuvor hauptsächlich in der AHL gespielt zu spielen lässt durchaus die Vermutung zu, dass noch eine großartige NHL-Karriere vor ihm liegt. Den Schritt in die NHL zu schaffen, ohne bei einem Draft von einem Team berücksichtigt worden zu sein, ist selten. Kukan hat es geschafft!