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Es ist kaum einen Monat her, da war die Welt der Philadelphia Flyers noch völlig in Ordnung. Zehn Siege in Folge konnte die Mannschaft von Chefcoach Dave Hakstol feiern und sich mit 41 Punkten in der starken Metropolitan Division bis auf den dritten Tabellenplatz vorschieben. Mitte Dezember betrug Philadelphias Rückstand auf die führenden Pittsburgh Penguins gerade einmal zwei Zähler.

Nachdem die Siegesserie der Flyers am 17. Dezember in Dallas ihr Ende gefunden hatte, konnten sie aus den verbleibenden drei Partien bis zur Weihnachtspause zumindest noch drei Punkte einfahren. Die fünftägige Unterbrechung tat ihnen aber keineswegs gut. Es bestätigte sich vor allem bei ihren Auftritten in fremden Arenen der Eindruck, dass sie sich in einer Abwärtsspirale befinden. Negative Höhepunkte waren ihre zwei deutlichen Niederlagen am vergangenen Wochenende in Boston und Washington, wo sie mit 3-6 und 0-5 untergingen. Philadelphia hat zuletzt neunmal in Folge auswärts verloren.
Diesmal dürfte den Flyers eine erneute Pause von fünf Tagen entgegenkommen. Hakstol machte seiner Mannschaft keine großen Vorwürfe, er sprach davon, dass er mit ihrem Spiel in Washington zwei Drittel lang zufrieden gewesen war. Zur zweiten Pause lagen sie nach einem Powerplaytreffer nur mit 0-1 hinten. "Wir haben eine gute Auswärtspartie abgeliefert, hatten sogar die hochkarätigeren Chancen, doch dann haben wir innerhalb von fünf Minuten das Spiel aus der Hand gegeben", bedauerte Hakstol den Verlauf des Spiels.
Es ist müßig einen Schuldigen für die Misere der Flyers zu suchen. Natürlich hat Steve Mason von 17 Torschüssen, die auf seinen Kasten kamen, fünf passieren lassen, natürlich kam Center Claude Giroux gegen die Capitals zu keinem einzigen Abschluss und natürlich hatte der wiedergenesene Mark Streit, Philadelphias Spieler mit den meisten Torschüssen (5) sowie acht Schussversuchen in dieser Partie, unzureichend Zielwasser, doch letztendlich hat das Kollektiv versagt.

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Philadelphias Übungsleiter hatte vor der Partie in der US-Hauptstadt seine Reihen verändert: Wayne Simmonds durfte wieder in der ersten Reihe stürmen und Mason kehrte für Michal Neuvirth, der in Boston fünf Gegentreffer kassiert hatte, wieder zurück in den Kasten - doch Zählbares sprang am Ende nicht für Philadelphia heraus. In den vergangenen drei Wochen bekundeten die Spieler der Flyers nach annähernd jeder Partie, dass sie es schaffen müssen 60 Minuten lang konzentriert aufzutreten - geändert hat sich nichts.
Individuelle Fehler, wie jener von Michael Del Zotto, dessen Klärungsversuch vor dem 1-0 der Caps am Schläger von Andre Burakovsky landete, bringen die Flyers um den Lohn ihrer Mühen. General Manager Ron Hextall sprach nach der Begegnung davon, dass 'uns diese mentalen Fehler umbringen'.
Gerade in einer solchen Situation, in der sich die Flyers momentan befinden, hat sich in der Vergangenheit schon häufiger herausgestellt, dass eine mehrtägige Erholungsphase eine positive Auswirkung auf die Psyche der Spieler haben, und einen Wendepunkt darstellen kann. Ein Beispiel sind die Vancouver Canucks, die Ende Dezember richtig in Fahrt kamen, nachdem ihnen vier Ruhetage gegönnt waren (6-0-0), ein weiteres sind die Edmonton Oilers, die Mitte Dezember vier von fünf Partien verloren, bevor sie drei Tage lang in Ruhe an ihren Fehlern arbeiten konnten und anschließend in sechs Spielen bis zum Jahresende ungeschlagen blieben (4-0-2).

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Insoweit ist es auch verständlich, dass Philadelphias sportliche Leitung nicht überreagiert. Die Flyers versuchen es mit Zuckerbrot und Peitsche: Einerseits behalten Hakstol und Hextall die Ruhe, lassen es den Spielern wissen, dass sie ihnen weiterhin vollends vertrauen, andererseits wählt Teamkapitän Giroux deutliche Worte und hält sich mit deftiger Kritik über sich und seine Mitspielern nicht zurück: "Ich weiß nicht, ob wir uns zu viele Gedanken machen, doch das ist nicht die Weise, wie wir spielen möchten. Wir müssen hart arbeiten, insgesamt als Team", erklärte er am Sonntagabend in der Kabine.
Mit Simmonds nahm ein weiterer Leistungsträger im Kader der Flyers kein Blatt vor dem Mund und sprach von einer 'inakzeptablen' Vorstellung. Hakstol hegt die Hoffnung, dass seine Spieler bis zum Freitagnachmittag, wenn die nächste Trainingseinheit in der Flyers Skate Zone von Voorhees, NJ, ansteht, den Kopf freibekommen.
Manson schlug in die gleiche Kerbe und verbreitete Zuversicht: "Das ist natürlich eine schwierige Situation. Wir sind nicht stolz darauf, wie es läuft. Wir müssen jetzt davon Abstand gewinnen. Es ist gut, dass wir nun einige Tage weg sind und dann einen Neuanfang beginnen können."
Den Flyers wird es dienlich sein, dass sie ihr Comeback vor heimischer Kulisse versuchen dürfen (14-6-3). Hier fühlen sie sich besonders wohl und können sich der Unterstützung ihrer Fans sicher sein. Am Samstag geben sich um 19:00 Uhr ET die New Jersey Devils die Ehre im Wells Fargo Center von Philadelphia.