Am 22. Februar 1980 trafen in der Finalrunde des Eishockeyturniers der XIII. Olympischen Winterspiele von Lake Placid die USA auf die Sowjetunion. Es war nicht, wie man heutzutage vermuten möchte, eine Begegnung zweier ebenbürtiger Eishockeynationen, sondern das Duell einer aus US-College-Spielern zusammengesetzten Truppe gegen die vermeintlich unschlagbare Sbornaja. Bei Olympischen Spielen durften nur Amateure antreten. Offiziell waren auch die Eishockeystars der Sowjetunion als Angehörige der Armee keine Profis, doch sie trainierten wie welche - tagein, tagaus.
Boris Mikhailov führte als Kapitän die Sowjet-Auswahl an, die durchwegs aus grandiosen Eishockeyspielern bestand und so gut eingespielt war, wie keine andere Nationalmannschaft auch nur annähernd. Der Großteil von ihnen spielte bei ZSKA Moskau. Zu den erfahrenen Kufenkünstlern zählte, neben dem 35-jährigen Mikhailov, Schlussmann Vladislav Tretiak, Verteidiger Valeri Vasiliev sowie die Stürmer Valeri Kharlamov und Vladimir Petrov. Gemeinsam hatten sie bereits 1972 und 1976 Olympisches Gold gewonnen. Große Namen wie Viacheslav Fetisov, Alexei Kasatonov, Vladimir Krutov und Sergei Makarov standen als begnadete Eishockeyspieler am Anfang ihrer grandiosen Karriere.
Und auf der Gegenseite? Kapitän Mike Eruzione und Buzz Schneider waren die einzigen im Kader der USA, die das 25. Lebensjahr bereits überschritten hatten. Das Durchschnittsalter der US-Boys, die aus Minnesota, Bowling Green, Wisconsin, North Dakota und von der Boston University kamen, betrug gerade einmal 21,75 Jahre. In einem Vorbereitungsspiel für das Olympische Turnier hatten sie von dem übermächtigen Gegner aus dem Osten Europas mit 3:10-Toren noch eine gehörige Backpfeife bekommen, und das, obwohl sie, oder eher weil sie US-Coach Herb Brooks während eines 18-monatigen Trainingslagers richtig hart herangenommen hatte.
Verlustpunktfrei in fünf Spielen und mit einem Torverhältnis von 51:11 zogen die Sowjets in die nächste Runde ein. Auch die US-Amerikaner blieben in ihrer Gruppe ungeschlagen, leisteten sich aber ein 2:2-Unentschieden gegen Schweden zum Turnierauftakt.
In der ersten Finalrunden-Partie kam es vor 8500 Zuschauern im Olympic Fieldhouse zum Showdown der Weltmächte. Brooks wusste, dass seine Jungs mit rein spielerischen Mitteln nicht den Hauch einer Chance haben. Mit viel Körpereinsatz sollten sie die gegnerische Torfabrik sabotieren und erst gar nicht zum Laufen bringen.