EDM@NYR: Draisaitl tippt den Puck im Powerplay ein

Die Edmonton Oilers bleiben in dieser Saison ein Team mit zwei Gesichtern. Drei Tage nach der enttäuschenden 0:3-Niederlage bei den New York Islanders setzten sich die Kanadier am Samstag, im Madison Square Garden, gegen die New York Rangers mit 4:3 durch. Der Siegtreffer gelang dabei dem gebürtigen Kölner Leon Draisaitl kurz vor Spielende. Er traf 2:02 Minuten vor Schluss im Powerplay und vollendete damit das Comeback der Oilers, die im finalen Spielabschnitt einen abermaligen 0:3-Rückstand noch in einen Erfolg umwandeln konnten.

"Das ist es, was gute Mannschaften tun. Auf diese Weise gewinnen sie", zeigte sich Draisaitl nach der Schlusssirene zufrieden. "Man kann nicht gewinnen, wenn immer nur zwei oder drei Spieler punkten. So wird es auf Dauer nicht funktionieren. Wir brauchen auch Leute, die ab und zu mal einen Schritt nach vorne machen." Mit diesen Worten kommentierte der Deutsche die Tatsache, dass mit Evan Bouchard (traf gegen die Rangers doppelt) und Dylan Holloway diesmal zwei Mitspieler die weiteren Treffer beisteuerten, die im bisherigen Saisonverlauf noch nicht unter den Torschützen Edmontons waren.
"Natürlich wissen wir, dass die Hauptlast von uns getragen wird. Dafür werden wir ja auch bezahlt. Das ist nicht anders als bei jedem anderen Team, aber man braucht solche Jungs, die sich einbringen. Sie waren heute Abend großartig", lobte Draisaitl die Mitstreiter. Torhüter Jack Campbell zeigte am Broadway 20 Rettungstaten für die Oilers (11-10-0), die damit zumindest das letzte Spiel ihrer drei Spiele umfassenden Reise an die Ostküste, die mit Niederlagen gegen die New Jersey Devils (2:5) und die Islanders begonnen hatte, für sich entscheiden konnten.
"Das war ein Sieg mit viel Charakter, aber wir müssen aus unseren Fehlern lernen", gab Draisaitl zu Protokoll. "Wir müssen jetzt auch sehr schnell lernen, denn wir können nicht in jedem einzelnen Spiel mit 0:3 in Rückstand geraten. Das ist einfach zu anstrengend für die Jungs. Aber wie gesagt, das war ein wirklich wichtiger Sieg für uns, und darauf können wir aufbauen."

EDM 4, NYR 3

So groß die Freude im Lager Edmontons über das gedrehte Spiel auch war, so groß war die Enttäuschung auf der Gegenseite, den zwischenzeitlichen Drei-Tore-Rückstand im finalen Spielabschnitt noch verspielt zu haben. "Wir hatten vielleicht ein paar schlechte Phasen, aber ich kann mich nicht an eine so kurze Phase mit gleich vier Gegentoren erinnern. Also waren wir heute Abend furchtbar", beklagte Rangers Coach Gerard Gallant, nachdem die Oilers alle ihre vier Treffer nach der 45. Minute erzielt hatten. "Das ist so nicht akzeptabel."
Bouchard eröffnete das Comeback der Oilers mit einem Tor am Ende eines Powerplays nach 4:39 Minuten im dritten Drittel und verkürzte die Führung der Rangers auf 1:3. "Ich wusste irgendwie, dass wir als Team Tore schießen würden", erklärte Bouchard. "Wir hatten auch schon vorher unsere Chancen, konnten aber leider eben noch kein Tor erzielt. Zum Glück haben wir dann einen reingekriegt. Sobald das Eine reinging, ging alles rein", freute sich der Torschütze. Bouchard war es dann auch, der in der 48. Minute mit einem One-Timer das 2:3 für die Gäste markierte.
"Das wollen wir definitiv nicht zu oft machen, aber es zeigt einfach, dass wir die Kraft dazu haben", freute sich Bouchard. "Wir haben eine Mannschaft, die auch dranbleibt, wenn wir mit drei zu null zurückliegen. Für uns spielt es keine große Rolle, ob wir mit einem oder drei Toren im Hintertreffen sind. Wir haben das Team für ein Comeback."
"Evan Bouchard hat in diesem Jahr schon eine Menge Chancen gehabt. Es ist nicht nach seinem Geschmack gelaufen, aber die Tore, die heute gefallen sind, waren klasse Tore", lobte Oilers-Trainer Jay Woodcroft. "Man merkt oft gar nicht, wie viel Offensivkraft von ihm ausgeht, sei es ein guter erster Pass oder ein Schuss von der blauen Linie. Er hatte Probleme mit geblockten Schüssen, aber in diesem Drittel hat er einen Weg gefunden, sie ins Netz zu bringen. Ohne seinen Einsatz können wir das Spiel nicht gewinnen."
Holloway gelang nach 10:21 Minuten der 3:3-Ausgleich, indem er Rangers-Goalie Igor Shesterkin mit einem Schuss vom linken Bullykreis schlug und damit sein erstes NHL-Tor in seinem 17. Einsatz markieren konnte. "Das ist schon etwas Besonderes", sagte Holloway. "Ein cooler Moment. Definitiv ein Tor, an das ich mich immer erinnern werde."
"Das ist ein unglaublicher Moment für ihn", befand auch Draisaitl im Hinblick auf die Tor-Premiere seines Mitspielers. "Er ist offensichtlich ein Junge, der extrem hart an seinem Spiel arbeitet. Er will jeden Tag besser werden. Es ist toll, so einen Teamkameraden zu sehen, der die richtige Einstellung hat. Er will besser werden. Er will hier sein, und es ist wichtig, den ersten Schritt zu tun. Ich glaube, wir sind genauso aufgeregt wie er, aber ich habe ihm gerade auch gesagt, dass eine einmalige Erfahrung noch keine Karriere ausmacht."

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Kurz darauf folgte der große Auftritt von Draisaitl selber, der mit seinem Siegtreffer im Herzen Manhattans das Comeback Edmontons krönte und die frühen Gegentreffer durch Alexis Lafrenière (3.), Chris Kreider (36.) und Julien Gauthier (37.) endgültig in den Hintergrund treten ließ.
Kurz nach Spielende warf Coach Woodcroft den Blick aber schon wieder nach vorne. Am Montag (9:30 p.m. ET; NHL.tv; Di. 3:30 Uhr MEZ) bekommen es die Oilers in Edmonton mit den Florida Panthers zu tun. Und einen neuerlichen Rückschlag gilt es dann mit aller Macht zu verhindern. "Ich denke, dass wir heute Charakter gezeigt haben. Etwas, wonach wir in der letzten Zeit gesucht haben, ist aber vor allem Beständigkeit", erläuterte der Trainer. "Manchmal findet man Konstanz nach einer Leistung wie dieser. Ich denke, unser Einsatz heute Abend war konsequent. Wie gesehen, lagen wir mit drei Toren zurück. Aber wir haben uns in diesem Spiel grundsätzlich sehr wohl gefühlt. Wir dachten, wir hätten das Spiel im zweiten Drittel in den Griff bekommen und haben ein paar Spielzüge gemacht, die wir gerne wiederholen würden. Aber wir suchen noch nach Beständigkeit. Daran müssen wir im nächsten Spiel weiter arbeiten, denn wir haben hier in kurzer Zeit viele Spiele zu bestreiten."