CGY@WPG: Morrissey gleicht in Überzahl aus

Seit dem 12. März pausiert die NHL wegen der Coronavirus-Pandemie. Die Liga verkündete am 26. Mai den Neustart mit 24 Mannschaften, die in einem neuen Format den Stanley-Cup-Sieger 2020 bestimmen werden. Die vier besten Teams der beiden Conferences sind für die Stanley Cup Playoffs qualifiziert und spielen in einer Vorrunde ihre Platzierungen aus, während die jeweils weiteren acht in einer Qualifikationsrunde im Best-of-5-Modus die restlichen vier Teilnehmer an den Playoffs pro Conference ermitteln. In dieser Ausgabe: Die Analyse der Qualifikationsrunde zwischen den Calgary Flames und den Winnipeg Jets.

Direkter Vergleich der regulären Saison:

Winnipeg 1-0-0

  1. Oktober (Tim Hortons NHL Heritage Classic 2019): Flames 1:2 OT Jets

Offensive:

Der Angriff der beiden Kontrahenten ist mit 217 Treffern (Winnipeg) und 208 Toren (Calgary) im Liga-Mittelfeld einzuordnen. Während die Jets auf dem 16. Rang liegen, befinden sich die Flames auf dem 20. Platz. Besonders Calgary fehlt es an Top-Scorern. Matthew Tkachuk ist mit 61 Punkten in 69 Partien der punktbeste Akteur seiner Mannschaft. Mit dieser Ausbeute rangiert der 22-jährige Angreifer ligaweit nur auf Rang 37 und kommt nicht an seine Karrierebestleistung von 2018/19 (77 Punkte) heran. Während Tkachuk mit 38 Assists eher für die Vorlagen verantwortlich ist, nutzt Elias Lindholm mit 29 Toren (54 Punkte) die Gelegenheiten, die sein Reihenkollege schafft für Tore. Immerhin 17 Spieler der Flames konnten zehn oder mehr Punkte sammeln. Darunter auch der deutsche Tobias Rieder (4 Tore, 10 Assists).

Auch die Jets haben keinen Top-10-Scorer in ihren Reihen, können aber mit Kyle Connor (38 Tore / 35 Assists / 73 Punkte), Mark Scheifele (29 / 44 / 73), Blake Wheeler (22 / 43 / 65) und Patrik Laine (28 / 35 / 63) vier Spieler stellen, die häufiger auf dem Spielbericht erschienen, als der beste Angreifer des Kontrahenten in der Qualifikationsrunde. Einzig in der Tiefe müssen die Jets etwas zurückstecken. 14 Spieler scorten mindestens zehnmal. Mit Luca Sbisa (2 / 8 / 10) befindet sich in diesem Kreis ein Schweizer Verteidiger. Trotzt der ähnlichen Toranzahl dürfte die Offensive der Jets in diesem Duell überlegen sein.

CGY@WPG: Little erzielt OT-Tor in Heritage Classic

Defensive:

Auch in der Defensive liegen beide Teams eng beieinander. Winnipeg musste 201 Gegentore hinnehmen (Rang 12 in der Liga) und die Flames verbuchten 13 Gegentreffer mehr (Rang 16). Besonders auffällig ist, dass die Jets trotzt der guten Position bei den Gegentoren viele Abschlüsse der Gegner zulassen. Nur fünf andere Teams erlaubten mehr als die im Schnitt 32,6 Schüsse pro Partie von Winnipeg. Mit Neal Pionk und Josh Morrissey habe die Jets in ihrer Defensive auch eine offensiv ausgerichtete Komponente. Pionk bereitete 39 Tore vor und Morrissey verbuchte 26 Assists.

In Calgary ruht die meiste Defensivlast auf Mark Giordano. Der Verteidiger steht im Schnitt 23:53 Minuten pro Partie auf dem Eis, so viel wie kein anderer seiner Mitspieler. Mit 31 Punkten und einer Plus-Minus-Bilanz von +2 ist er der unangefochtene Leistungsträger an der blauen Linie der Flames. Zusätzlich blockte er bereits 148 Schüsse der Gegner und rangiert damit ligaweit auf dem siebten Rang.

Torhüter:

Der größte Unterscheid zwischen Winnipeg und Calgary lässt sich zwischen den Pfosten erkennen. Während die Jets mit Connor Hellebuyck auf einen der Top-Schlussmänner der Liga zurückgreifen können, teilen sich bei den Flames David Rittich und Cam Talbot die Position des Starters, wobei Rittich zwei Drittel der Partien absolvierte. Mit nur 90,7 Prozent parierter Schüsse ist der 27-jährige Rittich jedoch nicht der starke Rückhalt, den die Flames benötigen. Talbot hält im Schnitt 1,2 Prozent mehr Schüsse und liegt mit einem Gegentorschnitt von 2,63 auch deutlich unter dem von Rittich (2,97). In sieben seiner 48 Starts hatte Rittich eine Fangquote von unter 85 Prozent.

Mit Hellebuyck können sich die Jets auf einen starken Goalie verlassen. Zwar blieb auch er in sechs Spielen unter 85 Prozent Fangquote, absolvierte aber zehn Spiele mehr als Calgarys Rittich. Besonders bei der Fangquote kann Winnipegs Schlussmann überzeugen. 92,2 Prozent aller auf ihn abgegebenen Schüsse finden nicht den Weg ins Tor. Entsprechend gut ist auch sein Gegentorschnitt von 2,57, der mit einer konsequenteren Abwehrleistung und weniger Schüssen der Gegner noch niedriger ausfallen würde. Backup Laurent Brossoit gibt der klaren Nummer eins die Gelegenheit sich zu erholen, kann mit 89,5% Fangquote und 3,28 Gegentoren aber nicht an Hellebuyck heranreichen.

Special Teams:

In Über- und Unterzahl haben die Flames die Nase vorne. Mit 21,24 Prozent bei numerischer Überlegenheit und 82,14 Prozent mit weniger Akteuren auf dem Eis rangiert Calgary im oberen Mittelfeld (PP 12. / SH 8.) der Liga bei diesen Statistiken.

Während die Jets in Überzahl noch mithalten können (20,49 Prozent, Rang 15) wird die Schwachstelle der Mannschaft deutlich, sobald ein Akteur auf der Strafbank platznehmen muss. Nur 77,59 Prozent der Situationen übersteht Winnipeg dann schadlos und liegt damit im letzten Tabellendrittel, auf dem 22. Platz.

CGY@WPG: Lindholm tippt Gaudreaus Pass im PP rein

Trainer:

Hinter der Bande kommt es zum Wettstreit zwischen Paul Maurice bei den Winnipeg Jets und Geoff Ward bei den Calgary Flames. Während Maurice bereits seit dem 12. Januar 2014 die Geschicke der Jets lenkt, mit kleinen Unterbrechungen seit 1995 als NHL-Coach tätig ist und so über eine langjährige Erfahrung in der Liga verfügt, wurde Ward erst im November 2019 zum Hauptverantwortlichen der Flames befördert.

Ward, der in Deutschland 2014/15 mit den Adler Mannheim den DEL-Titel gewann, wurde nach dem Rücktritt von Bill Peters zum Interims-Trainer in Calgary. Es ist die erste Gelegenheit für den Mannheimer Meistertrainer sich in der NHL als Chef-Coach zu beweisen. Mit 26 Jahren Erfahrung als Trainer, u.a. auch als mehrmaliger Assistent bei der DEB-Auswahl, dürfte es Ward jedoch nicht an Routine mangeln.

X-Faktor:

Ein reiner Blick auf die Tabelle verspricht eine interessante und enge Serie zwischen den Flames und den Jets. Nur ein Punkt trennte die beiden Mannschaften und auch in Angriff und Verteidigung unterscheiden sich beide Teams nur mit wenigen Toren. Der entscheidende Faktor dürfte zwischen den Pfosten zu finden sein. Hier hat Winnipeg mit Connor Helleybuck einen klaren Trumpf in der Hand und wird diesen sicher auch ziehen können. Trotz dieses klaren Vorteiles wird die Qualifikationsrunde für die Jets kein Selbstläufer.