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Während der Saison 2018/19 wird das Team von NHL.com/de jeden Freitag in der Rubrik "Writer's Room" wichtige Themen der Liga diskutieren und analysieren. In dieser Ausgabe: Welches Team hat das Potenzial zum nächsten Dynastie?

Die Montreal Canadiens mit Stanley Cup Siegen vom 1976 bis 1979, die New York Islanders mit Titelgewinnen von 1980 bis 1983 sowie die Edmonton Oilers mit fünf Erfolgen von 1984 bis 1990 waren die letzten Mannschaften, die die NHL beherrschten. In Ansätzen könnte das auch auf die Chicago Blackhawks zutreffen, die 2010, 2013 und 2015 den begehrten Pokal holten. Ansonsten ist es schwer vorstellbar, dass es in der heutigen Zeit bei der Ausgeglichenheit der NHL durch Gehaltsobergrenze und NHL Draft noch ein Team schafft, einer Epoche seinen Stempel in dieser Art aufzudrücken. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Pittsburgh Penguins, seit den Detroit Red Wings 1997 und 1998, ihren Titel von 2016 als erste NHL-Mannschaft im Jahr 2017 wieder verteidigen konnten.
Die Redakteure von NHL.com/de geben trotzdem einen Einblick in ihre Meinung, welche Mannschaft als nächstes mehrere Meisterschaften in wenigen Jahren erringen könnte:
Stefan Herget: Ich sehe in dieser Hinsicht nicht wirklich einen Kandidaten. Vielleicht kann ich mich täuschen, aber momentan ist nichts dergleichen in Sicht. Warum, denkt jetzt vielleicht der eine oder andere, der das liest? Gerne gebe ich eine Begründung. Eine Mannschaft, die bereits in den vergangenen Jahren dominierte ohne einen Stanley Cup zu erringen, sind die Tampa Bay Lightning. In den letzten vier Jahren erreichten sie zweimal das Conference Finale und drangen einmal bis in das Stanley Cup Finale vor. Sie sind natürlich auch in dieser Saison wegen ihrer derzeitigen Dominanz der Top-Favorit und selbst wenn Steven Stamkos im Juni die Trophäe von NHL Commissioner Gary Bettman erhalten sollte, so denke ich, dass die Lightning schon zu viele Chancen liegen gelassen haben, um eine Dynastie zu schaffen. Die Toronto Maple Leafs haben das größte Potenzial mit jungen Spielern, doch mit John Tavares und Auston Matthews haben sie für zwei Spieler mehr als 22 Millionen von ihrem Salary Cap gebunden. Das könnte zum Problem werden, dauerhaft ein leistungsfähiges Team, das mehr als zwei gute Stürmer haben muss, aufzubieten. Von daher sehe ich keinen Kandidaten für eine Dynastie.
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Robin Patzwaldt:Wir sollten uns glücklich schätzen, dass es solch dominante Teams, wie es derzeit zum Beispiel der FC Bayern München in der deutschen Fußball-Bundesliga ist, in der NHL aktuell nicht gibt. Es ist doch gerade die Stärke der Liga, dass sie seit Jahren schon so ausgeglichen und nicht vorhersagbar ist. Ein Team, das in einem Jahr noch im Tabellenkeller sitzt, kann schon ein oder zwei Jahre später zum Titelaspiranten mutieren und umgekehrt. Mir gefällt das. Die ähnlichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich hierbei für die NHL als ein Segen erwiesen. Andere Sportligen unterliegen einer immer stärker werdenden Langeweile an der Spitze. In der NHL ist das nicht ansatzweise zu erkennen. Will man ein Team herauspicken, das sich durch gute Arbeit in den letzten Jahren in eine günstige Ausgangslage für die Zukunft gebracht hat, dann würde ich die Toronto Maple Leafs nennen wollen. Aber von einer klassischen Dynastie zu sprechen, erscheint mir hier aktuell noch völlig unpassend.

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Christian Rupp: Die Zeiten, dass NHL-Teams einen Superstar nach dem nächsten verpflichten konnten, sind seit der Einführung des Salary Caps vorbei. Entsprechend endeten auch die Dynastien, denn die Liga ist durch die Gehaltsobergrenze nun deutlich ausgeglichener. Ich schließe mich meinen Vorrednern an, denn auch ich bin davon überzeugt, dass es in naher Zukunft höchst unwahrscheinlich ist, dass ein Klub mehrere Stanley-Cup-Siege aneinanderreihen wird. Allerdings lassen sich auch heutzutage beeindruckende Playoff-Dynastien erkennen: So qualifizierten sich die Pittsburgh Penguins zwölfmal in Folge für die Endrunde, was auch ein Qualitätsmerkmal ist. Es folgen die Anaheim Ducks und Minnesota Wild mit jeweils sechs, die Nashville Predators und Washington Capitals mit jeweils vier sowie die San Jose Sharks mit drei Playoff-Teilnahmen in Folge.
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Bernd Rösch: Meiner Meinung nach muss der aus dem Englischen stammende Begriff 'Dynasty' bei der heutigen Ausgeglichenheit neu definiert werden - 'Dominanz' dürfte es besser treffen und dominante Teams wird es auch zukünftig weiter geben. Christian hat schon einige Beispiele hierfür aufgezählt.
Es wäre eine Riesenüberraschung sollte in den kommenden Jahren ein Team in der Lage sein, mehr als zwei Titelgewinne in Serie einzufahren. Warum? Zum einen spielt die eingeführte Gehaltsobergrenze eine Rolle, zum anderen wird das Spiel immer schneller und das Durchschnittsalter der Topscorer nimmt stetig ab. Von den aktuell acht punktbesten Spielern sind sieben Jahrgang 1993 oder jünger. Sollte dieser Trend anhalten, und wer zweifelt schon daran, braucht es für die obenstehenden Klubs ein besonders gutes Händchen, um mit ihrem späteren Zugrecht bei einem NHL Draft einen Nachwuchsspieler zu erwischen, dessen Talent von der Konkurrenz falsch eingeschätzt wurde und der deshalb noch zur Verfügung steht. Die besten Draft Picks präsentieren sich in ihrem ersten NHL-Jahr bereits als Verstärkung, was vor drei, vier oder fünf Jahrzenten noch nicht Usus war.
Axel Jeroma: Seriensieger im Stanley Cup sehe ich in den nächsten Jahren keinen am Horizont erscheinen. Dafür sind die Spitzenklubs in der NHL mittlerweile zu ausgeglichen, was ja durch Maßnahmen wie den NHL Draft oder den Salary Cap auch beabsichtigt ist. So entscheiden in den Stanley Cup Playoffs oft Nuancen über Weiterkommen und Ausscheiden. Allerdings, und da gebe ich Christian völlig recht, gibt es inzwischen eine Reihe von Klubs, die schon zum Inventar der Playoffs gehören. Meine Kandidaten für eine Playoff-Dynastie mit Potenzial zu Titelgewinnen sind die Washington Capitals, die Pittsburgh Penguins, die Tampa Bay Lightning und die Nashville Predators.

TBL@NYR: Stamkos baut Führung mit präzisem Schuss aus

Marc Rösch: Ich bin auch der Meinung, dass wir in naher Zukunft keine Übermannschaft, die die Liga nach Belieben dominiert, erleben werden. Dafür ist die NHL dem Salary Cap sei Dank einfach zu ausgeglichen. Doch im Sport ist alles möglich und unsere Gedankenspiele nicht viel Wert. Die Penguins galten in 2018 auch als Meisterschaftsfavorit. Wenn sie den Sack zugemacht und den dritten Titel in Folge eingefahren hätten, würden wir diese Diskussion nicht führen. Aber: Die Liga weiß zur Freude der Fans zu überraschen: Niemand sieht eine Übermannschaft kommen. Genauso wenig hätte jemand die Vegas Golden Knights im Stanley Cup Finale gesehen.