WPG road success 5.15

Es ist eine Geschichte, wie man sie aus Sportfilmen kennt. Das neue Team in der Liga, der absolute Außenseiter, setzt sich allen Erwartungen zum Trotz durch, zieht in die Playoffs ein und überrascht auch dort sämtliche Beobachter. Diese Geschichte machten die Vegas Golden Knights in der aktuellen NHL-Saison wahr, indem sie sich bis in das Western Conference Finale durchsetzten. Dort treten sie derzeit aber gegen die Winnipeg Jets an, die an ihrem eigenen Märchen arbeiten. Auf den Sieg in Spiel 1 der ersten Runde gegen die Minnesota Wild, den ersten Playoff-Sieg der Franchise-Geschichte, folgte der Einzug in die zweite Runde. Dort fielen ihnen die favorisierten Nashville Predators zum Opfer, das punktbeste Team der regulären Saison.

Die Jets bestätigten ihre Heimstärke, die sie in der regulären Saison auszeichnete, auch in der ersten Partie gegen die Golden Knights. Sie gewannen Spiel 1 mit 4:2. Doch am Montag zeigten die Golden Knights, dass sie zu Recht im Conference Finale stehen und selbst die Überflieger aus Kanada vor Probleme stellen können. Das zweite Spiel ging mit 3:1 an die Golden Knights, die die Serie damit ausgleichen konnten.

"Die Niederlage haken wir ab, so schnell wir können", erklärte Jets Center Bryan Little. "Es fühlt sich an, als ginge es um Leben und Tod. An einem Tag gewinnt man und fühlt sich unschlagbar. Am nächsten Tag verliert man, und denkt es ist das Ende der Welt, plötzlich bekommt man keine Anrufe und Glückwünsche nach dem Spiel."
Die Jets lassen sich die gute Laune im Team aber nicht verderben und schauen optimistisch auf die nächsten beiden Spiele in Nevada. Diese Sicht der Dinge ist sicherlich auch nicht unberechtigt. Auch gegen Nashville gab es Höhen und Tiefen im ständigen Wechsel. Kein Team gewann zwei Mal in Folge und die Jets zeigten eine beeindruckende Auswärtsstärke. Sie holten drei ihrer Siege gegen die Predators in Nashville, zwei davon nach Heimniederlagen.
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"Da muss man einfach einen kühlen Kopf bewahren, das haben wir in der Serie gegen Nashville gelernt, weil es da ständig auf und ab ging", weiß auch Little um den Wert der Erfahrungen aus der zweiten Serie. "Wir sind nicht glücklich über das Ergebnis in diesem Spiel und wir wissen, dass wir einige Dinge besser machen können, aber die Partie liegt jetzt hinter uns und wir bereiten uns einfach auf die Auswärtsspiele vor."
Die Auswärtsstärke zieht sich überraschenderweise für alle Teams durch die gesamten Playoffs. Von 67 Partien gingen bisher nur 32 an die Heimmannschaft, ganze 35 an die Gäste, die damit 52,2% aller Spiele für sich entscheiden konnten.
"Wir ziehen einfach unser Spiel durch", erklärte Torwart Connor Hellebuyck. "Die Statistik sagt vielleicht, dass das auswärts besser funktioniert, aber egal wo man spielt, wenn man seinem System einfach treu bleibt, dann kommt man auch zum Erfolg."

Die vorherige Serie und die Statistik lassen also einen möglichen Erfolg für Winnipeg erahnen, doch ganz so leicht ist es nicht. Die Erfolge der vergangenen Wochen bedeuten nicht, dass sich das Muster zwingend fortsetzt. Die Jets haben einen anderen Gegner vor sich und je länger die Playoffs dauern, umso schwieriger wird es, solche Kraftakte zu meistern. Doch Trainer Paul Maurice sieht einige Parallelen zwischen dem gefallenen Favoriten Nashville und dem Überraschungsteam Vegas.
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"Vegas und Nashville haben eine ähnliche Struktur", analysierte der Chefstratege. "Nashville hat die Reihe mit Ryan Johansen, Vegas die mit William Karlsson. Danach kommt Kyle Turris bei den Predators, vergleichbar mit Erik Haula bei den Golden Knights. Darauf folgt bei den einen Nick Bonino, bei den anderen Cody Eakin und am Ende die Arbeiterreihe, das ist ziemlich ähnlich."
Dabei sind sich die Jets aber auch der Gefahr bewusst, die von ihren Gegnern ausgeht und zeigen Respekt vor den Leistungen der Golden Knights.

"Ihre Abwehr ist stark", erkannte auch Stürmer Mark Scheifele an. "So weit kommt man nicht durch Glück. Ihr ganzer Kader besteht aus guten Spielern. Ihr Torwart (Marc-Andre Fleury) ist natürlich unglaublich. Gegen sie muss man seine beste Leistung bringen. Eine wirklich gute Abwehr. Sie sind im Spielaufbau gut, sind läuferisch stark, man muss sie wirklich die gesamten 60 Minuten hart bearbeiten, um am Ende als Sieger dastehen zu können."
Jets Stürmer Andrew Copp sieht vor allem eine Qualität seines Teams als wichtigen Grund für den Erfolg auf fremdem Eis: "Wir versuchen unser Spiel einfach zu halten. Wenn wir versuchen zu kompliziert zu spielen, zu sehr zu zaubern, dann verwendet der Gegner unser Spiel gegen uns. Wenn wir zu verspielt werden, ist das ein Erfolgsrezept für den Gegner. Je direkter wir spielen, je schneller wir spielen, umso mehr kommen alle vier Reihen ins Rollen."
Das hört sich vielleicht einfacher an, als es ist, doch bisher scheint der Plan aufzugehen. Nun heißt es Am Mittwoch also sich auf seine Stärken zu besinnen und der Abwehr der Golden Knights keine Ruhe zu gönnen. Mit diesem Respekt können die Jets dann vielleicht ihre beeindruckenden Erfolge auswärts fortsetzen und weiterhin ohne zwei Niederlagen in Folge bleiben.