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NHL.com/de hat sich kürzlich mit einigen Spielern aus der Liga unterhalten, um einen Einblick in breit gefächerte Themen zu bekommen. In dieser Ausgabe schreibt Robin Patzwaldt über die Herausforderung einen Stanley Cup-Titel in der NHL zu verteidigen:

Der Stanley Cup gilt gemeinhin als die Trophäe in der Welt des Sports, die am schwersten zu erringen ist, weil 82 Spiele der regulären Saison und 16 Siege in den Playoffs ein hartes Programm sind. Erst acht Teams gelang es seit Beginn der sogenannten Expansion-Ära im Jahr 1967 ihren Titel zu verteidigen. Zuletzt waren die Pittsburgh Penguins bei diesem Vorhaben erfolgreich. Mit den Superstars Sidney Crosby und Evgeni Malkin schafften sie es, den Cup in den Jahren 2016 und 2017 zu erringen.
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Blickt man in der Sporthistorie etwas weiter zurück, dann finden sich in dieser Kategorie die Detroit Red Wings in den Spielzeiten 1997 und 1998. Doch das liegt schon 20 Jahre zurück. 1992 waren es ebenfalls die Penguins, die unter der Führung von Jaromir Jagr und Mario Lemieux den Titel aus dem Vorjahr wiederholen konnten. Das war es dann schon innerhalb der vergangenen 30 Jahre. Diese Aufzählung zeigt, wie ambitioniert das Vorhaben in neuester Zeit ist, den Stanley Cup gleich zwei Mal hintereinander zu gewinnen.
Und auch wenn diese Tatsache allgemein bekannt und die NHL seit vergangenes Jahr mit 31 Teams so groß wie noch nie zuvor ist, die Washington Capitals wollen genau dieses Vorhaben, nachdem sie im Frühsommer den Titel des Jahres 2018 erringen konnten, mit viel frischem Elan angehen.
Deren Spieler Tom Wilson ist sich der Schwere der Aufgabe durchaus bewusst: "Es ist schon schwer den Titel zu gewinnen. Von zwei Mal in Folge erst gar nicht zu reden." Nachdem die Feierlichkeiten rund um den ersten Meistertitel in der Franchise-Geschichte inzwischen vollständig abgeebbt sind, stehen die Titelverteidiger vor dieser neuen, großen Herausforderung. Alex Ovechkin & Co. werden von Anfang an maximal gefordert werden.

Tom Wilson WSH

"Alle wollen uns jetzt schlagen und werden gegen uns besonders motiviert sein", erklärte Ovechkin die Ausgangslage aus Sicht seines Teams. "Doch wir werden bereit sein, werden unser Spiel spielen. So wie bisher. Nach der Meisterschaft wissen wir ja jetzt, wie es geht, was wir zu tun haben, um am Ende Erfolg zu haben."
Die Tendenz, nach einem großen sportlichen Erfolg eventuell die entscheidenden paar Prozentpunkte in Sachen Leistungsbereitschaft nachzulassen, wie es schon so vielen Teams zuvor passiert ist, der wollen sie in Washington entschieden entgegenwirken.
Ein möglicher Vorteil könnte für die Capitals sein, dass Erfolgstrainer Barry Trotz zu den New York Islanders gewechselt ist. Durch den neuen Coach Todd Reirden dürfte es zwangsläufig neue Impulse von der Bande geben, selbst wenn dieser zuvor Assistent war und nicht von außen kommt.
Ansonsten konnte General Manager Brian MacLellan den Meisterkader weitgehend zusammenhalten, so dass am 3. Oktober, wenn das Stanley Cup-Banner vor dem Spiel gegen die Boston Bruins in der Capital One Arena gehisst werden wird, die größtenteils selben Spieler auf dem Eis stehen werden, wie noch im Juni.
Durch den Trainerwechsel wird trotzdem ein neuer Geist zu spüren sein. So hofft man zumindest teamintern bei den Caps.
"Die Stimmung hat sich über den Sommer schon verändert", sagte MacLellan kürzlich. "Der ganz große Druck ist weg. Deshalb wollen wir aber nicht weniger erfolgreich sein. Es fühlt sich nur eben anders an in diesen Tagen. Das ist schwer zu erklären. Jetzt können wir befreit aufspielen."

In Washington sind sie in diesen Tagen fest davon überzeugt, dass es keinen Leistungsabfall in den eigenen Reihen geben wird, auch gerade weil die Gegner bei ihren Auftritten gegen den Titelverteidiger stets top motiviert zu Werke gehen werden.
"Wir haben schon immer am besten gespielt, wenn unsere Gegner stark waren", beteuerte auch Torhüter Braden Holtby. "Wir können unser Niveau im Regelfall dem Gegner anpassen, wenn er ambitioniert gegen uns spielt. Zuletzt fiel es uns stets schwerer gegen die Mannschaften aus dem Tabellenkeller zu spielen. Wir werden also gut damit zurechtkommen, wenn wir häufig maximal gefordert werden auf dem Eis."
Coach Reirden ist übrigens erst der vierte Übungsleiter in den vergangenen 30 Jahren, der die Möglichkeit hat, einen amtierenden Stanley Cup Champion zu übernehmen.
Der 47-Jährige ist sich dieser seltenen Gelegenheit voll bewusst: "Darüber habe ich viel nachgedacht. In den vergangenen Wochen habe ich viele Informationen zusammengetragen, die für meine Arbeit in Zukunft hoffentlich sehr wertvoll sein können. Ich möchte den Klub unbedingt auf der Erfolgsspur halten."
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Direkte Kampfansagen kommen von den Capitals in diesen Tagen trotzdem nicht. "Wir wollen den Mund nicht zu voll nehmen. Es gilt Taten auf dem Eis sprechen zu lassen", versuchte Ovechkin den Fokus bereits auf die kommenden Spiele zu richten.
Dies bestätigte auch T.J. Oshie kürzlich im direkten Gespräch mit NHL.com/de: "Wenn das Stanley Cup-Banner hochgezogen wird, dann gilt es für uns den Schalter direkt umzulegen. Was vergangen ist, das ist dann endgültig vergangen. Wir richten den Blick danach nur noch nach vorne. Das ist auch notwendig, wenn wir erneut um den Stanley Cup mitspielen wollen."
"Wir müssen uns in der kommenden Runde in jedem Spiel immer wieder völlig neu beweisen, müssen zeigen, dass wir der aktuelle Titelverteidiger sind, den es für die Konkurrenz erst einmal zu bezwingen gilt. Gegen uns werden die Anderen natürlich stets besonders motiviert sein. Doch darauf werden wir uns einstellen. Das wird die kommende Herausforderung für uns sein. Wir sind jetzt die Messlatte für die Konkurrenz. Das muss uns natürlich von Anfang klar sein. Wenn uns das gelingt, dann sehe ich gute Chancen für uns im kommenden Frühjahr wieder erfolgreich zu sein", gab sich Oshie zuversichtlich in Bezug auf eine mögliche Titelverteidigung der US-Hauptstädter.