NJD@PIT: Guentzel trifft mit schönem Breakaway

Wie wichtig sind einzelne Spieler für ein Team? Würden die Washington Capitals auch ohne Alex Ovechkin die Metropolitan Division anführen? Ist das Spiel der Boston Bruins abhängig von den Stürmern David Pastrnak und Brad Marchand? Oder noch deutlicher: Würden die Edmonton Oilers ohne Leon Draisaitl und Connor McDavid gar im Tabellenkeller stehen?

Eine theoretische Frage, die die Pittsburgh Penguins für sich praktisch beantworten. Sie müssen aktuell ohne ihren Kapitän und Spitzenspieler Sidney Crosby auskommen. Seit zwei Wochen steht Crosby den Penguins nicht mehr zur Verfügung. Am 9. November verletzte er sich beim 3:2-Sieg nach Penaltyschießen gegen die Chicago Blackhawks. Im dritten Spielabschnitt wurde Crosby erst von einem Schuss am Fuß getroffen und wenige Minuten später erwischte ihn Blackhawks-Verteidiger Erik Gustafsson bei einem Checkversuch unglücklich mit dem Schlittschuh.
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Crosby beendete die Partie vorzeitig und unterzog sich in den folgenden Tagen einigen Untersuchungen. Was zunächst nach einer womöglich schmerzhaften, aber doch eher leichten Blessur aussah, sollte sich tatsächlich als komplizierte und langwierige Verletzung entpuppen. Die Untersuchungen förderten eine muskuläre Verletzung am Fuß zu Tage, die Crosby Berichten zufolge schon seit der Saisonvorbereitung mit sich führte. Alles Bitten und Bangen half nicht. Der Kanadier musste sich einer Operation unterziehen und steht seinen Penguins in einer turbulenten Saisonphase voraussichtlich mindestens sechs Wochen nicht zur Verfügung.
Nach dieser Hiobsbotschaft kreisten zahlreiche Fragezeichen über den Penguins und ihrer Fähigkeit, diesen Rückschlag wegstecken zu können. Fragen, die die Penguins nicht im Keim ersticken konnten. Die Stanley Cup Champions von 2016 und 2017 brauchten drei Spiele, bis sie wieder ihren ersten Sieg landen konnten. Nach einer 2:3-Niederlage nach Penaltyschießen im Madison Square Garden gegen die New York Rangers folgte eine 1:2-Pleite gegen die New Jersey Devils. Keine Woche nach dem Ausfall von Crosby war die Stimmung im Lager der Penguins zweifellos im Keller. Vor dem Heimspiel am 16. November gegen die Toronto Maple Leafs hatten sie womöglich nur die größten Optimisten noch nicht abgeschrieben.
Was folgte, war jedoch eine Machtdemonstration. Mit einer grandiosen Teamleistung, der Dominik Kahun mit einem Zwei-Tore-Auftritt das sprichwörtliche i-Tüpfelchen aufsetzte, fegten Pittsburgh die Maple Leafs mit 6:1 aus der PPG Paints Arena. Die Penguins lieferten den Beweis dafür, dass ihr Spiel auf Crosby ausgerichtet war und sich nicht so schnell auf neue Gegebenheiten adaptieren lässt. Letztendlich hatten sie jedoch einen Weg gefunden, der sie zu Punkten führen kann. Diesen verließen sie seit diesem wegweisenden Auftritt nicht mehr. In den beiden folgenden Partien gegen die starken New York Islanders waren sie durchaus konkurrenzfähig und wurden beide Male erst denkbar knapp in der Overtime geschlagen.

NJD@PIT: Kahun netzt mit Rückhand gegen Blackwood ein

Am Freitag hatten sie erneut die Devils vor der Brust und meisterten die Aufgabe hervorragend. Pittsburgh rief eine exzellente Teamleistung wie aus einem Guss ab und machte den Devils den Gar aus. Dass die Leichtigkeit wieder da ist, bewies Kahun schon in der achten Spielminute.
Nach einem Bully in der Offensivzone kam das Spielgerät in der linken Ecke zu dem deutschen Stürmer. Dieser machte einen schnellen Antritt und beschleunigte seine flinken Beine. Gleich zwei Devils-Verteidiger waren da schon geschlagen und konnten nur noch staunend hinterherblicken und das folgende Highlight-Tor aus einer Logenperspektive beobachten. Gekonnt umkurvte Kahun im Slot einen auf dem Eis heranrutschenden Devils-Spieler, um den Puck dann sehenswert über die Stockhand vom gegnerischen Torhüter MacKenzie Blackwood zum 1:0 in das linke Dreieck zu heben.
Souverän bauten die Penguins ihre Führung aus und holten sich nach weiteren Toren von Jake Guentzel, Jared McCann und John Marino einen 4:1-Sieg. Pittsburgh hat seine Balance gefunden und diese fußt auf einem ganz breiten Fundament. Es sind vor allem die Spieler aus der Tiefe, die Pittsburgh die Fähigkeit zum Gewinnen verleiten. Gleich 24 verschiedene Penguins-Akteure brachten es seit Saisonbeginn mit Toren oder Assists auf den Spielberichtsbogen. Hinter den Ottawa Senators (25) der zweitbeste Wert der NHL.
"Wir hatten einen großartigen Abend", freute sich Guentzel. "Von oben bis nach unten, durch die ganze Bank. Wenn bei uns alle vier Reihen laufen, dann sind wir nur sehr schwer zu stoppen. Darüber hinaus spielen wir zuhause einfach gut. Wir müssen jetzt einfach so weitermachen."
Die von Guentzel angesprochene Heimstärke ist durchaus beeindruckend. In den vergangenen sechs Heimspielen holten die Penguins immer Punkte. Ihre Bilanz aus diesem Zeitraum liegt bei 4-0-2. Ein Aspekt, der ihnen mit Blick auf den Spielplan gefallen dürfte. Die kommende Woche startet für sie mit zwei Partien vor eigenem Publikum. Am Montag empfangen sie um 7:00 p.m. ET (Di. 1 Uhr MEZ; NHL.tv) die Calgary Flames und am Mittwoch gastieren die Vancouver Canucks um 7:00 p.m. ET (Do. 1 Uhr MEZ; NHL.tv) in Pennsylvania.