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Sie kämpften um jeden Puck, sie warfen sich in die Schüsse, suchten jeden Zweikampf, Körper prallten mit Wucht in die Bande und sie ließen sich nicht von Rückständen beeindrucken. Spiel 5 des Stanley Cup Finales zwischen den Washington Capitals und den Vegas Golden Knights bot Eishockeysport, bei dem die Protagonisten auf dem Eis ans Äußerste gingen und die Grenzen des körperlich machbaren nicht nur einmal überschritten.

Am Ende musste es in der T-Mobile Arena von Las Vegas einen Sieger geben und der hieß Washington Capitals. Das Team aus der US-Hauptstadt bezwang mit 4:3-Toren die Golden Knights und gewann mit 4:1-Siegen zum ersten Mal in seiner Franchise-Geschichte den Stanley Cup.
Während die Capitals ihren Triumph feierten, waren die Bezwungenen untröstlich. Wenn du ein solches Spiel verlierst, dann tritt zunächst einmal vollkommene Leere ein. Du spürst nicht die physischen Schmerzen aus 20 Partien in 52 Tagen Stanley Cup Playoffs. Du blickst nicht auf die ereignisreichen Wochen zurück, in denen dir etwas gelungen ist, das niemand von dir erwartet hatte. Sämtliche wohlgemeinten und ehrlichen Komplimente prallen an dir ab.
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Leere, es herrscht einfach nur Leere!
Vegas Chefcoach Gerard Gallant zeigte Gespür dafür, wie es seinen Spielern momentan geht: "Ich habe nach dieser Partie nicht mit dem Team gesprochen. Sie wollen mich nach dem Spiel nicht hören. Sie sind sichtlich enttäuscht und niedergeschlagen."
Schlussmann Marc-Andre Fleury bestätigte den Eindruck seines Trainers: "Es war ziemlich ruhig in der Kabine. Niemand hat darüber gesprochen. Wir werden alle etwas Zeit benötigen, bevor wir realisieren, was wir erreicht haben. Momentan ist es einfach nur enttäuschend."

Solange es noch eine Chance gab, diese Partie zu gewinnen, machten die Golden Knights, angetrieben von den eigenen Fans immer weiter, blickten stets nach vorne und brachten den neuen Stanley Cup Champion an den Rand einer Niederlage.
"Sie sind unglaublich. Das ganze Jahr über haben sie uns unterstützt. Es war ziemlich hart, als wir unsere Schläger zum letzten Mal in dieser Saison, nach dieser Niederlage, hoben, aber es ist passiert. Wie gesagt, ich bin dankbar für diese Gelegenheit und sie waren dieses Jahr unglaublich", bedankte sich Vegas Stürmer Alex Tuch bei den Fans.
Was wir sind zurück? Kein Problem, dann legen wir halt noch einen Zahn zu. Im Mittelabschnitt gelang es den Hausherren zweimal innerhalb kürzester Zeit den Spielstand zu egalisieren. Keine vier Minuten lagen zwischen dem 0:1 von Jakub Vrana und dem Ausgleich durch Nate Schmidt. Nach der erneuten Führung der Capitals von Alex Ovechkin dauerte es gar nur 162 Sekunden ehe David Perron das 2:2 markierte. In der Schlussminute des zweiten Durchgangs schien sich das Blatt zu Gunsten der Hausherren zu wenden als Reilly Smith eine Überzahlsituation mit dem 3:2 abschloss.

Ein Doppelschlag von Devante Smith-Pelly und Lars Eller zur Mitte des dritten Durchgangs sorgte schließlich für die Entscheidung. Doch auch nach diesen Gegentoren hatten die Golden Knights eine positive Reaktion gezeigt. In den ersten 44 Sekunden nach dem 3:3 suchten sie dreimal den Abschluss.
"Sie haben immer an sich geglaubt, die gesamte Saison hindurch. Wir dachten nicht, dass wir dieses Spiel verlieren. Wir gingen in die Partie mit dem Gefühl, dass wir sie gewinnen und dann nach Washington fahren. Das ist nicht passiert, doch ich bin stolz auf diese Gruppe. Sie hat hart gearbeitet und sie hat gekämpft. Sie hat ihr Bestes gegeben", zollte Gallant seiner Mannschaft Respekt.
Häufig ist der Unterlegene in einem Stanley Cup Finale nach ein paar Monaten nur noch eine Fußnote in Geschichtsbüchern, doch diesen Golden Knights wird das nicht widerfahren. Sie haben in ihrer ersten NHL-Saison unglaubliches vollbracht, wie auch Gallant bestätigte:
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"Ich habe viel über meine Mannschaft gelernt. Diese Truppe hat jeden Abend den Wettkampf angenommen. Sie gaben niemals auf. Wir mussten nur wenige Male im Jahr harte Ansprachen halten. Sie waren das gesamte Jahr über belastbar. Und sie hatten Spaß."
Diese Golden Knights haben sich mit ihrer Spielweise und ihrem Engagement auf und abseits des Eises den Respekt aller verdient. Und sie haben ein Stück Eishockeygeschichte geschrieben.