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Während der Saison 2019/20 wird das Team von NHL.com/de jeden Samstag in der Rubrik "Writer's Room" wichtige Themen der Liga diskutieren und analysieren. In dieser Ausgabe: Chancen und Risiken von Spielerwechseln.

In jeder NHL-Spielzeit kommt es zu diversen Wechseln von besonders prominenten Namen. Jüngstes Beispiel: Die Verpflichtung von Taylor Hall durch die Arizona Coyotes von den New Jersey Devils. Regelmäßig versuchen sich Teams durch die Hinzunahme von großen Spielernamen den entscheidenden Kick auf dem Weg in die Stanley Cup Playoffs zu verleihen. Ein Verhalten, welches nicht ohne Risiken ist, zugleich aber neue Chancen und Perspektiven eröffnen soll. Worauf kommt es dabei besonders an? Was überwiegt am Ende: Chance oder Risiko?
Einige unserer Autoren haben genau das in der aktuellen Ausgabe des 'Writer's Room' einmal diskutiert:
Ähnliches: [NHL.com/de diskutiert über das Informationsangebot]
Robin Patzwaldt: Ich persönlich bin immer ein bekennender Fan von namhaften Spielern, die das Gesicht einer Mannschaft entscheidend prägen können. Diese sind es, die uns die Spiele schauen lassen, die die Schlagzeilen und Diskussionen bestimmen. Die Strahlkraft eines Klubs nach innen und außen hängt maßgeblich von diesen besonderen Spielern ab. Daher finde ich es auch immer gut, wenn die Teamverantwortlichen eines Klubs das Risiko eingehen und sich die Dienste eines besonders prominenten Spielers sichern, dafür im Gegenzug einige weniger prominente Aktive oder zukünftige Rechte im NHL Draft opfern.
Es sind am Ende genau diese Transaktionen, die den Unterschied ausmachen können zwischen Erfolg und Misserfolg eines Teams. Ungewöhnlich im konkreten Fall von Hall war, dass es ausgerechnet die eher wenig beachteten Coyotes waren, die so früh in der Saison einen solch spektakulären Move gewagt haben. Ich finde das mutig und hoffe, dass sich die Risikobereitschaft des seit Jahren eher unscheinbaren Klubs am Ende auszahlt, sich Arizona endlich einmal wieder für die KO-Phase im kommenden Frühjahr qualifizieren kann.

Chayka @theRink

Bernd Rösch: In den wenigsten Fällen führt die Verpflichtung eines namhaften Spielers im Tausch gegen die Zukunft, sprich Draft Picks und Nachwuchsspielern unmittelbar zum ganz großen Erfolg wie ihn sich die Arizona Coyotes durch das Hall-Tauschgeschäft mit den New Jersey Devils wünschen würden. Als sich die New York Rangers während der Saison 2015/16 die Dienste von Center Eric Staal im Tausch gegen zwei Draft Picks und Stürmer Aleksi Saarela sicherten, erhofften sie sich den ganz großen Wurf, nachdem sie 2014 im Stanley Cup Finale und 2015 im Eastern Conference Finale gestanden waren. Doch bereits in der ersten Playoff-Runde wurden die Rangers von den Pittsburgh Penguins eliminiert, wobei Staal kein einziger Scorerpunkt gelungen war.
Die Penguins hatten hingegen die richtige Entscheidung getroffen als sie Bill Guerin von den New York Islanders gegen ein Zugrecht beim NHL Draft 2009 loseisten. Guerin verhalf mit sieben Toren und acht Assists noch im gleichen Jahr den Penguins zum Cup-Gewinn. Zur Kategorie 'Gut ausgehandelt' zählt auch der Trade von Center Jeff Carter zu den Los Angeles Kings im Februar 2012. Im Gegenzug hatten die Columbus Blue Jackets Jack Johnson und einen Erstrunden-Pick für 2013 bekommen. Dank der 25 Punkte (zehn Tore, 15 Assists) von Carter in den Stanley Cup Playoffs 2012 gewannen die Kings zum ersten Mal in ihrer Franchise-Geschichte den Stanley Cup.
Christian Rupp: Ein Trade dieser Größenordnung birgt immer Chancen und Risiken. Den Luxus, einige Jahre später bewertend auf ein Tauschgeschäft blicken zu können, hatten im aktuellen Fall mit Taylor Hall weder die Coyotes noch die Devils.
Klar aber ist: New Jersey hätte seinen Top-Spieler nie ziehen lassen, wenn dieser zu akzeptablen Bedingungen verlängert hätte. Da Halls Vertrag am Saisonende ausläuft und dieser womöglich ohne Gegenwert gegangen wäre, trafen die Devils nun eine Entscheidung für die Zukunft. Dass in Newark 2020 Playoffs gespielt werden, ist schon jetzt unwahrscheinlich, wenn auch nicht unmöglich.
Durch den Trade hat New Jersey für die neue Saison nun reichlich Gehaltsspielraum, gute Draftpicks und kann an Stellschrauben drehen, um sich besser aufzustellen. Arizona freut sich derweil auf einen guten Individualisten, der den riesigen Playoff-Hunger der Wüstenhunde stillen soll: Siebenmal in Folge war für die Coyotes nach der regulären Saison Schluss. Da ist es nur verständlich, dass die Verantwortlichen alles daransetzen, diese Durststrecke zu beenden.

ARI@SJS: Ekman-Larsson trifft nach Halls Pass

Die Endrunde scheint als aktueller Spitzenreiter der Pacific Division nun zum Greifen nahe, weshalb in eine hochkarätige Soforthilfe investiert wurde. Schlussendlich geht es für beide Klubs nur um das große Ganze und ultimative Ziel: der Gewinn des Stanley Cups - egal ob in 2020 oder später.
Christian Treptow:Mir geht's da wie Robin: Ich mag es, wenn bekannte und sehr talentierte Spieler zu einem kommen. Ob sie dann wirklich eine Verstärkung sind, muss sich natürlich dann erst noch zeigen. Darf sich ein General Manager die Chance entgehen lassen, wenn er Taylor Hall bekommen kann? Natürlich nicht.
Auch wenn Hall aus meiner Sicht in den vergangenen Jahren hinter seinem Leistungsvermögen zurückgeblieben ist. Aber vielleicht tut ihm die Wüstenluft ja wirklich gut. Der Preis, der für bekannte Spieler zu zahlen ist, heißt Draftpicks. Da müssen die Entscheidungsträger genau abwägen, was sie bereit sind aufzugeben und welchen Einfluss das auf die Zukunft des Teams haben kann. Was ein Raubbau bei den Draftpicks auslösen kann, sieht man bei den Detroit Red Wings.
Und dann ist da immer noch die Frage, wie lange der Neue auch am neuen Platz bleibt. Denn kurzfristig verkauft ein prominenter Name vielleicht ein paar Tickets und Trikots mehr. Aber entscheidend ist, ob er dem Team auch wirklich weiterhelfen kann. Sprich: Kann er die Mannschaft in die Playoffs oder gar zum Stanley Cup führen? Da sind oft auch die Verpflichtungen von weniger spektakulären Namen für die dritte oder vierte Reihe entscheidend.
Stefan Herget: Das Wichtigste bei alle dem ist, wie sich neue Spieler in das Mannschaftsgefüge und die Hierarchie einpassen oder eben nicht. Und diese Tatsache lässt sich von außen nur schwer beurteilen. Der Vorteil des Hall Trades ist, dass er frühzeitig stattfand. Theoretisch hätte Arizona sogar die Möglichkeit ihn bis zur Trade Deadline wieder herzugeben, sollte es nicht mit ihm funktionieren. Das Risiko bei einem Trade Ende Februar ist deutlich höher, weil nur noch wenig Zeit in der regulären Saison bleibt. Aber das haben die Coyotes auch mit einem höheren Preis bezahlt.