blues celebrate 0612

Es ist wohl eine der schönsten Geschichten im Sport: Ein Team ist an letzter Stelle in der Tabelle, rappelt sich auf, schafft den kompletten Umschwung und gewinnt am Ende den Titel. Das ist den St. Louis Blues gelungen. Am 3. Januar hätte wohl niemand einen Cent auf die Blues gesetzt. Abgeschlagen auf die Playoffplätze war das Team die schlechteste Mannschaft der NHL. Doch danach war alles anders. Mit einer unglaublichen 30-15-5-Bilanz in der regulären Saison seit diesem Tag haben sich die Blues noch als Dritter der Central Division für die Playoffs qualifiziert. Und jetzt haben sie diesem Weg, dieser Entwicklung die Krone aufgesetzt und zum ersten Mal in der Franchise-Geschichte den Stanley Cup nach Missouri geholt.

Es passt dabei irgendwie, dass es sich die Blues während der gesamten Playoffs nicht leicht gemacht haben. Immer wieder mussten sie Täler durchschreiten. Und immer wieder sind sie gestärkt aus diesen Situationen hervorgegangen, haben die Zweifler Lügen gestraft und haben sich am Ende mit der begehrtesten Trophäe im Klub-Eishockey belohnt.
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Man denke nur an die erste Playoff-Runde, als die Blues zuerst beide Spiele bei den Winnipeg Jets gewannen, dann aber auch beide Partien auf eigenem Eis verloren. Sie behielten trotzdem die Oberhand. In der Serie gegen die Dallas Stars lagen sie schon 2:3 zurück - und gewannen das Duell trotzdem. Gegen die San Jose Sharks konnte nicht mal eine unglückliche Niederlage in der Verlängerung in Spiel 3 des Western Conference Finals dem Team das Rückgrat brechen.
Und im Stanley Cup Finale mussten die Blues in die Höhle der Bären und den Pokal holen. Das war dann irgendwie auch der passende Schlussstrich unter die Playoffs der Blues, die auswärts irgendwie besser zurechtgekommen sind. Vom letzten Platz zum Titelgewinn, damit sei ein Traum wahr geworden, meinte Blues-Verteidiger Joel Edmundson. Coach Craig Berube habe vor der Partie gesagt, dass "wir eine gute Auswärtsmannschaft sind. Wir fahren dahin und holen den Cup."

STL@BOS, Sp7: Binnington hält Bruins torlos im 1.

"Das kann man nicht in Worte fassen", sagte Al MacInnis. Lange Jahre war er Verteidiger bei den St. Louis Blues. Jetzt ist er Senior Advisor des General Managers in der Organisation. Seine Meisterschaft holte er allerdings mit den Calgary Flames - vor ziemlich genau 30 Jahren. "Seit sechs Monaten haben die Jungs so gespielt. Sie haben sich echt zusammengerauft. Sie verdienen es. Sie waren immer in der Lage, zurückzukommen. Und aus irgendeinem Grund waren sie auswärts immer besser als zu Hause."
Der entscheidende Sieg auswärts - das sei das perfekte Drehbuch für die Blues gewesen, meinte Stürmer Zach Sanford. Er machte mit dem vierten Tor für die Blues spät im dritten Drittel den Deckel auf die Partie. "Es sind in diesem Jahr ein paar verrückte Sachen passiert", meinte er zum Weg der Blues, der sie vom letzten Platz zum ersten führte. "Wir haben immer weitergekämpft, immer weiter an unsere Chance geglaubt", sagte Brayden Schenn, der in Spiel 7 zum zwischenzeitlichen 3:0 getroffen hatte.
Einen sehr großen Anteil am Sieg in Spiel 7 hatte einmal mehr Jordan Binnington. Der 25-Jährige brachte alleine im ersten Drittel die Stürmer der Bruins reihenweise zur Verzweiflung und hatte am Ende 32 Saves in der Statistik stehen. Egal ob Brad Marchand, Patrice Bergeron, Marcus Johansson, David Krejci oder Joakim Nordstrom - sie alle scheiterten an dem Rookie. "Er hat schon in den Minor Leagues sehr gut gespielt. Als wir ihn hochgeholt haben, hat er gleich sein erstes Spiel gewonnen. Der Rest ist Geschichte", urteilte Coach Berube seinen Keeper.
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"Er hat wieder ein paar unglaubliche Saves zur richtigen Zeit gezeigt", lobte David Perron seinen Teamkollegen. Perron schaffte das Kunststück, mit dem Team seiner Geburtsstadt den Titel zu gewinnen. Auch deshalb war es für ihn etwas ganz Besonderes. Auch Oskar Sundqvist stimmte in das Loblied mit ein: "Was Binnington heute gezeigt hat, war irgendwie unwirklich. Aber irgendwie war es auch keine Überraschung." Und Ryan O'Reilly, der als wertvollster Spieler die Conn Smythe Trophäe in Empfang nahm, meinte: "Ohne Binnington, hätten wir nicht gewonnen."
Die Blues hatten O'Reilly am 1. Juli 2018 per Trade von den Buffalo Sabres geholt. In den Playoffs war er mit 23 Scorerpunkten unterm Strich gleichauf mit Brad Marchand von den Bruins. Sein Puls sei irgendwo bei 200 gewesen, als er den Cup in die Höhe gereckt habe, beschrieb O'Reilly seine Gefühlswelt. "Als Kind habe ich den Pokal 1000-mal in Gedanken hochgehoben. So ist es viel besser."

STL@BOS, Sp7: O'Reilly fälscht zur Führung ins Tor ab

Dass der Titelgewinn möglich sei, daran habe man im Januar nie gedacht. "Es war eine verrückte Reise", befand Gunnarsson. "Wenn man uns das vor fünf Monaten gesagt hätte, hätte es wohl niemand geglaubt", meinte Sundqvists Landsmann, Verteidiger Carl Gunnarsson. Am Ende sei der Sieg vielleicht nicht schön gewesen. "Aber wir haben einen Weg gefunden. Das ist alles, was zählt."
Die besondere Qualität des Teams sei gewesen, "dass wir die Gegner frustrieren. Und wir verteidigen gut"; meinte O'Reilly. Er war der erste Spieler seit Wayne Gretzky 1985, der in vier aufeinanderfolgenden Stanley Cup Finalspielen traf. "Jetzt sind wir Legenden, jetzt sind wir Helden", befand O'Reilly. Vor allem die Fans und die Stadt hätten den Cup verdient. "Es ist eine großartige Stadt. Und die Fans sind mit uns das ganze Jahr über durch Dick und Dünn gegangen. Es ist genauso der Cup der Fans."