Sharks

Die San Jose Sharks haben zurückgeschlagen und sich eindrucksvoll in den Stanley Cup Playoffs 2018 zurückgemeldet. Nach der derben 0:7-Klatsche in Spiel 1 der Conference-Halbfinal-Serie gegen die Vegas Golden Knights gelang den Fins ein 4:3-Sieg in der zweiten Overtime. In einem wahren Eishockey-Krimi zeigte sich Team Teal stark verbessert und schlug vor allem in den Special Teams zu.

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Die Mängelliste war nach der 0:7-Packung am Donnerstagabend (Ortszeit) ellenlang: Die Sharks waren zu langsam und zweikampfschwach (33:48 Hits), zeigten sich undiszipliniert (31:10 Strafminuten) und zahlten dafür einen hohen Preis: Drei von zehn Powerplay-Möglichkeiten münzte Vegas in Tore um (30 Prozent Erfolgsquote) und bestrafte San Joses Fehler eiskalt.
In Spiel 2 aber zeigten die Nord-Kalifornier die im Eishockey so wichtigen "Adjustments", also Änderungen, Umstellungen oder Verbesserungen. So bremsten die Haie die schnellen Angriffe ihrer Gegner meist schon in der neutralen Zone, spielten konsequent auf dem Körper (48:52 Hits) und stellten Pass- und Schusswege zu (36:27 Blocks). Individuelle Fehler kosteten zwar erneut drei Gegentore, doch zeigten sich die Sharks ansonsten wacher, schneller und schlichtweg gut eingestellt. Außerdem hielt sich San Jose besser von der Strafbank weg und ließ vielmehr die Golden Knights dort Platz nehmen (12:22 Strafminuten).

Die Special Teams sollten einen spielentscheidenden Faktor einnehmen: Keines ihrer vier Treffer erzielte das Team trotz zahlreicher Chancen (47:29 Schüsse) im "normalen" Fünf-gegen-Fünf-Eishockey: Brent Burns' Anschlusstreffer zum zwischenzeitlichen 1:2 fiel nach nur wenigen Sekunden im Powerplay. Der spätere Ausgleich durch Logan Couture und die darauffolgende 3:2-Führung durch Burns resultierten aus Vier-gegen-Vier-Situationen. Der Siegtreffer in der zweiten Verlängerung gelang dann, erneut in Überzahl, als Couture einen Querpass von Kevin Labanc eiskalt vollstreckte. Die Kalifornier nutzten an diesem Abend also zwei von sieben Powerplay-Möglichkeiten (28,5 Prozent) - in Spiel 1 war nicht ein einziger Treffer in Überzahl gelungen (0/5).
Zudem schaffte es San Jose, den Fleury-Komplex zu überwinden. In Spiel 1 hatten sich die Sharks noch reihenweise die Zähne an Vegas-Goalie Marc-Andre Fleury (33 Saves, 100 Prozent Fangquote) ausgebissen. In Spiel 2 machte es die Truppe aus der Bay-Area dann deutlich besser, verursachte viel mehr Verkehr vor dem gegnerischen Tor, nahm dem erneut schier übermenschlich parierenden Torwart (43 Saves, 91,5 Prozent Fangquote) mit gleich zwei Spielern die Sicht und zog mit mehr Konsequenz zum Tor. Die beiden Burns-Treffer resultierten eben genau aus diesen Gründen. Coutures Doppelpack wurde wiederum mit klugen Pässen herausgespielt - erst von Tomas Hertl, dann von Labanc. Haute Couture eben.

Auch Sharks-Goalie Martin Jones, der die vorausgegangene 0:7-Klatsche trotz haarsträubender Zahlen nicht zu verantworten hatte (acht Saves, 61,5 Prozent Fangquote), zeigte sich stabiler und glänzte mit starken Paraden (26 Saves, 89,7 Prozent). Gleichwohl schienen die Gegentreffer zum 0:2 von William Karlsson und 3:3 von Nate Schmidt nicht unhaltbar und fielen eher in die Kategorie "Soft goals". Hier haben die Haie also noch Verbesserungspotenzial. "Mein Selbstvertrauen wird von einem schlechten Spiel nicht erschüttert", gab sich der Torwart selbstkritisch. "Es ist nicht das erste Mal, dass ich schlecht gespielt habe. Das musst du einfach hinter dir lassen."
Die Serie wechselt nun in den Shark-Tank (SAP Center), wo in der Nacht von Montag auf Dienstag (4 Uhr, MESZ) Spiel 3 steigt. Die Serie zwischen San Jose und Vegas war bislang eine großartige Werbung für den Eishockey-Sport und bot mit unglaublicher Geschwindigkeit, hoher Intensität, durchdringender Härte und vielen Toren alles, was man sich von einer rassigen Playoff-Serie nur wünschen kann.
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Ein Wunsch-Spieler kehrt nun für San Jose zurück: Der gesperrte Flügelstürmer Evander Kane ist wieder spielberechtigt (nach Stockcheck gegen Pierre-Edouard Bellemare in Spiel 1) und dürfte seinen Platz neben Kapitän Joe Pavelski und Joonas Donskoi in der Top-Sturmreihe der Fins einnehmen. Diese Formation musste Coach Peter DeBoer in Spiel 2 neu designen: Er startete mit dem Schweizer Timo Meier neben Pavelski und Donskoi, puzzelte dann aber erst Mikkel Boedker und später auch noch Chris Tierney zum Pärchen Meier/Pavelski hinzu. Ein Duo, das zu gefallen wusste - DeBoer hat also mehrere Optionen in der Hinterhand. Auch Center Joe Thornton, mittlerweile ein Dauer-Gast bei den Pre-Game-Warmups, kommt seinem Comeback immer näher...