Sharks

Die San Jose Sharks (15-16-2, 32 Punkte) sind sportlich eine der großen Enttäuschungen der Saison 2019/20. Nachdem sie im Vorjahr noch im Finale der Western Conference vertreten waren und dort gegen die St. Louis Blues in sechs Spielen unterlagen, sind sie in diesen Tagen meilenweit davon entfernt, den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Von den Wildcard-Plätzen trennen die Kalifornier fünf Zähler (Vegas Golden Knights, 37).

Die Trainerentlassung vom Mittwoch, General Manager Doug Wilson gab die Trennung von Peter DeBoer und seinem Mitarbeiterstab per Pressemeldung bekannt, kam daher nicht überraschend.
Wenn ein selbsternannter Mitfavorit um den Stanley Cup-Titel in Sachen Punkte und Tore pro Spiel (2,64) nach mehr als einem Drittel der regulären Saison nur auf Rang 24 in einer 31-er-Liga liegt, dann ist ein Wechsel des Betreuerstabes ein im Profisport gerne gewähltes Heilmittel, was aber nicht immer automatisch wirkt.
Wenn zudem die Defensive mit Rang 28 im Bereich der Fangquote der eingesetzten Torhüter und Platz 29 bei den kassierten Toren pro Spiel, im Ligavergleich sogar noch schwächer abschneiden, dann erscheint ein Neuanfang sogar fast unausweichlich.
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Am Donnerstagmittag (Ortszeit) begründete Wilson den Schritt in einer Pressekonferenz: "Wir sind mit unserem Kader grundsätzlich sehr zufrieden. Wir haben viele hochkarätige Spieler in unseren Reihen, die in der Vergangenheit große Leistungen gezeigt haben. Jetzt müssen wir sie wieder dahin bringen, dass die Gruppe funktioniert. Bob Boughner hat die Erfahrung vorzuweisen, dass er dies schaffen kann. Gemeinsam mit Mike Ricci und Evgeni Nabokov in seinem Stab wird er den Spielern das Vertrauen zurückgeben. Diese Arbeit muss kurzfristig beginnen."
Zudem begründete der GM, warum die Wahl der Verantwortlichen ausgerechnet auf dieses Betreuerteam fiel: "Wir haben dieses Trainerstab ganz bewusst so ausgewählt, dass er darauf spezialisiert ist die jungen Spieler bei uns weiter zu entwickeln. Wir wollten in der aktuellen Saison nicht zu lange warten, bevor wir eine Entscheidung in der Trainerposition treffen. Noch ist ausreichend Zeit die Dinge wieder zurück in die Spur zu führen. Wir brauchten jetzt einfach einen frischen Schub an Energie."
Der Wechsel hin zu Bob Boughner, der zudem die Kompetenz von in der Organisation durchaus angesehener Persönlichkeiten wie Mike Ricci und Torwarttrainer Evgeni Nabokov in seinem Stab mitbringt, birgt für den Klub dabei kein großes Risiko. Eigentlich kann es sportlich mit so einem hochkarätig besetzten Kader, wie ihn die Sharks in dieser Spielzeit zur Verfügung haben, mit einem frischen Impuls von der Trainerbank ab sofort fast nur aufwärtsgehen.
Boughner ist zudem bei den Sharks alles andere als ein Unbekannter. Er arbeitete seit Saisonbeginn als Assistent im Stab von Amtsvorgänger Peter DeBoer. Von 2017 bis 2019 war er bei den Florida Panthers als Hauptverantwortlicher hinter der Bande tätig, verpasste mit diesen die Stanley Cup Playoffs 2018 um einen Zähler.
Zuvor war er bei den Sharks ab 2015 bereits als Assistent von DeBoer tätig, erreichte mit San Jose das Stanley Cup Finale 2016, das gegen die Pittsburgh Penguins in sechs Spielen verlorenging. In der Spielzeit 2010/11 sammelte Boughner erste Erfahrungen als Trainer in der NHL in Reihen der Columbus Blue Jackets.
Mit den Windsor Spitfires feierte der am Mittwoch beförderte Boughner 2008/09 und 2009/10 große Erfolge, siegte in der OHL Meisterschaft und holte den Memorial Cup. Zwei Mal wurde er in der CHL zum Trainer des Jahres ernannt.
Neben seiner großen Erfahrung im Trainerbereich verfügt der neue Verantwortliche hinter der Bande über viel wertvolles Wissen aus seiner Zeit als Spieler in der NHL. In 630 Einsätzen mit den Colorado Avalanche, Carolina Hurricanes, Pittsburgh, den Nashville Predators und den Buffalo Sabres sammelte der Defensivspezialist 72 Punkte. Er markierte 15 Tore und gab 57 Vorlagen. Auffällig auch, seine insgesamt 1.382 Strafminuten.
Boughner gab sich gegenüber den Medienvertretern in San Jose bei seiner offiziellen Vorstellung am Donnerstagmittag wild entschlossen, die ihm übertragene Aufgabe zur Zufriedenheit aller zu erledigen: "Für mich ist das natürlich eine große Herausforderung. Ich möchte dem Team Frische verleihen und stürze mich direkt in die Arbeit. Es geht hier nicht darum einzelne Punkte und Positionen herauszuheben. Jeder einzelne im Team muss sich steigern. Dies zu erreichen, dazu gibt es viele Ansätze. Ob in der Defensive, im Torhüterbereich oder in der Offensive, wir wollen insgesamt wieder gieriger auftreten. Es ist mir wichtig an der Einstellung der Mannschaft zu arbeiten. Ich bin da sehr positiv gestimmt, dass wir das gemeinsam hinkriegen. Es ist noch ausreichend Zeit in dieser Spielzeit die entstandene Lücke zu den Playoff-Plätzen wieder zu schließen. Jetzt geht es erst einmal darum das Selbstvertrauen kurzfristig wieder zurückzugewinnen."

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Boughners Assistent Roy Sommer verdiente sich erste Sporen im Coaching-Bereich unter anderem als verantwortlicher Trainer der San Jose Barracuda, dem Farmteam der Sharks. Unter seiner Regie entwickelten sich insgesamt rund 130 Eishockeyspieler der AHL zu NHL-Kräften. Bei den Sharks arbeitete er 1997/98 als Assistent von Trainer Darryl Sutter.
Torwarttrainer Nabokov wird als ehemaliger Torhüter in San Jose bei den Fans des Teams viele Erinnerungen an vergangene Glanzzeiten mitbringen. Er liegt mit gespielten 563 Begegnungen, 293 Siegen und 50 Shutouts für San Jose in der Geschichte der Organisation weit vorne. Zuletzt war er für die Torhüterentwicklung bei den Barracuda verantwortlich, kennt sich also aktuell bei den Sharks ebenfalls gut aus.
Mit Ricci wird in Zukunft eine weitere Klublegende das Bild des NHL-Teams nach außen prägen. Er bestritt von 1997 bis 2004 insgesamt 529 Spiele für die Sharks und war in den vergangenen zwölf Jahren als Spielerentwickler für den Klub tätig.
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Mit dieser Mischung aus Erfahrung und Frische will San Jose in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten wieder dorthin zurückzufinden, wo sie vor Saisonbeginn erwartet wurden: An die Spitze der Western Conference.
Dass es grundsätzlich zu diesem Zeitpunkt einer Saison noch möglich ist, eine Saison zu retten, das bewiesen erst im Vorjahr die St. Louis Blues, die zu Jahresbeginn 2019 sogar ganz unten in der Tabelle standen. Am Ende machten sie sogar ihren ganz großen Traum wahr und durften den Stanley Cup in die Höhe recken.