Eine alte Sportweisheit besagt, dass Offensive Spiele gewinnt, Defensive aber Meisterschaften. Es gibt genügend Belege für diese These. Doch ohne ein Tor zu schießen, wird es weder etwas mit dem Sieg in einem einzigen Spiel noch mit irgendeiner Meisterschaft. Das mussten die San Jose Sharks bei der 0:1-Niederlage gegen die New York Rangers auf schmerzliche Weise erfahren.

Eigentlich lief es nach dem ersten guten Viertel der Saison ganz passabel für die Mannschaft aus Nord-Kalifornien. Das Team von Coach Bob Boughner belegt Platz vier in der Pacific Division, immerhin noch vor den hoch eingeschätzten Vegas Golden Knights. Zu diesem Zeitpunkt sind die Sharks ein legitimer Anwärter auf einen Platz in den Playoffs.
Doch damit daraus etwas wird, müssen die Sharks ihre Offensive wieder in Gang bekommen. Die Niederlage im Madison Square Garden war bereits die dritte in dieser Saison, in der San Jose kein Tor erzielte. Besonders auffällig wird die kleine Krise im Sturm, wenn man sich die vergangenen zwölf Partien anschaut. Denn seit dem 11. November haben die Sharks in neun dieser Spiele nicht mehr als zwei Tore geschossen.

SJS@NYR: Strome trifft im Powerplay per Schlagschuss

Den Gastgebern reichte diesmal ein frühes Powerplay-Tor von Ryan Strome, um als Sieger das Eis zu verlassen. In dieser Szene hatten die Gäste vorher noch die Chance, den Puck aus der Verteidigungszone zu klären. Doch am Ende landete der Puck bei Mika Zibanejad, der mit seinem öffnenden Pass Adam Fox an der blauen Linie fand. Der Verteidiger legte noch mal quer zu Strome, und dieser ließ mit seinem Kracher Adin Hill keine Chance. Es sollte das einzige Mal sein, dass der Keeper der Sharks an diesem Abend hinter sich greifen musste. Er hatte am Ende 26 Saves.
Was Boughner dann im weiteren Verlauf der Partie Hoffnung machen konnte, war die Tatsache, dass sich sein Team durchaus gute Chancen erspielte, selbst zu einem Treffer zu kommen. Nick Bonino fing kurz nach dem Rückstand einen schlampigen Pass von Rangers-Verteidiger K'andre Miller ab, scheiterte aber an Igor Shesterkin im Rangers-Tor.
Das sollte am Ende auch die Geschichte des Spiels sein. Denn egal, was die Sharks versuchten - Shesterkin und später Alexandar Georgiev waren an diesem Abend nicht zu überwinden. Shesterkin musste nach 45 Minuten das Eis mit einer Unterkörperverletzung verlassen. Er hatte bis dahin 19 Paraden gezeigt. Georgiev hielt alle acht Schüsse, die auf sein Tor kamen. Es war erst der zweite Shutout in der Rangers-Geschichte, den sich zwei Keeper teilten. Zuvor gelang das am 15. Dezember 2016 Henrik Lundqvist und Antti Raanta in Dallas.

SJS@NYR: Shesterkin, Georgiev schlagen Sharks mit 1:0

Shesterkin war in allen Situationen Herr der Lage. Egal, ob bei einem Hammer von Sharks-Verteidiger Erik Karlsson (25.) oder beim Versuch des Schweizers Timo Meier (26.), der in gut 17 Minuten Eiszeit dreimal aufs Tor schoss. Gleich zweimal gab es im zweiten Drittel das Duell Shesterkin gegen Kevin Labanc. Beim ersten Mal (30.) kam der Stürmer der Sharks mit viel Tempo ins Drittel und scheiterte am Keeper. Beim zweiten Versuch (39.) verzog Labanc am langen Pfosten. Auch als Bonino auf einmal frei vor dem Tor der Rangers auftauchte (39.) behielt der Keeper die Übersicht.
Auch im Schlussdrittel hatten die Sharks noch die Möglichkeit, wenigstens einen Punkt bei den Rangers mitzunehmen. Einmal scheiterte Rudolfs Balcers an Georgiev (50.), ein anderes Mal Logan Couture bei Überzahl (51.). Und da auch der letzte Schuss von Meier am Tor vorbei ging, blieb es bei der knappen Niederlage.
"Unser Torwart hat fantastisch gespielt und einige tolle Saves gemacht", lobte Meier Hill, der mit Paraden gegen Julien Gauthier, Chris Kreider, Filip Chytil und Artemi Panarin seine Klasse unter Beweis stellte und gleichzeitig dafür sorgte, dass die Sharks bis zum Schluss die Chance hatten, etwas Zählbares aus Manhattan mitzunehmen und die Serie von drei Siegen in Folge auszubauen.
"Aber wenn wir ein Tor schießen, ist es ein anderes Spiel", meinte Meier weiter. In der Defensive habe das Team unterm Strich einen guten Job gemacht, befand der Schweizer. "Es ist nur die Sache mit der Offensive, diesen Extra-Inch, den man machen muss, um vors Tor zu kommen. Wenn wir das schaffen, werden wir Erfolg haben", sagte der Mann aus Herisau.
Auch Meiers Trainer war der Meinung, dass sich das Team die Möglichkeit erarbeitet hatte, das Spiel zu gewinnen. Allerdings habe man die Offensive nicht ans Laufen gebracht, meinte Boughner. "In der Defensive haben wir gegen Ende ein paar Möglichkeiten zugelassen, weil wir aufgemacht haben. Wir wollten den Großteil des Spiels Puckkontrolle haben und kompakt stehen. Ich denke, das ist uns ganz gut gelungen."
Nach 24 Spielen (13-10-1) bleiben die Sharks auf Platz vier der Pacific Division, drei Punkte hinter den Anaheim Ducks und einen Zähler vor den Golden Knights. Mit mehr Durchschlagskraft in der Offensive können die Sharks diese Bilanz in den kommenden Wochen noch aufbessern. 62 Tore haben sie bislang in 24 Spielen geschossen - das reicht in der NHL gerade mal für Platz 22. Sturmläufe à la Edmonton erwartet man ja nicht. Aber ein bisschen mehr darf's schon sein. Dann ist San Jose ein ernstzunehmender Kandidat was die Vergabe der Playoff-Plätze angeht.