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Der Weg in die 2. Runde der Stanley Cup Playoffs war ein steiniger für die San Jose Sharks. Die Western Conference Erstrunden-Serie gegen die Vegas Golden Knights verlangte den Nord-Kaliforniern physisch und psychisch alles ab. Am Ende könnte der gezeigte Charakter und der unbändige Teamgeist entscheidend für den weiteren Weg in Richtung Stanley Cup sein.

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Wohl die meisten hatten die Sharks schon im Sommerurlaub gesehen. Im alles entscheidenden Spiel 7 lag San Jose Mitte des dritten Drittels mit 0:3 in Rückstand und verlor dann auch noch Kapitän Joe Pavelski, der sich nach einem Stockcheck von Cody Eakin verletzte. "Ich glaube, sie haben einen Mitspieler gesehen, den sie lieben und respektieren und wollten in der Not etwas tun, um die Situation zu verbessern", fand Sharks-Trainer Peter DeBoer einen Erklärungsansatz für das Eishockey-Wunder, das sich in den folgenden Minuten abspielen sollte.
Binnen 4:01 Minuten nämlich zauberte San Jose aus einem 0:3 ein 4:3. Vier Powerplay-Treffer drehten diese irre Partie. Ausgerechnet, denn zuvor konnte Team Teal keine seiner vier Überzahl-Möglichkeiten nutzen und hatte das Powerplay in der gesamten Serie bis dato kaum zum Laufen gebracht (4/29). Dass Vegas in der Schlussminute noch ausglich, war der nächste Nackenschlag, den die Sharks verkraften mussten. Doch auch damit konnte San Jose umgehen: In der Verlängerung verwandelte Barclay Goodrow das "Haifischbecken" in ein Tollhaus und schoss seine Farben in die nächste Runde.

VGK@SJS, Sp7: Goodrow gewinnt Spiel 7 in OT

"So ein Spiel erlebst du nur einmal im Leben, glaube ich", staunte Mittelstürmer Logan Couture. "Ich denke, mein Herz kann nicht noch so eines verkraften. Es ging hoch und runter und nach zehn Minuten in der Overtime war kein Sprit mehr im Tank. Was für ein Spiel."
Auch Joe Thornton, mit 39 Jahren, 1566 Hauptrunden- sowie 166 Playoff-Spielen, verschlug es die Sprache. "Das war das beste Spiel, an dem ich jemals teilnehmen durfte. Erst waren wir 1:3 in der Serie hinten, dann 0:3 in Spiel 7 bei noch zehn Minuten vor dem Ende. Es war einfach…", stockte der Routinier, "eine unglaubliche Serie."
Sein Trainer konnte da nur zustimmen: "Das ist das verrückteste Spiel, das ich je gesehen habe", so DeBoer. "Ich denke, man wird hier nach sehr lange darüber sprechen."
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Auf einen nachhallenden Effekt hoffen die Kalifornier freilich. Mit dem Rücken zur Wand gewannen sie die letzten drei Spiele dieser Serie, meisterten zahlreiche Rückschläge in den einzelnen Partien und fanden immer eine Antwort. Sie stoppten mit der Stone/Stastny/Pacioretty-Reihe die gefährlichste Formation der Golden Knights und limitierten diese in den letzten drei Spielen auf drei Scorerpunkte (ein Tor, zwei Assists), nachdem diese zuvor 28 Punkte (12 Tore, 16 Assists) in den ersten vier Partien markiert hatten. Sie steckten mit 326 Checks in sieben Spielen (im Schnitt 46,6 pro Spiel) die mit Abstand meisten Hits aller Playoff-Teilnehmer ein. Sie fanden einen Weg, Weltklasse-Torwart Marc-Andre Fleury zu überwinden. Und sie verschafften sich leidenschaftlichen Comebacker-Respekt in der Eishockey-Welt. Vielleicht war es genau dieser steinige Weg, den die Sharks brauchten, um bereit zu sein, für das ultimative Ziel ins Conference-Halbfinale gegen die Colorado Avalanche zu gehen.
Mit breiter Brust gehen die beiden Top-Torjäger Couture und Tomas Hertl in die nächste Runde. Die beiden Mittelstürmer trafen jeweils sechsmal ins gegnerische Tor. Auch die Tiefe im Kader machte sich bislang bezahlt: San Jose kann zehn unterschiedliche Torschützen vorweisen, darunter auch Viertreihen-Stürmer Goodrow, der den Siegtreffer in Spiel 7 erzielte.

VGK@SJS, Sp7: Sharks mit vier Treffern spät im 3.

Noch nicht zu diesem Kreis zählt Erik Karlsson. Der Schwede machte aber mit starken neun Assists auf sich aufmerksam. Die einzigen Verteidiger mit mehr Assists in einer Playoff-Serie waren Paul Coffey (elf, 1985 für die Edmonton Oilers) und Al MacInnis (elf, 1984 für die Calgary Flames). Die Sharks erhalten jede Menge Offensivpower von Karlsson - nehmen dafür aber auch defensive Fehler in Kauf, die der Rechtsschütze immer wieder offenbarte. Beim Playoff-Top-Scorer der Kalifornier stellt sich weiterhin die Frage nach dem Gesundheitszustand. Karlsson verpasste große Teile der Hauptrunde wegen einer Leistenverletzung und wirkt noch nicht einhundertprozentig fit.
Um Pavelski müssen die Sharks noch bangen. Den Kapitän aber scheint so schnell nichts aus der Bahn zu werfen: Schon in Spiel 1 erzielte "Pav" ein Tor mit dem Mund und spielte daraufhin mit einige Zähne weniger weiter. In Sachen Einsatz, Leidenschaft, Hingabe, Charakter und Comeback-Qualitäten sollte genau das der Startschuss sein, der sich wie ein roter Faden bis zum Ende dieser hart umkämpften Serie zog. Für San Jose könnten diese Eigenschaften auch den Unterschied in den Duellen mit den Avs ausmachen.