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Die NHL-Saison 2018/19 wirft langsam aber sicher ihre Schatten voraus. Vor dem Start der Trainingslager analysiert NHL.com/de ab 5. August die 31 Teams der Liga in 31 Tagen. Zu jeder Mannschaft gibt es in der Serie "31 in 31" zwei Berichte mit interessanten Fakten, Einschätzungen und Einblicken.
In dieser Folge: Colorado Avalanche

Viele Experten sind immer noch unschlüssig darüber und schütteln ratlos mit dem Kopf, wenn es darum geht zu erklären, warum die Colorado Avalanche nach 48 Punkten in der Saison 2016/17 mit nahezu dem selben Kader bzw. unter dem Einsatz von Rookies und dem selben Trainer in der Saison 2017/18 mit 95 Punkten in die Stanley Cup Playoffs einzogen und dort dem Vorjahresfinalisten Nashville Predators in sechs Spielen alles abverlangten.
"Wir müssen einen weiteren Schritt machen und das ist einfacher gesagt als getan", erläuterte Trainer Jared Bednar, der in der abgelaufenen Saison für den Jack Adams Award als bester NHL-Trainer der Saison nominiert war. "Die Erfahrungen, die einige unserer Jungs gemacht haben, sind schwer einzuordnen, aber es war sehr viel harte Arbeit und Engagement notwendig, um dort hin zu kommen, wo wir waren und wir müssen es wieder tun und vielleicht sogar besser."
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Besser ist ein gutes Stichwort. Der Kader wird im dritten Jahr von Bednar erfahrener sein und sich weiterentwickeln. Darauf setzt auch General Manager Joe Sakic, nachdem er nur geringfügig am Free Agent Markt aktiv war. "Die Jungs sind gierig, das spürt man", betonte er. "Ich mag die Mentalität. Sie wollen gewinnen und sie werden hungrig ankommen und den nächsten Schritt machen wollen."
Die Neuverpflichtungen beschränkten sich auf Torhüter Philipp Grubauer, Verteidiger Ian Cole und Stürmer Matt Calvert, der womöglich in der dritten Reihe an der rechten Seite von Carl Soderberg und Matt Nieto angreifen wird. Die restlichen Offensivkräfte sind eingespielte Reihen, die bei Bedarf durch einige Talente aus den letzten Draft-Jahren ersetzt werden könnten. Ein großes Plus der Avalanche im Gegensatz zu anderen Teams, die an einigen Positionen umgebaut haben.

Tätig geworden ist Colorado auf der Torhüterposition. Der langjährigen aber zuletzt verletzungsanfälligen Nummer 1 Semyon Varlamov, dessen mit sechs Millionen US-Dollar hochdotierter Vertrag zudem nach der kommenden Saison ausläuft, wurde der deutsche Grubauer an die Seite gestellt.
"Wir meinen wirklich, dass wir zwei sehr gute Torhüter benötigen und uns gefällt, wo Grubauer derzeit steht", bemerkte Sakic. "Er kommt noch in seine besten Jahre. Wir haben zwei Torhüter, die Eishockeyspiele für uns gewinnen können und wir können ihnen die nötigen Pausen gönnen. Es wird ein Wettbewerb sein, der hoffentlich beide anspornt, aber unser einziger Grund war, warum wir zwei gute Torhüter haben wollten."
Vieles wird von der Leistung des 30-jährigen Varlamov abhängen, ob die Avalanche weiter auf ihn setzen werden oder es sein letztes Jahr in Denver werden wird. Die Chance für den 25-jährigen Grubauer ist zumindest vorhanden, dass er seinen lang gehegten Wunsch in die Tat umsetzen und sich auf Dauer als Nummer eins der Mannschaft etablieren kann.
Vor ihnen setzt das Management ebenfalls auf Konstanz. Einzige Ergänzung ist der zweimalige Stanley Cup Sieger mit den Pittsburgh Penguins Cole. Daneben sollen der mit 57 Punkten (14 Tore, 43 Assists) in der abgelaufenen Saison offensivstarke Tyson Barrie, Mark Barberio, Erik Johnson, Samuel Girard, Patrik Nemeth und Nikita Zadorov weiterhin die Schotten dicht machen. Topverteidiger Johnson und seine Fitness stehen dabei im Fokus, denn in vier seiner letzten sechs Spielzeiten kam er wegen Verletzungen auf weniger als 70 Saisonspiele.

Das Herzstück des Teams ist die erste Reihe mit Nathan MacKinnon als Center und Gabriel Landeskog und Mikko Rantanen auf den Außen. Sie waren äußerst produktiv. MacKinnon war mit 97 Punkten (39 Tore, 58 Assists) der fünftbeste Scorer der NHL, Rantanen markierte 84 Punkte (29 Tore, 55 Assists) und Landeskog 62 Punkte (25 Tore, 37 Assists).
Gefordert sein werden aber weiterhin die Stürmer der anderen Reihen, der Schweizer Sven Andrighetto, J.T. Compher, Tyson Jost, Alex Kerfoot, Nieto und Soderberg, die in der abgelaufenen Saison für zusammen 173 Punkte (83 Tore, 90 Assists) verantwortlich waren.
"Hoffentlich können wir kommende Saison erneut auftrumpfen", gibt Kapitän MacKinnon die Marschroute vor und warnt zugleich: "Die Erwartungen an unsere Mannschaft werden höher sein. Es heißt Playoffs oder Versagen."
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Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Avalanche eine sehr junge Mannschaft besitzen. Sie gehörten zu den Teams in der NHL, die die meisten Punkte von Spielern mit 23 Jahren oder jünger (322) zu verzeichnen hatten. Es ist wichtig, dass dieser Prozess fortgesetzt wird. Rückschläge dieser Talente würden sich vermutlich auf den Teamerfolg auswirken.
Bewahrt werden muss ebenfalls die Heimstärke. Das Pepsi Center war mit geholten 58 von 82 möglichen Punkten eine wahre Festung. So ist es nicht verwunderlich, dass die Top-Reihe gerade zu Hause sehr viel punktete. MacKinnon zum Beispiel verbuchte daheim 67 seiner 97 Punkte. Besonders krass sind die Plus-Minus-Werte: Die erste Reihe kam auf heimischen Eis zusammen auf Plus 68 und auswärts auf Minus 41. Ein bisschen mehr Anpassung der Schwäche in der Fremde an die Heimstärke wäre wünschenswert.
Der Kampf um die Playoff-Plätze in der Western Conference wird für das junge Team, das viele Optionen für die Zukunft besitzt, kein Selbstläufer, aber gleichzeitig keine Unmöglichkeit. Ein Vorteil dürfte die gezeigte Konstanz bei der Zusammensetzung der Reihen sein. Trotz verstärkter Konkurrenz könnten die Avalanche am Ende erneut unter den besten acht stehen.