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NHL.com/de beleuchtet jeden Dienstag der regulären Saison 2019/20 aktuelle Trends in der Liga und Storylines. In dieser Ausgabe geht es um die Auswirkungen der Global Series auf den Erfolg der teilnehmenden Teams.

Während die NHL-Saison 2019/20 noch jung ist, ist die Global-Series-Saison bereits beendet: Mit den Chicago Blackhawks, Philadelphia Flyers, Buffalo Sabres und Tampa Bay Lightning waren vier NHL-Mannschaften zu Gast in Europa und bestritten zwei Freundschaftsspiele in Deutschland (Berlin) und der Schweiz (Lausanne) sowie drei Pflichtspiele in der regulären Saison in Tschechien (Prag) und Schweden (Stockholm).
Neben vielen positiven Aspekten und Auswirkungen der Ausflüge müssen die Spieler allerdings auch die Reisestrapazen und die Zeitumstellung meistern. Deshalb drängt sich die Frage auf, wie sich der Europa-Besuch auf die weiteren sportlichen Leistungen auswirkte. Es lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit.
Vier Stanley-Cup-Sieger in fünf Jahren
Die Idee, NHL-Teams in Europa spielen zu lassen, ist nicht neu und existiert bereits seit 80 Jahren. Nachdem zunächst vor allem Freundschaftsspiele, auch gegen ortsansässige Klubs, ausgetragen wurden, finden seit 2007 auch Punktspiele auf europäischen Boden statt.
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Den Anfang machten in der Saison 2007/08 die Anaheim Ducks und Los Angeles Kings. Die beiden kalifornischen Rivalen duellierten sich im Rahmen der NHL Premiere zweimal in der englischen Hauptstadt London und gewannen jeweils ein Spiel mit 4:1. Zwar konnte sich der damals frisch gebackene Stanley-Cup-Sieger aus Anaheim wieder für die Playoffs qualifizieren, schied dort aber in der 1. Runde aus. L.A. verpasste hingegen den Sprung in die Endrunde.
In den folgenden vier Jahren passierte dann etwas schier Unglaubliches: Es wurde immer ein Team zum Stanley-Cup-Champion, das in derselben Saison auch in Europa gespielt hatte. 2008/09 trafen sich die Ottawa Senators und Pittsburgh Penguins in der schwedischen Hauptstadt Stockholm (3:4 n.V., 3:1). Am Saison-Ende holten die Penguins dann den Stanley Cup. 2009/10 trafen sich Chicago und die Florida Panthers (3:4 n.P., 4:0) in der finnischen Hauptstadt Helsinki. Stanley-Cup-Sieger wurden daraufhin die Blackhawks. 2010/11 begegneten sich die Boston Bruins und Phoenix Coyotes in Prag (2:5, 3:0). Die Bruins sollten bis zur Meisterschaft durchmarschieren. Und auch 2011/12 hatte der Besuch der Los Angeles Kings in Berlin und Stockholm offensichtlich sportlich positive Auswirkungen: Die Kings setzten sich erst in Schweden gegen die New York Rangers durch (3:2 n.V.), verloren aber in der deutschen Hauptstadt gegen die Buffalo Sabres mit 2:4 und stemmten ein paar Monate später zum ersten Mal in ihrer Geschichte den Stanley Cup in die Höhe. Allerdings verlief die reguläre Saison der Kings alles andere als optimal und sie zogen gerade einmal als Achter der Western Conference in die Playoffs ein und marschierten erst dann durch.
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Die Serie reißt - Fluch statt Segen?
Stanley-Cup-Champions made in Europa? Es wäre nicht überraschend, würden die bekanntermaßen abergläubischen Eishockey-Spieler nicht darüber nachdenken. Ob die NHL deshalb in den folgenden sechs Jahren auf Europa-Trips verzichtete, ist nicht verbrieft. In der Realität war der Lookout 2012 und der Ausfall der halben Saison 2012/13 schuld. Davon mussten sich die Liga und ihre Teams erst erholen.

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Jedoch sollte dieses Phänomen unter dem neuen Namen "Global Series" nicht wieder auftreten: 2017/18 spielten die Ottawa Senators und Colorado Avalanche in Stockholm gegeneinander, doch der Titel blieb daraufhin beiden Teams verwehrt - Ottawa schaffte es überraschend nicht die Playoffs, nachdem sie in der Saison zuvor im Eastern Conference Finale standen und dort nur denkbar knapp in sieben Spielen am späteren Titelträger Pittsburgh scheiterten. Die Senators brachen nach den zwei Siegen gegen Colorado in Schweden total ein und landeten auf dem vorletzten Platz im Osten. Colorado nahm die entgegengesetzte Entwicklung und zog trotz der zwei Niederlagen über die zweite Wildcard in der Western Conference in die Playoffs ein, scheiterte allerdings schon in der 1. Runde an den Nashville Predators.
Und auch 2018/19 gab es kein Happy End für die Reisenden - im Gegenteil: Weder die New Jersey Devils noch die Edmonton Oilers, die sich im schwedischen Göteborg trafen (5:2), konnten sich für die Playoffs qualifizieren. Das skurrile war, dass die Devils die ersten vier Saisonspiele inklusive des Auftritts in Schweden gewannen und danach komplett einbrachen. Die Oilers hinkten die gesamte Spielzeit ihren Ansprüchen hinterher und scheiterten trotz eines Trainerwechsels von Todd McLellan zu Ken Hitchcock.
Knapp einen Monat später trugen die Winnipeg Jets und Florida Panthers zwei Spiele im finnischen Helsinki aus (4:2, 2:4). Während die Panthers nicht den Cut für die Endrunden-Teilnahme schafften, schieden die Jets schon in der 1. Runde aus (2:4 gegen den späteren Champion St. Louis Blues). Die Zeiten haben sich augenscheinlich geändert.
Quo vadis, Blackhawks, Flyers, Sabres und Lightning?
Müssen Chicago, Philadelphia, Buffalo und Tampa Bay also in dieser Spielzeit besonders zittern, weil nicht nur eine Titel-lose, sondern womöglich gar Playoff-freie Rest-Saison bevorsteht?

HedmanSVPerf

Blackhawks und Flyers spielten 3:4 in Prag. Seit ihrer Rückkehr sammelten die Flyers 20 Punkte (9-5-2), die Blackhawks 16 (6-6-4). Unmittelbar nach ihrer Rückkehr hatten beide Klubs ihre Anlaufschwierigkeiten: Philadelphia verlor vier von fünf Spielen (1-3-1), Chicago konnte sechs von acht Spielen seit den Global Series nicht gewinnen (2-4-2).
Wie also geht es für die Sabres und Lightning weiter, die zweimal in Stockholm gegeneinander spielten (2:3, 3:5)? Buffalo spielt drei der vier folgenden Partien zu Hause (gegen Carolina, gegen Ottawa, in Chicago, gegen Minnesota). Tampa Bay genießt Heimrecht in fünf der folgenden sieben Begegnungen (gegen die Rangers, gegen Winnipeg, in St. Louis, in Chicago, gegen Anaheim, gegen Buffalo, gegen St. Louis).
Neuer Playoff-Fluch oder die Wiederbelebung einer meisterlichen Serie? Die vier Europa-Gäste werden es in den nächsten Monaten zeigen…