Penguins

Im Stile eines Champions haben die Pittsburgh Penguins die erste Auswärtshürde in der zweiten Runde der Stanley Cup Playoffs übersprungen. Sie kompensierten zum Auftakt der Serie in der Eastern Conference bei den Washington Capitals nicht nur den Ausfall ihrer beiden Stürmer Evgeni Malkin und Carl Hagelin, sondern ließen sich auch durch einen Zwei-Tore-Rückstand nicht aus dem Konzept bringen. In eindrucksvoller Manier drehten sie das Match binnen weniger Minuten und sandten damit für die bevorstehenden Duelle eine deutliche Botschaft an ihren Erzrivalen: Selbst an sich günstige Voraussetzungen und eine gute Leistung reichen nicht automatisch aus, um den amtierenden Titelträger in die Knie zu zwingen.

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Bereits während der Hauptrunde 2017/18 mussten die Penguins immer wieder verletzte Spieler ersetzen. Dabei erwiesen sich die Kadertiefe und die Fähigkeit der Mannschaft, mit widrigen Umständen fertig zu werden, als große Pluspunkte. Beim 3:2-Sieg am Donnerstag vor 18.506 Zuschauern in der ausverkauften Capital One Arena in Washington wurde diese Stärke einmal mehr deutlich.
Coach Mike Sullivan hatte Dominik Simon und Riley Sheahan an die Seite von Routinier Phil Kessel in die zweite Angriffsformation gestellt. Beide machten ihre Sache hervorragend. Nur das Aluminium verhinderte Simons ersten Playoff-Treffer seiner Laufbahn. "Wir suchen in schwierigen Situationen nicht nach Entschuldigungen, sondern nach Wegen, um das Spiel zu gewinnen", machte Sullivan deutlich. "Wenn wichtige Spieler fehlen, haben andere die Möglichkeit, sich zu zeigen und eine bedeutende Rolle einzunehmen. Um eine Meisterschaft zu gewinnen, braucht es mehr als zwölf Stürmer und sechs Verteidiger", so der Trainer weiter. Schon bei den Stanley-Cup-Siegen 2016 und 2017 traute er seinen jungen Akteuren eine Menge zu und hatte damit Erfolg.

Tom Kuhnhackl sieht die Ausgeglichenheit des Kaders ebenfalls als gewinnbringenden Faktor an. "Bei uns ist es völlig egal, wer spielt und wer nicht. Jeder, der im Aufgebot steht, gibt auf dem Eis sein Bestes. Das haben wir in der Vergangenheit stets bewiesen", sagte der 26-jährige Landshuter.
Während Kühnhackl in der Erstrundenserie gegen die Philadelphia Flyers noch Schwerstarbeit im Penalty-Killing verrichten musste, blieb ihm das in Spiel 1 gegen die Capitals erspart. Die Penguins agierten äußerst diszipliniert und verbrachten lediglich eine halbe Minute in Unterzahl. Dann kassierten die Capitals ebenfalls eine Strafzeit und büßten ihren numerischen Vorteil wieder ein, bevor der deutsche Nationalspieler seine Unterzahl-Schicht fahren konnte.
Zwar ist es für einen Abgesang auf die Capitals noch zu früh, doch einen psychologischen Wirkungstreffer in der Best-of-Seven-Serie haben die Penguins mit ihrem Sieg am Donnerstag auf jeden Fall gelandet. Zumal er der Belegschaft aus Washington die verheerende Playoff-Bilanz gegen Pittsburgh ins Gedächtnis rufen dürfte. Von zehn Vergleichen in der K.-o.-Runde seit 1991 gingen neun an die Penguins. Für die Capitals war die Auftaktniederlage daher eine Art schmerzliches Déjà-vu.
Weiterhin spielt es dem Titelverteidiger in die Karten, dass die Top-Reihe mit Kapitän Sidney Crosby, Jake Guentzel und Patric Hornqvist in den Playoffs bislang in rauen Mengen punktet. Am Donnerstag gingen alle drei Treffer auf ihr Konto. In der laufenden Endrunde verbuchte das Trio zusammen bisher sage und schreibe 39 Scorerpunkte. Sollten sie diese Form beibehalten, steht die Capitals-Defensive in den nächsten Begegnungen erneut vor großen Herausforderungen.

Für Sullivan kommen die erfolgreichen Auftritte seiner Top-Formation alles andere als unerwartet. "Sid hat nach all den Jahren immer noch diesen unbedingten Siegeswillen, den man braucht, um Titel zu gewinnen. Er hebt unser Spiel auf ein höheres Level. Darüber hinaus stimmt die Chemie zwischen ihm und Jake. Beide ergänzen sich auf dem Eis auf besondere Weise", erläuterte er.
Ein dickes Lob zollte der Coach auch seinem Torhüter Matt Murray. "Er lässt sich selbst durch frühe Gegentore nicht aus der Fassung bringen. Stattdessen bleibt er ruhig und konzentriert sich gleich wieder auf die nächsten Paraden. Das ist Teil seiner DNA. Diese mentale Stärke ist unglaublich, wenn man bedenkt, dass er im Grunde immer noch ein junger Spieler ist. Matt hat seine Chance genutzt, als er die Nummer 1 bei den Penguins werden konnte", so Sullivan über den 23-Jährigen. Der Coach ist sich sicher, dass Murray auch im bevorstehenden Spiel 2 gegen die Capitals ein starker Rückhalt sein wird: "Unter Druck zeigt er immer die besten Leistungen."
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Die Gefahr, dass seine Mannschaft nach dem verheißungsvollen Start in Euphorie verfällt und dadurch leichtsinnig wird, sieht Sullivan nicht. "Alle sind reif genug und wissen, was es heißt, eine Best-of-Seven-Serie zu spielen. Wir müssen Spiel 1 abhaken und uns auf das nächste Match am Sonntag konzentrieren. Ich bin davon überzeugt, dass die Leader auf dem Eis dafür Sorge tragen, dass alle mit der richtigen Einstellung zu Werke gehen" hob er hervor.
Insgeheim hofft Sullivan darauf, dass sein Team ein weiteres Mal die Oberhand behält und mit zwei Siegen im Gepäck die Heimreise nach Pittsburgh antritt. Das Potenzial dafür sieht er gegeben. "Wir haben viele Elite-Spieler, die jederzeit in der Lage sind, die Capitals in Verlegenheit zu bringen", lautet seine Einschätzung vor dem zweiten Vergleich.
Spiel 2 in der Serie zwischen Washington und Pittsburgh findet am Sonntag um 21 Uhr deutscher Zeit in der Capital One Arena statt (NBC, CBC, TVAS).