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Wie machen sich die deutschsprachigen Spieler in der American Hockey League? Welche Akteure stehen vor dem Sprung in die NHL? Wer wurde von seiner Organisation nach unten geschickt und wer erhielt den erhofften Anruf eines NHL General Managers? Jeden Sonntag wirft NHL.com/de einen Blick auf die nordamerikanischen Minor Leagues und beantwortet diese und noch viele andere Fragen.

Wie viele Rückschläge sind einem Eishockeyspieler in seiner Karriere eigentlich zuzumuten? Wenn jemand ein Lied von Pleiten, Pech und Pannen fehlerfrei singen könnte, dann wäre dies wohl der deutsche American Hockey League Stürmer Markus Eisenschmid.
Mit blutjungen 18 Jahren nahm der gebürtige Marktoberdorfer Eisenschmid seinen ganzen Mut zusammen und siedelte nach Nordamerika über. Er war fest entschlossen, Eishockeyprofi zu werden. Eisenschmid ließ seine idyllische Allgäuer Heimat hinter sich und blickte positiv in eine ungewisse Zukunft auf der anderen Seite des Atlantiks.
Als er zur Saison 2013/14 zu seinem Engagement bei den Medicine Hat Tigers, die ihn beim CHL Import Draft 2013 an 28. Stelle ausgewählt hatten, in der kanadischen Juniorenliga WHL antrat, hatte sich Eisenschmid sicherlich einen Plan vorskizziert, wenn nicht sogar ausgemalt.
Wie so ziemlich jeder Nachwuchsspieler wollte auch Eisenschmid alles, was er hatte in die Waagschale werfen und in der Western Hockey League, die im Fokus der großen NHL-Teams steht, beweisen, was in ihm steckt. Nach ein oder zwei Jahren im kanadischen Nachwuchsbereich sollte beim NHL-Draft sein Name aufgerufen werden und mit etwas Glück ein vorausgefülltes Arbeitspapier eines NHL-Clubs in seine Hände flattern.
Doch für den mittlerweile 22-Jährigen kam alles anders als erwartet. Erst wurde er beim NHL Draft denkbar knapp nicht berücksichtigt, dann warfen ihn zahlreiche Verletzungen in seiner Entwicklung zurück. Kaum setzt Eisenschmid, der sich als ungedrafteter Spieler für einen Platz in der American Hockey League empfehlen konnte, die sprichwörtliche Lokomotive in Gang, da wird sie wieder rüde ausgebremst - ein verlässliches Szenario.
Eisenschmids Geschichte ist eine tragische von Umwegen, Niederschlägen und Comebacks. Sie hat mittlerweile zahlreiche Kapitel, doch ihr Spannungsbogen hat das Happy End bislang noch nicht erreicht.
Ohne große Vorschusslorbeeren startete Eisenschmid als unbeschriebenes Blatt in die Saison 2015/16 - seine erste in der AHL. Er empfahl sich im Verlauf der Spielzeit für immer mehr Eiszeit bei den St. John's IceCaps und war als Center der dritten Sturmreihe gesetzt, als ihn eine Gehirnerschütterung zu einer langen Verletzungspause zwang. Nach nur 28 Spielen, in denen ihm fünf Punkte (1 Tor, 4 Assist) gelangen, war die Debütsaison in der AHL für Eisenschmid gelaufen.

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Doch ans Aufgeben wollte der 183 cm große und 82 kg schwere Linksschütze nicht denken. Am 27. Juli 2016 verkündeten die IceCaps, dass sie den AHL-Vertrag mit Eisenschmid um eine weitere Saison verlängerten. Der Deutsche erhielt eine zweite Chance, die er zu nutzen wusste. Famos startete Eisenschmid in seine zweite AHL-Saison. In der Spielzeit 2016/17 mauserte er sich zu einem verlässlichen Center. Immer wieder zeichnete sich der Allgäuer als zuverlässiger Unterzahlspieler aus. Nachdem er in 32 Spielen sechs Tore und vier Assists erzielt hatte, unterbreiteten ihm die Montreal Canadiens am 7. Januar 2017 einen bis zum Ende der Saison 2017/18 gültigen NHL-Einstiegsvertrag.
Für Eisenschmid schien das Glück zum Greifen nahe, doch die Freude sollte nicht lange währen. Am 28. Januar wurde er im Spiel gegen die Toronto Marlies rüde und unsauber gecheckt, als er die Blaue Linie überqueren wollte. Erneut sah Eisenschmid einer langen Zwangspause entgegen. Erst am 22. März kehrte er wieder für drei Spiele ins Team der IceCaps zurück.
All das wollte Eisenschmid vor der Saison 2017/18 hinter sich lassen. Die Montreal Canadiens wechselten ihr Farmteam und Eisenschmid wechselte mit. Hochmotiviert startete Stehaufmännchen Eisenschmid in seine erste Spielzeit mit den Laval Rockets. In den ersten Spielen punktete er so fleißig wie nie zuvor und nach fünf Spielen hatte Eisenschmid drei Punkte (1 Tor, 2 Assists) auf seinem Konto.
Punkte, die auch von Bundestrainer Marco Sturm nicht unerkannt blieben:
"Markus hat in der AHL eine positive Entwicklung hingelegt und macht immer wieder seine Punkte", analysierte Sturm die Entwicklung des Allgäuers gegenüber NHL.com/de. "Dadurch, dass er jetzt schon ein paar Jahre in Nordamerika dabei ist, hat er seine Rolle gefunden und wird weiter seinen Weg machen. Um in der NHL zum Einsatz zu kommen, gehört aber auch etwas Glück dazu."
Glück, das Eisenschmid endlich zu wünschen wäre. Denn erneut kam es, wie es kommen musste und Eisenschmids Geschichte nahm ihren gewohnten Lauf. Beim ersten Auswärtsspiel der Saison gegen die Wilkes-Barre/Scranton Penguins am 20. Oktober, verletzte er sich erneut. Bislang gaben die Rockets noch kein Statusupdate bekannt.
Die wichtigsten Ergänzungen der vergangenen Woche:
Michael Amadio (C), von den Ontario Reign zu den Los Angeles Kings
Danton Heinen (C), von den Providence Bruins zu den Boston Bruins
Mark Jankowski (C), von den Stockton Heat zu den Calgary Flames
Michael McCarron (C), von den Laval Rockets zu den Montreal Canadiens
Anthony Peluso (RW), von den Hershey Bears zu den Washington Capitals
Nikita Scherbak (RW), von den Laval Rockets zu den Montreal Canadiens
Chandler Stephenson (C), von den Hershey Bears zu den Washington Capitals
Die wichtigsten Streichungen der vergangenen Woche:
Lawson Crouse (LW), von den Arizona Coyotes zu den Tucson Roadrunners
Anthony DeAngelo (D), von den New York Rangers zu den Hartford Wolf Pack
Joshua Ho-Sang (RW), von den New York Islanders zu den Bridgeport Sound Tigers
Brad Malone (C), von den Edmonton Oilers zu den Bakersfield Condors
Nic Petan (C), von den Winnipeg Jets zu den Manitoba Moose
Vadim Shipachyov (C), von den Vegas Golden Knights zu den Chicago Wolves