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NHL.com/de hat sich kürzlich mit einigen Spielern aus der Liga unterhalten, um einen Einblick in breit gefächerte Themen zu bekommen. In dieser Ausgabe schreibt Stefan Herget über das Einkommen und das Vermögensmanagement der Spieler:

Die NHL als stärkste Eishockeyliga der Welt begeistert Millionen von Menschen weltweit und die Liga verbucht mittlerweile einen Jahresumsatz von über vier Milliarden US-Dollar. Die Spielergehälter hinken im Vergleich mit Basketball in der NBA oder American Football in der NFL hinterher und sind besonders durch den Salary Cap (Gehaltsobergrenze), aufgrund dessen jedes Team nur eine bestimmte Gesamtsumme für die Gehälter pro Jahr ausgeben darf, begrenzt. In der Saison 2018/19 beträgt diese mindestens 58,8 Millionen US-Dollar und maximal 79,5 Millionen US-Dollar für ihre Mannschaft.
Trotzdem haben die Einkommen für die besten Spieler wie Connor McDavid von den Edmonton Oilers, John Tavares von den Toronto Maple Leafs oder Carey Price von den Montreal Canadiens den achtstelligen Bereich, also mehr als zehn Millionen, erreicht.

Einer, der seinen nach der kommenden Saison auslaufenden Vertrag in diesem Sommer vorzeitig verlängert hat und dabei seinen Verdienst von 5,5 Millionen auf jährlich 9,5 Millionen ab der Saison 2019/20 für eine Laufzeit von acht Jahren steigern konnte, ist Stürmer Nikita Kucherov von den Tampa Bay Lightning.
"Für mich bedeutet es nur Sicherheit, dass ich neun weitere Jahre hier bleiben darf, und es nimmt mir den Druck", erklärte der 25-jährige Russe gegenüber NHL.com/de. "Ich kann es genießen, hier zu leben. So wird es zu meiner Heimat, weil ich hier eine lange Zeit verbringen werde."
Über einen anderen Aspekt, der für viele Normalverdiener wohl schwer nachvollziehbar ist, macht sich Kucherov weniger Gedanken, will man seinen Aussagen Glauben schenken. "Ich denke nicht wirklich über das Geld nach", schiebt er etwas überraschend hinterher. "Ich gebe nicht viel Geld aus, denn ich habe alles. Also versuche intelligent mit dem Geld umzugehen und lege es auf der Bank oder in einige Investments an, so dass es wächst."
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Dabei geht es ihm in erster Linie, um die Absicherung seiner Familie, will aber andererseits auch nicht wichtige Personen für seine Karriere übergehen. "Ich versuche stets den engsten Freunden, die mich auf dem Weg begleitet haben, etwas zurückzugeben", verdeutlicht Kucherov. "Außerdem möchte ich Geld für meine Kinder und Enkelkinder zurücklegen, so dass sie ein schönes Leben haben werden."
Durch den neuen Vertrag wird Kucherov sogar gut eine Million mehr verdienen als der Starspieler der Lightning, Steven Stamkos. Könnte das zu einem Problem in der Mannschaft werden? "Am Ende des Tages interessiert das keinen", ist er sich sicher. "Wir gehen auf das Eis und spielen dasselbe Spiel. Wen interessiert es schon, dass ich mehr bekomme als alle anderen? Wird er mir den Puck geben, damit ich ein Tor schießen kann? Für alle zählt nur, dass ein Tor fällt. Von daher werde ich nicht darüber nachdenken und die anderen werden es sicher auch nicht tun."
Nur einen Bruchteil von Kucherov verdient Adrian Kempe von den Los Angeles Kings. Der 22-jährige Schwede wurde in der abgelaufenen Saison in 81 Spielen der regulären Saison und den vier Partien der Stanley Cup Playoffs eingesetzt und bekam 925.000 US-Dollar. Doch auch er macht sich schon seine Gedanken zum Zeitpunkt nach seiner Karriere.
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"Du spielst mit vielen Jungs zusammen und du kennst Spieler, die schon im Ruhestand sind, also schaust du dir schon an, was die so machen", erläutert Kempe. "Das hilft natürlich, wenn man das zu Rate ziehen und dann ähnlich agieren kann."
Das viele Geld kann aber auch zur Gefahr werden, wie Kucherov zu berichten weiß: "Es gibt einige gute Beispiele aus dem Basketball und Football. Spieler, die in ihrer Karriere viel Geld gemacht haben und dann gescheitert sind. Du möchtest natürlich nicht, dass dir das auch passiert. Ich bin in einer Familie mit einer anderen Kultur und ohne viel Geld aufgewachsen. Wir waren hart arbeitende Leute und wussten jeden einzelnen Dollar zu schätzen. Wir haben nichts unnütz ausgegeben. Mit dieser Tradition möchte ich auch jetzt nicht brechen. Ich brauche kein Auto, das 300.000 Dollar kostet. Ich will mit meinem Geld vernünftig umgehen und es gut anlegen, damit ich und meine Familie später nach der Karriere, in 15 Jahren oder so, ein gutes Leben haben werden."

Auch die Liga lässt seine Spieler nicht im Regen stehen, denn wer mindestens zehn Jahre in der NHL spielte, hat Anspruch auf eine Rentenzahlung, die ab den 63. Lebensjahr einsetzt und derzeit jährlich rund 250.000 US-Dollar einbringt. Gerade für Spieler, die in ihrer Karriere nicht so viel verdient haben wie Kucherov ein schönes Zubrot. Es besteht außerdem die Möglichkeit, eine dann entsprechend verminderte Rente ab dem 45. Lebensjahr ausbezahlt zu bekommen.
Für Kucherov wird das nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Trotzdem will er sich seine Bodenständigkeit erhalten. "Ich habe so hart dafür gearbeitet es zu kriegen, da will ich es doch nicht einfach nur verschwenden."