Mark-Stone-Canada

Die IIHF Weltmeisterschaft 2019 in der Slowakei endete mit einer faustdicken Überraschung. Mit Finnland triumphierte eine Mannschaft, der man zuvor allenfalls Außenseiterchancen eingeräumt hatte. Der Titelgewinn ist umso bemerkenswerter, da die Finnen bei dem Turnier ohne Unterstützung ihrer NHL-Stars auskommen mussten. Mit Henri Jokiharju (Chicago Blackhawks) und Juho Lammikko (Florida Panthers) standen nur zwei Profis aus der nordamerikanischen Eliteklasse im Kader, die jedoch bei ihren Klubs eher zur Kategorie Ergänzungsspieler zählen.

Trotz der im Vergleich zu den übrigen Meisterschaftsanwärtern ungünstigen Voraussetzungen wurde Finnland einmal mehr seinem Ruf als Turniermannschaft und Favoritenschreck gerecht. Nacheinander besiegten die Finnen die drei Top-Favoriten Schweden (5:4 n. V./Viertelfinale), Russland (1:0/Halbfinale) und Kanada (3:1/Finale). Damit sicherten sie sich nach 1995 und 2011 zum dritten Mal den Titel bei einer Weltmeisterschaft.
Maßgeblichen Anteil am Erfolg hatte Marko Anttila. Der Stürmer von Jokerit Helsinki rettete sein Team in der K.o.-Runde gegen Schweden kurz vor Schluss mit dem Ausgleich in die Verlängerung. Gegen Russland in der Vorschlussrunde gelang ihm der einzige Treffer in der Partie. Und im Finale gegen Kanada drehte er den 0:1-Rückstand mit einem Doppelpack und brachte die finnische Auswahl auf die Siegesstraße.
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Eine starke Leistung bot außerdem der erst 18-jährige Kaapo Kakko von TPS Turku. Der Angreifer, der beim NHL Draft 2019 als First-Overall-Pick gehandelt wird, verbuchte sieben Scorerpunkte (sechs Tore, eine Vorlage) bei seinen zehn Einsätzen. Kakko ist der jüngste Spieler in der Geschichte der IIHF, der sowohl im Juniorenbereich bei der U18 und U20 als auch bei den Herren den Weltmeistertitel gewonnen hat.
Bitter verlief die Weltmeisterschaft für die Vertretung aus Russland. Sie musste trotz einer stolzen Bilanz von neun Siegen aus zehn Spielen mit dem dritten Platz vorliebnehmen. In der Sbornaja war diesmal alles versammelt, was in der NHL Rang und Namen hatte. Mit Nikita Kucherov (Tampa Bay Lightning) und Alex Ovechkin (Washington Capitals) standen jeweils der Top-Scorer und der Torschützenkönig der regulären Saison 2018/19 im Aufgebot. Hinzu kamen weitere Branchengrößen, wie Torhüter Andrei Vasilevskiy (Lightning), die Verteidiger Dmitri Orlov (Capitals) und Nikita Zaitsev (Toronto Maple Leafs) oder die Stürmer Evgeny Kuznetsov (Capitals), Evgeni Malkin (Pittsburgh Penguins), Nikita Gusev (Vegas Golden Knights) und Evgenii Dadonov (Panthers).
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Aber selbst mit diesem Starensemble reichte es nicht für den ersten WM-Titel seit 2014. Nach begeisternden Auftritten in der Gruppenphase und im Viertelfinale gegen die USA (4:3) biss sich die russische Offensive an den gut strukturierten Finnen im Halbfinale die Zähne aus. Mit dem 3:2 n. P. gegen Tschechien im kleinen Finale sorgten die Russen zumindest für einen versöhnlichen Abschluss, wenngleich sie sich natürlich Gold statt Bronze gewünscht hätten.
Zufrieden mit dem Abschneiden bei den Titelkämpfen in Košice und Bratislava war man im Lager der deutschen Nationalmannschaft. Durch den Einzug ins Viertelfinale sicherte sich das mit den NHL-Cracks Leon Draisaitl (Edmonton Oilers), Philipp Grubauer (Colorado Avalanche), Dominik Kahun (Blackhawks) und Korbinian Holzer (Anaheim Ducks) verstärkte Team die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele 2022. Draisaitl glänzte mit fünf Toren und drei Assists und war damit erfolgreichster deutscher Scorer.
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Riesenpech hatte die Schweiz: Beim 2:3 n. V. im Viertelfinale gegen Kanada fehlten dem Vizeweltmeister von 2018 in der regulären Spielzeit lediglich 0,4 Sekunden zum Sieg. Dennoch besteht für die Eidgenossen kein Grund, um lange Trübsal zu blasen. Sie stellten zum wiederholten Mal unter Beweis, dass sie an guten Tagen gegen die großen Nationen jederzeit mithalten können. Mit Roman Josi, Yannick Weber (beide Nashville Predators), Nico Hischier (New Jersey Devils), Kevin Fiala (Minnesota Wild), Nino Niederreiter (Carolina Hurricanes) und Sven Andrighetto (Avalanche) hatte die Schweiz sechs NHL-Spieler ins Rennen geschickt.
Für Österreich und Michael Raffl (Philadelphia Flyers) nahm die WM ein schlechtes Ende. Das 3:4 n. P. im letzten Gruppenspiel gegen Italien bedeutete den Abstieg in die Division I A.
Insgesamt gesehen drückten die NHL-Akteure dem Turnier ihren Stempel auf, auch wenn sie ausgerechnet beim Weltmeister unterrepräsentiert waren. Das spiegelte sich im All-Star Team wider. Mit Schlussmann Vasilevskiy, Verteidiger Filip Hronek (Detroit Red Wings) und den Stürmern Mark Stone (Golden Knights), William Nylander (Maple Leafs) und Jakub Voracek (Flyers) gingen fünf von sechs Nominierungen an NHL-Vertreter. Stone wurde außerdem zum wertvollsten Spieler (MVP) gewählt. Nylander (18 Punkte) belegte in der Scorerwertung vor Kucherov, Gusev und Voracek (je 16 Zähler) den ersten Platz.