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CHICAGO - Eine gewisse Unsicherheit in Bezug auf die Zukunft der Saison hatte sich in den Reihen der Spieler und Trainer schon breitgemacht, noch bevor die Liga am Donnerstag die Unterbrechung des Spielbetriebs aufgrund der Coronavirus-Pandemie bekanntgab.

"Wir sind Athleten, wir wollen uns miteinander messen", sagte Evander Kane von den San Jose Sharks, nachdem er mit seinem Team am Mittwoch gegen die Chicago Blackhawks gespielt hatte. "Natürlich wollen wir da rausgehen und vor unseren Fans spielen. Aber es gibt im Leben eben wichtigere Dinge als Sport."
Dave Tippett, der Trainer der Edmonton Oilers, sagte, dass die aktuelle Krise weit über den Eishockeysport hinausgehe.
"Es ist klar, dass das eine weltweite Gesundheitskrise ist, doch wir mussten noch nie mit so etwas umgehen. Nie zuvor hatte etwas Vergleichbares so große Auswirkungen auf unser Spiel", sagte Tippett nach der 2:4-Niederlage seines Teams gegen die Winnipeg Jets am Mittwoch. "Wir sind schon durch Lockouts gegangen. Das gehörte zum geschäftlichen Teil des Sports. Doch dieses Mal geht es um unsere Gesundheit. Und das betrifft jeden, nicht nur das Eishockey oder den sonstigen Sport. Es sind turbulente Zeiten und wir müssen jetzt damit umgehen, so wie es kommt."
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Die Liga veröffentlichte am Donnerstag folgendes Statement von NHL Commissioner Gary Bettman:
"Unter Betrachtung der weitergehenden Entwicklungen, die aus dem Coronavirus resultieren und nach der Konsultation von medizinischen Experten und der Durchführung einer Telefonkonferenz des Board of Governors, verkündet die National Hockey League heute, dass sie die Saison 2019/20 beginnend mit den Spielen von heute Abend aussetzen wird."
"Die NHL hat versucht, den Empfehlungen der Mandaten von Gesundheitsexperten und lokalen Behörden zu folgen, unter der Vorbereitung für jegliche Entwicklungen ohne vorschnelle Schlüsse oder unangemessenen Reaktionen. Allerdings, die Meldung des vergangenen Abends, dass ein NBA-Spieler auf das Coronavirus positiv getestet wurde - und die Tatsache, dass unsere Ligen so viele Spielstätten und Kabinen teilen, was die Möglichkeit erhöht, dass einige Mitglieder aus der NHL-Community irgendwann positiv getestet werden - sorgt dafür, dass es nicht länger angemessen ist zu versuchen, weiterhin Spiele zu dieser Zeit auszutragen.
"Wir werden weiterhin die Hinweise der entsprechenden Mediziner verfolgen und wir werden unsere Spieler und andere Mitglieder der NHL-Community ermutigen, alle notwendigen Vorkehrungen zu treffen - inklusive Selbst-Quarantäne, wenn angemessen. Unser Ziel ist es, den Spielbetrieb so schnell wie möglich fortzusetzen, sobald es angemessen und vernünftig ist, so dass wir in der Lage sind, die Saison zu beenden und den Stanley Cup zu verleihen. Bis dahin danken wir den NHL-Fans für ihre Geduld und hoffen, dass sie gesund bleiben."

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Die NBA hatte am Mittwoch bekanntgegeben, dass sie ihrerseits den Ligabetrieb aussetzen würden, nachdem ein Mitglied der Utah Jazz positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Das führte zunächst zur Verschiebung des Spiels der Mannschaft bei den Oklahoma City Thunder.
Sharks-Trainer Bob Boughner erklärte, dass er von der Entscheidung der NBA zwischen dem zweiten und dritten Drittel beim Spiel seiner Mannschaft gegen die Blackhawks erfahren hatte.
"Das ist schockierend", sagte Boughner danach. "Keiner weiß aktuell so richtig, was er darüber denken soll. Wir sind alle noch ganz erbost, weil wir das Spiel mit 2:6 verloren haben. Und dann musst du dich plötzlich daran erinnern, dass es wichtigeres auf der Welt gibt, das ja nur ein Spiel war."
Die Begegnung zwischen den Los Angeles Kings und den Ottawa Senators startete erst nach Bekanntwerden der Nachricht von der NBA.
"Das fühlt sich merkwürdig an. Irgendwie war das heute kein normales Spiel", bemerkte Todd McLellan, der Trainer der Kings. "Es waren nicht so viele Fans in der Halle mit dabei wie üblich. Natürlich wussten auch die Spieler schon davon. Dadurch fehlten einige Emotionen auf dem Eis. Zumindest auf unserer Seite. Die Intensität war heute eine andere. Erst nachdem wir in Rückstand geraten waren, haben wir dann besser zu unserem Spiel gefunden."
Schon bevor die NHL die Pause im Spielbetrieb verkündete, war bekanntgegeben worden, dass das Spiel der Columbus Blue Jackets in der Nationwide Arena gegen die Pittsburgh Penguins vor leeren Rängen ausgetragen werden sollte. Auch die Sharks hatten schon verkündet, sich an die örtlichen Vorgaben der Santa Clara County in Kalifornien halten zu wollen und ihre verbleibenden Heimspiele im SAP Center in diesem Monat ohne Fans in der Halle austragen zu wollen.
"Das fühlt sich alles im Moment sehr surreal an", verlautbarte Trainer Boughner im Hinblick auf die Möglichkeit in einer leeren Halle zu spielen. "Wir müssen einen anderen Weg finden uns auf das Spiel einzustellen und uns zu motivieren. Daran habe ich auch heute noch einmal während der Nationalhymne vor dem Spiel gedacht. Es wäre etwas völlig anderes gewesen, hier ein Spiel ohne diese Stimmung bestreiten zu müssen."
Angesprochen auf eine mögliche Unterbrechung des Spielbetriebs sagte Sharks-Verteidiger Brent Burns am Mittwoch noch, dass er nicht daran denken würde.
"Das ist etwas, was einem schon Angst machen kann", meinte er. "Das zeigt uns, wie wichtig der Sport für uns ist. In schwierigen Zeiten hat der Sport den Leuten immer geholfen, sich von den Problemen etwas abzulenken und Spaß zu haben. Es gibt aber diesbezüglich deutlich schlauere Leute als uns, die sich damit besser auskennen. Ich möchte daran glauben, dass der Sport uns helfen kann, diese Zeiten zu überstehen. Mehr kann ich dazu nicht sagen."
Auf dem NHL-Spielplan verbleiben noch 189 Spiele. Das offizielle Ende der regulären Saison war für den 4. April terminiert und die Stanley Cup Playoffs sollten in der Woche ab dem 6. April beginnen.
"Mehr können wir aktuell nicht tun. Die Liga wird das tun, was im Interesse der Spieler und der Fans, sowie aller sonstigen Beteiligten ist", war sich Jets-Kapitän Blake Wheeler sicher. "Es liegt an den Verantwortlichen, die zur Verfügung stehenden Informationen im Sinne aller Betroffenen bestmöglich zu nutzen und die richtigen Schritte zu unternehmen, so dass alle möglichst sicher sind."
NHL.com-Redakteur Tim Campbell und die Freien Autoren Rick Sadowski und Dan Greenspan haben zu diesem Bericht zugearbeitet.