Will Acton

Will Acton hat sich in Deutschland einen Namen gemacht: Der ehemalige NHL-Profi spielte fünf Jahre in der DEL, hing seine Schlittschuhe aber bereits im Alter von 33 Jahren an den Nagel. Nun ist der heute 35-Jährige zurück in der NHL und arbeitet als Pro-Scout bei den Pittsburgh Penguins. Mit NHL.com/de sprach Acton exklusiv über sein Karriereende, seinen neuen Job und seine Zeit in Deutschland.

Plötzliches Karriereende nach fünf Jahren DEL
Der ehemalige Mittelstürmer hat 33 NHL-Spiele (3-2-5) für die Edmonton Oilers in seiner Vita stehen. 2015 wagte Acton ein neues Abenteuer und unterschrieb bei den Schwenninger Wild Wings in der DEL. Für die Schwarzwälder lief der Center insgesamt 151-mal (52-97-149) auf und landete gleich zweimal unter den Top-3-Scorern der Liga. Nach drei Jahren bei den Wild Wings wechselte der 1,91 Meter große Linksschütze zu den Nürnberg Ice Tigers (112 Spiele, 21-48-69), wo er zwei Jahre verbrachte. Sein drittes Vertragsjahr bei den Ice Tigers trat Acton aber nicht mehr an, sondern beendete seine Laufbahn als aktiver Spieler.
"Es war damals vieles unklar, allen voran wegen Corona. Meine Kinder sind auch älter geworden, meine Tochter kam in die Schule und es haben sich in Nordamerika einfach Möglichkeiten für mich und meine Familie aufgetan", erklärt Acton im exklusiven Gespräch mit NHL.com/de. "Es waren daher viele verschiedene Dinge, nicht nur Covid, denn das war eine verrückte Zeit für alle. Ich wünschte, ich hätte damals nach Nürnberg zurückkehren können, aber das hat nicht geklappt. Jetzt blicke ich mit guten Erinnerungen und mit einem Lächeln zurück."
Insbesondere das Leben in Deutschland hat er nach eigener Aussage sehr genossen: "Ich habe es geliebt, wirklich. Meine Familie und ich hatten eine richtig gute Zeit in Nürnberg und Schwenningen. Wenn ich zurückblicke, ist es sehr schade, wie es zu Ende gegangen ist. Wir hatten eine tolle Zeit mit großartigen Menschen, den Fans und der Kultur. Ich habe viele dieser Dinge mit nach Hause nehmen können. Diese Erfahrungen gemacht zu haben, war klasse."

Plötzliches Karriereende nach fünf Jahren DEL

Neuer Job bei einem Traditionsteam
2020 ging es zurück nach Nordamerika - und zunächst in einen Beruf, der mit Eishockey nichts zu tun hatte. "Ich hatte einen Job im Finanzbereich in Toronto. Ich dachte, dass mir das gefallen könnte, doch es hat mir nicht so viel Spaß gemacht, wie ich annahm. Ich habe Hockey vermisst. Ich habe mich immer wieder dabei ertappt, wie ich Spiele angeschaut und an kaum etwas anderes gedacht habe. Wenn du so lange gespielt hast, ist und bleibt es ein Teil von dir", sagt Acton. "Als sich dann diese neue Möglichkeit aufgetan hat, war ich sehr gespannt darauf."
Damit meint er seine Aufgabe als Pro-Scout bei den Pittsburgh Penguins, zu der Acton über Beziehungen kam. "Die Hockey-Welt ist klein oder? Ich kannte schon als Spieler ein paar Leute und habe mir Freundschaften aufgebaut. Eines Tages habe ich einen Anruf bekommen und wurde gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Ich war sehr interessiert, habe mich direkt auf diese Möglichkeit gestürzt und alles gegeben, was ich hatte."
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Seit der Saison 2021/22 zählt Acton zum Stab der Penguins, analysiert jedoch nur Spiele außerhalb von Pittsburgh. "Ich reise viel, schaue mir Spieler an, schreibe Berichte und lerne dazu noch die Managementseite dieses Geschäfts besser kennen. Ich genieße das sehr", so Acton. "Es geht vor allem darum, die Spieler und Mannschaften zu analysieren, ihre besonderen Eigenschaften, was sie auf dem Eis machen und all diese Dinge."

Will Acton 2

Als feste Region betreut Acton den Bereich rund um seinen Wohnort Toronto. "Montreal, Ottawa, Toronto, Detroit, Buffalo - möglich sind aber auch andere Orte, es gibt viel zu beobachten. Ich bin oft unterwegs, als Scout verbringst du viel Zeit in Hotels und im Flugzeug. Als Spieler werden deine Reisen immer für dich organisiert, jetzt muss ich mich selbst darum kümmern. Daran muss man sich erst gewöhnen. Aber das gehört zum Lernprozess dazu und macht auch viel Spaß."

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Ein Auge auf Stützle und Seider
Das Gespräch von NHL.com/de mit Acton fand im Bell Centre in Montreal statt, wo sich an jenem Tag die Montreal Canadiens und die Ottawa Senators gegenüberstanden. "Ich habe mir heute selbstverständlich Tim Stützle genauer angeschaut", verrät Acton. "Er ist ein unglaublicher Spieler, gegen den ich in einer DEL-Saison noch selbst gespielt habe. Jungs wie er und Moritz Seider zeigen, wie viel Talente Deutschland zuletzt hervorgebracht hat. Sie spielen auf der Weltbühne und machen es richtig gut. Es ist schön, ab und zu ein wenig Deutsch hier auf den Spielerbänken zu hören."
In seinem neuen Beruf geht Acton auf und strebt langfristig einen Job im Management eines Klubs an. "Ich bin dankbar, ein Teil dieses Prozesses zu sein und möchte in diesem Bereich meinen Fuß in die Tür bekommen. Ich sauge das alles in mich auf. Es steckt mehr dahinter, als ich das als Spieler erwartet hätte."

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Acton kennt nun beide Seiten: die des NHL-Spielers und die des NHL-Scouts. "Selbst zu spielen hat natürlich am meisten Spaß gemacht", grinst er. "Wenn ich zurückschaue, habe ich als Spieler viele Dinge als selbstverständlich genommen. Jetzt mit ein bisschen Abstand vermisse ich das sehr. Ich vermisse die Tage, an denen ich in der NHL und in Deutschland gespielt habe. Irgendwann ist die aktive Karriere aber für jeden vorbei. Jetzt bin ich froh, dass ich diesem Spiel erhalten bleiben konnte."