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Wie machen sich die deutschsprachigen Spieler in der American Hockey League? Welche Akteure stehen vor dem Sprung in die NHL? Wer wurde von seiner Organisation nach unten geschickt und wer erhielt den erhofften Anruf eines NHL General Managers? Jeden Sonntag wirft NHL.com/de einen Blick auf die nordamerikanischen Minor Leagues und beantwortet diese und noch viele andere Fragen.
Fast einhundert Jahre hat das Ricoh Coliseum in der kanadischen Millionenstadt Toronto auf dem Buckel. Die Wände des sandfarbenen Klinkerbaus am Manitoba Drive könnten zahlreiche Geschichten erzählen, aber nur die wenigsten würden von Sport handeln.

Im Dezember 1921 feierlich eröffnet, bot das zu dieser Zeit als größte Mehrzweckhalle seiner Art bestaunte Gebäude der jährlich stattfindenden Landwirtschaftsmesse ein zuhause. Wo früher Kühe, Pferde und diverse andere Nutztiere einen neuen Besitzer fanden, jagen heute die Toronto Marlies der schwarzen Hartgummischeibe hinterher.
Zwölf Jahre sind vergangen, seit die Toronto Maple Leafs ihr Farmteam aus St. John's, Neufundland, in ihre direkte Umgebung umgezogen haben, und der Schritt sollte sich nicht von Anfang an als Erfolgsgeschichte erweisen. Vor allem in ihren ersten sechs Saisons tat sich die Mannschaft, die nach dem geschichtsträchtigen Juniorenteam Toronto Marlboros benannt wurde, äußerst schwer.
Zwischen den Jahren 2005 und 2011 scheiterten die Marlies drei Mal am Einzug in die Calder Cup Playoffs und wenn sie den Sprung in die Postseason schafften, war dort die Reise häufig schneller beendet, als es ihnen recht war.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Klub, dessen Namen weniger mit Cowboys in Zigarettenwerbung zu tun hat, als es scheint -- Namensgeber war der Duke von Marlborough, ein Cousin des späteren britischen Premierministers Winston Churchill --, sollte sich in den folgenden Jahren als Topteam etablieren.
Seit der Spielzeit 2011/12 dominieren die Marlies ihre North Division schier nach Belieben. Auch wenn sie bislang noch nie den begehrten Calder Cup in die Höhe recken durften, so sind fünf Divisionstitel und zwei zweite Plätze in sieben Jahren eine recht ansprechende Bilanz.
Nachdem die Marlies am Freitag mit einem 4:3-Auswärtssieg gegen die Utica Comets eine kurze Schwächephase, in der sie drei Pleiten in Folge hinnehmen mussten, abgeschüttelt hatten, steht für sie am zweiten Weihnachtsfeiertag das Highlight der regular Season ins Haus.

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Für das Duell mit den Belleville Senators, dem Farmteam der Ottawa Senators, steht ihnen die ganz große Bühne zur Verfügung: Zum Boxing Day bleibt das etwas eingestaubte Ricoh Coliseum geschlossen und die Marlies werden stattdessen im Air Canada Centre ihren Lokalrivalen zum Tanz bitten.
Das Duell der kleinen Brüder weißt zahlreiche Parallelen zur NHL auf. Wie die Senators aus der kanadischen Hauptstadt Ottawa, hinkt auch Belleville seinen Erwartungen in der laufenden Saison weit hinterher. Nach ihrem famosen Eastern Conference Final-Einzug in der Vorsaison, steht Ottawa seit Wochen völlig neben der Spur. Mit lediglich 30 Punkten aus 34 Spielen bekleiden sie in ihrer Atlantic Division den vorletzten Platz.
Auf ebendiesem hat sich auch Belleville eingenistet. Ihre Siegquote von 41,7 Prozent ist die zweitschlechteste in der North Division. Nur die Binghamton Devils -- Farmteam der New Jersey Devils -- können mit noch weniger Siegen aufwarten.
Ganz anders erweist sich ein Blick auf die Marlies. Mit einer Siegquote von 73,3 Prozent rangieren sie in ihrer Division auf dem Sonnenplatz. Wie ihre großen Brüder, die Maple Leafs, können die Marlies folglich eine äußerst positive Zwischenbilanz ziehen.
Durch die Wand ergibt sich eine verblüffende Parallele zwischen dem Abschneiden des Farmteams in der American Hockey League und der Entwicklung beim kanadischen NHL-Team.
Während sich die Edmonton Oilers und Vancouver zur Weihnachtszeit im Tabellenkeller der NHL wiederfinden, machten auch die Bakersfield Condors (achter Platz in der Pacific Division) und Utica Comets (vierter Platz in der North Division) bisweilen einige Schwächephasen durch. Auch die Laval Rockets - Farmteam der Montreal Canadiens - bilden keine Ausnahme und verstecken sich im Mittelfeld.
Hingegen verblüfft das Erstarken der Manitoba Moose. Wie ihre Partner, die Winnipeg Jets, tragen sie ihre Heimspiele im Bell MTS Place aus und sorgen in ihrer jeweiligen Liga für ordentlich Gesprächsstoff. Ihre Ausbeute von 23 Siegen in 31 Saisonspielen und ihre Quote von 79,0 Prozent sind ligaweit Topwert. Nach zwei verpassten Playoffeinzügen führen die Moose die Central Division an und liegen wie auch die Jets überraschend auf Postseason-Kurs.
Die wichtigsten Ergänzungen der vergangenen Woche:
Tyler Bertuzzi (LW), von den Grand Rapid Griffins zu den Detroit Red Wings
Andrew Campbell (D), von den Tucson Roadrunners zu den Arizona Coyotes
Jack Campbell (G), von den Ontario Reign zu den Los Angeles Kings
Filip Chlapik (C), von den Belleville Senators zu den Ottawa Senators
Kevin Gravel (D), von den Ontario Reign zu den Los Angeles Kings
Martin Marincin (D), von den Toronto Marlies zu den Toronto Maple Leafs
Paul Martin (D), von den San Jose Barracuda zu den San Jose Sharks
Shane Prince (LW), von den Bridgeport Sound Tigers zu den New York Islanders
Die wichtigsten Streichungen der vergangenen Woche:
Joe Blandisi (C), von den Anaheim Ducks zu den San Diego Gulls
Michael Chaput (C), von den Vancouver Canucks zu den Utica Comets
Cody Czuczman (D), von den Pittsburgh Penguins zu den Wilkes-Barre/Scranton Penguins
Hudson Fasching (RW), von den Buffalo Sabres zu den Rochester Americans
Nikita Scherbak (RW), von den Montreal Canadiens zu den Laval Rocket
Dylan Strome (C), von den Arizona Coyotes zu den Tucson Roadrunners