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Am Montag sind die Finalisten für die Norris Trophy für den besten Verteidiger der NHL-Saison bekannt gegeben worden. Zu den drei Auserwählten zählen Roman Josi von den Nashville Predators, Victor Hedman von den Tampa Bay Lightning und John Carlson von den Washington Capitals.

"Das ist definitiv etwas Besonderes", sagte Josi am Montag bei einer Video-Pressekonferenz der drei Finalisten. "Ich fühle mich durch die Nominierung geehrt. Wenn man sich die Spieler anschaut, die schon nominiert wurden und gewonnen haben, sind das alles Leute, zu denen man aufschaut. Das gilt auch für John (Carlson) und Victor (Hedman). Es ist eine absolute Ehre für mich, zusammen mit ihnen benannt worden zu sein."
Josi lieferte in dieser Saison bei den Predators mit 65 Punkten, 16 Toren und 49 Assists jeweils persönliche NHL-Bestmarken ab. Der Berner war unter allen Verteidigern der Liga der zweitbeste Scorer hinter Carlson, der 75 Punkte (15 Tore, 60 Assists) verbuchte. Josis 65 Scorerpunkte bedeuteten zugleich einen NHL-Rekord für Schweizer Verteidiger.

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Josi war einer der Schlüsselspieler bei den Predators in der zurückliegenden Hauptrunde. Der Kapitän war erfolgreichster Scorer seiner Mannschaft und trug maßgeblich dazu bei, dass sie die Teilnahme an der Stanley Cup Qualifikationsrunde schaffte. Er wäre nach Nicklas Lidstrom, Zdeno Chara, Erik Karlsson und Hedman erst der fünfte Europäer und der erste Schweizer, der die Norris Trophy gewinnt. Egal, wie es am Ende ausgeht: Seine Ernennung zum Finalisten ist ein weiteres deutliches Zeichen für die positive Entwicklung im Schweizer Eishockey.
"Das alles bedeutet mir viel", ließ Josi wissen. "Es ist wirklich cool zu sehen, was in der Schweiz passiert ist. Es hat mit Mark Streit angefangen. Er war der erste Spieler, der sich in der NHL wirklich durchgesetzt hat. Das hat uns die Augen geöffnet und gezeigt, dass es möglich ist."
Inzwischen hat Josi dem legendären Streit zumindest statistisch den Rang als bester Schweizer Spieler aller Zeiten abgelaufen. Er kommt auf 478 Punkte (105 Tore, 373 Assists) in der Scorerwertung, Streit dagegen nur auf 434 (96 Tore, 338 Assists). Damit ist Josi zumindest in dieser Hinsicht die Galionsfigur des Schweizer Eishockeys.

Roman Josi spricht über Schweizer-Punkterekord

Auf den Spuren von Streit wandelten in den vergangenen Jahren weitere Schweizer Spieler, die sich zu Leistungsträgern in ihren NHL-Teams entwickelt haben. Neben Josi gehören auch einige junge Spieler dazu, wie Timo Meier von den San Jose Sharks, Nico Hischier von den New Jersey Devils oder Kevin Fiala von den Minnesota Wild.
"Mittlerweile haben wir zwölf oder 13 Spieler in der NHL. Viele davon nehmen wichtige Rollen in ihrem Team ein. Das ist toll für die Schweiz. Wir haben in den vergangenen Jahren einen großen Schritt nach vorne gemacht, auch bei der WM. Hoffentlich geht es so weiter", meinte Josi.
In der bevorstehenden Qualifikationsrunde und den Playoffs kann Josi weiter an seinem Vermächtnis arbeiten. Die Predators landeten dank ihm mit 78 Punkten aus 69 Spielen (35-26-8) auf dem sechsten Platz der Western Conference. In einer Best-of-5-Serie treffen sie nun auf die Arizona Coyotes. Der Sieger zieht in die erste Playoff-Runde im Westen ein.
Aufgrund des außergewöhnlichen Formats, das dem vorzeitigen Ende der regulären Saison wegen der Coronavirus-Pandemie geschuldet ist, sind Prognosen zum Ausgang der Playoffs schwieriger denn je. In dieser noch nie dagewesenen Situation könnte jedes Team weit kommen, jedoch auch früh scheitern.
"Alle Teams sitzen im selben Boot", sagte Josi zur Qualifikation und den Playoffs. "Alle freuen sich wahnsinnig darauf wieder spielen zu können. Es wird wahrscheinlich eines der schwierigsten Jahre, um den Stanley Cup zu gewinnen. Alle sind ausgeruht. Ich denke, das werden wirklich spannende Playoffs."

Verteidiger Josi ist ein Elite-Spielmacher

Sollten sich die Predators durchsetzen und den Stanley Cup gewinnen, wäre Josi der vierte Schweizer, der den Pokal in die Höhe stemmen darf. Bislang war das lediglich Streit und den beiden Torhütern Martin Gerber und David Aebischer vergönnt. Mit einem Cup-Sieg der Predators kämen auch Josis Landsmann Yannick Weber und der deutsche Verteidiger Korbinian Holzer zu Meisterehren.
Der Weg zum Titel ist jedoch noch lang und steinig. Aber es ist keine allzu gewagte These zu behaupten, dass Josi nach dem Re-Start einmal mehr die zentrale Figur der Predators sein wird. Wenn er seine Form aus der regulären Saison während der Pause konserviert hat, steigen die Chancen auf den Stanley Cup für Nashville gewaltig.
In einer ohnehin schon sensationellen Saison für Josi würden der Gewinn der Norris Trophy und ein Triumph im Stanley Cup historische Erfolge darstellen, für ihn persönlich und das gesamte Schweizer Eishockey.