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Im Schweizer Eishockey vollzieht sich langsam aber sicher ein Stabwechsel. Nirgendwo zuvor ist das so unmittelbar deutlich geworden, wie jetzt rund um die NHL Global Series Challenge in Bern. Die Protagonisten, um die es geht, sind der Stanley-Cup-Champion und Schweizer NHL-Rekordmann Mark Streit und Nico Hischier, der 2017 als erster Spieler seines Landes bei einem NHL Draft an Gesamtposition 1 ausgewählt wurde. Beide haben eine Vergangenheit beim SC Bern, beide sorgten in der NHL für Aufsehen und beide sind vor dem Gastspiel der New Jersey Devils am Montag in der PostFinance Arena begehrte Gesprächspartner. Neu ist allerdings, dass nicht mehr dem 40-jährigen Streit das Hauptinteresse in sportlichen Belangen gilt, sondern dem 19-jährigen Hischier.

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Streit kann mit dieser Entwicklung sicher gut leben. Er ist bei der Global Series Challenge bei etlichen Veranstaltungen präsent und freut sich über das enorme Interesse der Fans an der NHL, den Devils und Hischier. Die Entwicklung des Eishockeys im Land in den vergangenen Jahren stimmt ihn generell hoffnungsfroh. "Es ist toll, dass so viele junge Spieler nachstoßen und es ihr absolutes Ziel ist, einmal in der NHL zu spielen. Ich würde auch gerne noch mitmischen. Wenn man so lange in der NHL dabei war wie ich, vermisst man das Ganze schon ein wenig", sagt er. Streit hatte seine Laufbahn im Oktober 2017 beendet. Mit 786 Einsätzen in der Hauptrunde, 96 Toren, 338 Vorlagen und 434 Scorerpunkten trat er jeweils als Schweizer Rekordhalter ab.
Hischier legte 2017/18 eine hervorragende Rookie-Saison hin. In der Hauptrunde kam er in allen 82 Begegnungen zum Einsatz und verbuchte 52 Scorerpunkte (20 Tore, 32 Vorlagen). Nach Taylor Hall war er der zweitbeste Scorer der Devils. In den Stanley Cup Playoffs bestritt Hischier ebenfalls alle fünf Spiele der Devils und erzielte dabei einen weiteren Treffer.

David Aebischer, Stanley-Cup-Gewinner mit den Colorado Avalanche im Jahr 2001, traut Hischier zu, in Streits Fußstapfen zu treten und zum großen Aushängeschild des Schweizer Eishockeys in der NHL und darüber hinaus zu werden. "Neben Roman Josi ist er auf jeden Fall ein Anwärter dafür. Nico hat gezeigt, was in ihm steckt. In seinen jungen Jahren schon eine solch großartige Saison hinzulegen, ist unglaublich. Ich hoffe, dass er sich stetig steigern kann und bin mir sicher, dass er allen noch viel Freude machen wird", meint der derzeitige Torwarttrainer des HC Fribourg-Gotteron aus der National League.
Um zu einem der ganz Großen in der NHL zu werden, müsse Hischier vor allem kräftemäßig noch zulegen. "In Interviews hat er ja selbst gesagt, dass er genau daran arbeiten möchte. Auch in anderen Details kann man jeden Tag Fortschritte machen, um ein noch kompletterer Spieler zu werden", so Aebischer. Hischier sei wie Streit charakterlich ein Supertyp. "Die Devils haben sich mit Sicherheit etwas dabei gedacht, dass sie ihn beim Draft gleich an erster Stelle zogen."
Ähnliches: Mirco Mueller]
Die Teamkollegen der Devils spielen gerne mit Hischier zusammen und loben seine Einstellung. "Er verfügt über eine Menge Talent und arbeitet hart", urteilt Travis Zajac über den jungen Schweizer. "Ich freue mich für ihn, dass er nun zusammen mit Mirco (Müller - d. Red.) hier sein kann und seine Familie und Freunde trifft." Zugleich gibt der Devils-Angreifer zu bedenken, dass Hischiers zweites Jahr in der NHL nicht automatisch zum Selbstläufer wird. "Der Druck nimmt zu. Dinge, die in der ersten Saison gut liefen, klappen vielleicht nicht mehr so reibungslos. Das muss man sich vor Augen halten und immer die Bereitschaft mitbringen, sich verbessern zu wollen."
Devils-Verteidiger Andy Greene zeigt sich ebenfalls beeindruckt von Hischier. "Nico ist phänomenal. Er handelt und spielt nicht wie ein typischer 19-Jähriger. Er ist ein ausgesprochener Teamplayer, schlägt kluge Pässe und ist mit vollem Einsatz bei der Sache. Es war großartig zu sehen, wie er im vergangenen Jahr gereift ist. Wir hoffen, dass sich diese Entwicklung in der kommenden Saison fortsetzt", lobt er. Greene sieht Hischier als idealen Botschafter für die NHL und das Schweizer Eishockey. "Man merkt ja, wieviel Spaß es ihm macht, die Devils und sein Land zu repräsentieren und wie nett er hier mit den Leuten umgeht."
Hischier selbst freut sich über den Abstecher mit den Devils nach Bern und die Möglichkeit, dem heimischen Publikum die NHL dadurch ein Stück weit näher zu bringen. "Für die Fans ist das Spiel eine prima Sache, gerade auch für Kinder. Ich denke, dass dies dem Eishockey zusätzlichen Schub verleiht." Der letzte Satz klingt tatsächlich schon richtig nach Botschafter.